Das Deutschland, in dem ich gut und gerne leben würde
von FELIX HONEKAMP
Kürzlich hat meine Frau sich mit der Betreiberin eines Eiscafés in unserer Stadt unterhalten. Sie verkauft in einer Einkaufspassage, die zu dem Zeitpunkt noch – bis auf das Café – vollständig geschlossen war, Eis, Kaffeespezialitäten und Waffeln zum Mitnehmen – 50 m Abstand bis zum Verzehr, so hat es der Staat in Zeiten von Corona festgelegt. Keine Laufkundschaft, viele wissen gar nicht, dass man hier überhaupt ein Eis oder etwas zum Knabbern kaufen kann … kein Wunder, dass die Dame verzweifelt war. „Keine Ahnung, was ich noch machen soll,“ sagte sie. Und die Antwort meiner Frau – auf die ich vor allem in solchen Situationen wirklich stolz bin: „Machen Sie das Café doch komplett auf!“
Der Gedanke war der Betreiberin noch nicht gekommen und vermutlich hat sie ihn auch wieder verworfen, aber in dem ganzen Wahnsinn, der uns derzeit umgibt, erscheint mir die Idee als tatsächlich nachdenkenswert. Außer den Herren Lauterbach, Drosten und Wieler und der ungekrönten Gottkanzlerin selbst, versteht doch heute niemand mehr die getroffenen Regelungen zur Pandemieeindämmung. Da wird Friseuren früher die Öffnung gestattet … weil man dem grassierenden Schwarzmarkt sonst nicht Herr wird. Da dürfen Geschäfte heute nur mit Termin betreten werden, während man sich im Lebensmittelgeschäft nebenan um die Milch drängelt. Die meisten Restaurants haben im vergangenen Jahr viel Geld in Hygienekonzepte investiert und nun bietet man am Horizont die Möglichkeit der Außengastronomie … im noch kühlen Frühling.
Ich mag nicht mehr glauben, dass hinter all dem noch ein nachvollziehbares Vorgehen steckt. Also kann es nur entweder – noch immer mein Favorit – völlige Ahnungslosigkeit sein oder – dicht auf den Versen meines Verdachts – Schikane (welches Ziel auch immer die frühere FDJ-Sekretärin damit verfolgt …). Jedenfalls nichts, woran man sich als ehrlicher Bürger zu halten aufgefordert fühlen sollte. Nur sind die Wege des zivilen Ungehorsams recht mühsam. Als kürzlich die Information verbreitet wurde, man überlege, ob nicht Joggen wegen des Aerosol-Ausstoßes nur noch mit medizinischer Maske erlaubt sein solle, hatte ich mich darauf fast gefreut: Da hätte ich dem Ordnungsamtsbeamten was „husten“ können, wenn er mich hätte aufhalten wollen. Bei den meisten anderen Themen ist man aber man vom „Mitspielen“ der Anderen abhängig.
Sollte also ein Restaurant öffnen – mit vernünftigen (!) Vorsichtsmaßnahmen – dann wäre ich sofort Gast. Und wenn in einer Straße alle Restaurants und Läden vollständig öffneten, dann wäre ich gespannt auf die Hundertschaft, die das beenden oder Bußgelder eintreiben wollte. Und wenn sich die Kunden und Gäste der Polizei in einem Akt zivilen Ungehorsams einfach in den Weg stellen würden auf dem Weg zur Personalienaufnahme, dann wäre ich gespannt, wie man mit einer alten Dame umgeht, die das tut oder mit Kindern, die sich sperren.
Das einzige, was es dazu bräuchte, wäre Zivilcourage. Das allerdings flächendeckend. Denn natürlich würde es auch diejenigen geben, die auch in Diktaturen immer auf die Einhaltung der Gesetze pochen, damit man den Staat nicht zu Repressalien „provoziert“. Aber wenn sich eine Mehrheit fände, die solche Mitläufer einfach nicht mehr beachtete, würde das Risiko für den Einzelnen überschaubar. Ich glaube, ich würde mir, wenn es so eine Aktion landesweit gäbe, tatsächlich mal wieder eine Talkshow im öffentlich-rechtlichen Rundfunk anschauen, nur um zu sehen, wie es Karl Lauterbach vor lauter Schnappatmung nicht mehr schafft, seine autoritären Visionen gegen die Bevölkerung zu formulieren.
Nun muss man natürlich auch in diesem Land – leider und mittlerweile – vorsichtig sein. Denn eine Aufforderung zu einer potenziellen Straftat könnte auf diese Zeitung zurückfallen und damit Menschen betreffen, die meine hier formulierte Meinung gar nicht teilen. Eine solche Aufforderung soll dieser Beitrag also explizit nicht sein … aber man wird ja wohl noch mal von einem Land träumen dürfen, in dem man wirklich gerne lebte!
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Klaus Kelle, Chefredakteur