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Krasikows Freilassung ist eines Rechtsstaates unwürdig

Gefangenenaustausch: Die Geiseln sind frei – aber der Preis ist zu hoch

KLAUS KELLE
Gezockt und gewonnen: Wladimir Putin

Der „Tiergartenmörder“ Wadim Krasikow ist frei. Vermutlich sitzt er heute Abend mit seinem Führungsoffizier vom FSB und ein paar anderen Tschekisten auf irgendeiner Datscha nahe Moskau und schüttet sich den Kopf mit Wodka zu. Wenn er morgen Nachmittag wieder nüchtern ist, werden sie ihm irgendeinen billigen Orden um den Hals hängen als „Held der russischen Föderation“, wobei ein tumber Killer, nein, irgendwas Billigeres ist wahrscheinlicher.

Krasikow hatte am 23. August 2019 im Berliner Tiergarten den Georgier Selimchan Sultanowitsch Changoschwili in Rücken und Hinterkopf geschossen, wohl weil der im zweiten Tschetschenienkrieg als Kommandeur einer Miliz gegen die Russen gekämpft hatte. Sein Asylantrag in Deutschland wurde zunächst abgelehnt, da ihn die Sicherheitsbehörden für einen islamistischen „Gefährder“ hielten. In den Jahren vor Deutschland hatte es mehrfach Mordversuche gegeben. Im Tiergarten klappte es dann.

Der Gewaltverbrecher Krasikow ist nun wieder frei

Eine Schande, gleichzeitig aber auch alternativlos, weil Russland schon häufiger wahllos Bürger westlicher Staaten verhaftet, eingesperrt und mit fadenscheinigen Begründungen zu hohen Haftstrafen verurteilt hatte, um sie dann gegen gefangene russische Spione und Gewaltverbrecher eintauschen zu können.

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In dem größten Gefangenenaustausch seit dem Ende des Kalten Krieges wurden nach Angaben des türkischen Präsidialamts 26 Personen freigelassen. Darunter der US-Journalist Evan Gershkovich sowie der ehemalige US-Marineinfanterist Paul Whelan.

Frei ist auch der Deutsche Rico Krieger, der seit fast einem Jahr in Belarus eingesperrt war und nun durch die russische Marionette Alexander Lukaschenko begnadigt wurde. Frei ist auch der oppositionelle Politiker Wladimir Kara-Mursa (42), der nach Giftanschlägen gesundheitlich schwer angeschlagen ist und zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt worden war.

So gut der heutige Tag für die Freigelassenen aus dem Westen ist, so schlecht ist er gleichzeitig

Putins Kalkül ist aufgegangen. Der Westen ist schwach.

Ein eiskalter Killer wird von Russland zurückgeholt im Tausch gegen einen Journalisten, einen Oppositionspolitiker, der sowieso nichts zu melden hat in Russland.

Die einst formulierte Regel, dass man niemals die Forderungen von Geiselnehmern erfüllt, weil sie dann immer und immer wieder erpressen werden, ist außer Kraft. Nicht erst seit heute, wie auch wir Deutschen wissen, wenn wir an die Zeit des RAF-Terrorismus denken.

Und Putin hat diese Nummer ja nicht zum ersten Mal abgezogen

Der vorherige Austausch des Waffenhändlers But gegen die amerikanische Sportlerin Griner und die Verhandlungen über Alexej Nawalnyj haben dem Kreml gezeigt, wie es im weichen Westen läuft. Und Putin kann sich vor seine Leute stellen und sagen: Seht her, wir lassen euch nicht zurück. Ich kann sogar einen verurteilten Mörder aus einem deutschen Gefängnis nach Hause holen. Alles eine Frage des Preises…

 

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Klaus Kelle, Chefredakteur