Gesichtserkennungs-Software? Nicht nur ein Segen für unsere Sicherheit
Liebe Leserinnen und Leser,
Deutschland gilt als das Land der Datenschützer und Gleichstellungsbeauftragten. Letztere braucht man nicht mehr, weil die Gleichberechtigung der Frauen in unserem Land nicht nur erreicht, sondern – Frauenquoten – übererfüllt wird. Hier kann Frau Bundeskanzlerin, Ministerpräsidentin, Konzernchefin, Talkshow-Moderatorin oder Fußballschiedsrichterin werden, wenn sie gut ist. Kein Problem, Normalität. Ich liebe Frauen, sollen Sie werden, was sie wollen – aber durch die Kraft eigenen Könnens und eigener Leistung.
Heute Morgen habe ich ein anderes Thema für Sie
Im Madison Square Garden in New York gibt es jetzt massiv Streit um den willkürlichen Einsatz von Gesichtserkennungs-Software. Madison Square Garden, das ist das Mekka des Veranstaltungs-Geschäfts in den USA. Hier boxte 1971 Muhammad Ali gegen Joe Frazier den «Fight of the Century», hier sang Marilyn Monroe 1962 dem US-Präsidenten John F. Kennedy das berühmte Geburtstagsständchen „Happy Birthday, Mr President…“ und alle, die damals schon einen Fernseher hatten und alle im Madison Square Garden dachten: Was macht die da mit dem Mikrofon?
Als ich – allerschwerst verliebt – kurz vor dem Millennium eine junge Dame aus dem deutschen Südwesten beeindrucken wollte, lud ich sie ein, ein paar Tage zusammen nach New York zu fliegen. Ich hatte – mit einiger Mühe – zwei Tickets für den Madison Square Garden besorgen können, und wir tanzten im „Garden“ mit 17000 anderen bei der Megashow von Janet Jackson. Für die Jüngeren unter Ihnen: das ist die Schwester vom Bruder…
Später war ich mit einer Politiker-Delegation auch mal dort, wir sahen abends ein Spiel der „Knicks“ (für Knickerbockers) an, und als deutscher Fußball-Fan wunderte ich mich, wieso die Amis beim Basketball völlig desinteressiert am Spiel zu sein schienen. Überall wurde gequatscht und gelacht, die schauffelten Tacos mit warmen Cheddar-Käse in sich rein und tranken literweise eiskalte Cola, so als wären die Sportler auf dem Platz gar nicht da. Fünf Minuten vor Schluss änderte sich das dramatisch, plötzlich drehten alle völlig durch, die Halle wurde zum Hexenkessel, absolute Hysterie. Dann war das Spiel vorbei. Die Amis…
Um den berühmten Veranstaltungsort gibt es jetzt Streit. Der Eigentümer setzt die überall installierten Videokameras mit Gesichtserkennungs-Software ein, um missliebige Geschäftspartner vom Betreten der Halle abzuhalten, aktuell Rechtsanwälte, die sich für ein Spiel Tickets gekauft hatten und nicht reindurften, weil sie an Prozessen gegen den Hallenbetreiber beteiligt waren.
Kann jeder in seiner Halle machen, was er will?
Im Grunde schon, ich bin ein großer Freund von Eigentum und Marktwirtschaft. Aber wenn ich mit meiner Dauerkarte vor dem Eingang zur Südtribüne in Bielefeld angehalten und aus dem Stadion verwiesen würde, weil ich 1994 mal einen kritischen Artikel geschrieben hatte, wäre ich zweifellos ziemlich sauer…
Ich hoffe, Sie alle kommen am Sonntag in alles rein, für das Sie Karten haben…
Schönes Wochenende!
Ihr Klaus Kelle
Neueste Früher Vogel
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Klaus Kelle, Chefredakteur