Hier sehen Sie den AfD-Mann, vor dem man keine Brandmauern errichten muss
Bei vielen der derzeit größten Probleme unseres Landes gäbe es rechnerisch andere Möglichkeiten. Aber Politik ist eben nicht gleich Matheamtik, weil da Brandmauern existieren. Mit wem man reden darf und mit wem nicht, das wird heutzutage in Parteizentralen und Mainstreammedien entschieden. Und solange das so bleibt, wird sich nichts verändern.
Die AfD ist inzwischen in Deutschland eine starke politische Kraft auf der rechten Seite des Parteinspektrums. Aber – so die Anweisung aus dem Juste Milieu – mit den Repräsentanten von einem Fünftel der Bevölkerung darf man nicht reden und kooperieren oder gar gemeinsam abstimmen auf gar keinen Fall.
Und CDU/CSU halten sich brav daran und suchen ihr Heil in Bündnissen mit den Grünen, die wesentliche Schuld daran tragen, dass Deutschland dermaßen in diese Schieflage geraten ist.
Haut dann Björn Höcke aus der thüringischen Provinz einen raus, oder „das freundliche Gesicht des Nationalsozialismus“ meldet sich zu Wort, dann ist es leicht für alle, die mit der AfD nichts zu tun haben wollen, ihre Ablehnung schlüssig zu begründen.
Aber schauen wir mal auf die bürgerlichen Gesichter der AfD, die es ja auch gibt. Menschen, die nicht völkischen oder sozialistischen Ideologien folgen, sondern einfach etwas für ihr Land tun wollen. AfD-Politikern wie Dr. Martin Vincentz vom Niederhrein.
Der wurde vor ein paar Tagen erneut zum Landesvorsitzenden der AfD in Nordrhein-Westfalen wiedergewählt – mit 78 Prozent der Delegiertenstimmen. Ein Ergebnis, dass es so noch nie in der jungen Geschichte der Partei im größten Landesverband gab.
Der 21. Landesparteitag dokumentiert, dass die NRW-AfD so geschlossen ist wie noch nie. Zehn der zwölf gewählten Vorstandssitze gingen an Leute, die fest zum Team Vincentz gehören. Der integrative und liberal-konservative Kurs des alten und neuen Sprechers verfängt offenbar.
Eine „Richtungsentscheidung“ wollten einige vom rechten Parteiflügel auf dem Parteitag herbeiführen. Und die haben sie bekommen, wenn auch anders, als sie es sich wohl vorgestellt haben.
Martin Vincentz ist das, was man einen Realpolitiker nennt. Er will nicht „das System“ zu Fall bringen, sondern er will ein besseres Leben für die Bürger erreichen. Und das vor Ort, an Rhein und Ruhr. Was naheliegt für den souverän wiedergewählten Chef des größten Landesverbandes, wäre wohl der Wechsel nach Berlin. Vincentz zeigt auch zu diesem Thema klare Kante:
„Ich stehe hinter unseren aktuellen Bundessprechern und werde ihre Wiederwahl nach Kräften unterstützen. Ich werde auch für keinen weiteren Posten im neuen Bundesvorstand kandidieren.“
Das soll auf jeden Fall der Bundestagsabgeordnete Kay Gottschalk, der beim Parteitag mit einem knackigen Auftritt zum wiederholten Mal auf sich aufmerkam machte.
Der Humanmediziner Vincentz ist verheiratet mit einer französischen Ärztin, beide haben zwei Töchter, und sportlich ist der Politiker auch. Er war Deutscher Meister im Mannschaftsfechten.
Einen bürgerlicheren Menschen, einen Patrioten, einen Abgeordneten, der sich um Sachpolitik statt Ideologie kümmert – den Mann als gefährlichen Rechtsextremisten von Gesprächen im Parlament auszuschließen ist einfach nur grotesk
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Klaus Kelle, Chefredakteur