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In was für einem Land leben wir bloß, wo man Menschen Respekt für eine große Leistung verweigert, weil sie anders denken?

Liebe Leserinnen und Leser,

der Beitrag meines Freundes und Kollegen Dietrich Kantel gestern über seinen Besuch in der Ausstellung „Flucht – Vertreibung – Versöhnung“ berührt mich und sicher auch viele von Ihnen, die selbst ihre Wurzeln über die eigenen Großeltern in Ostpreußen, Pommern und Schlesien haben. Es wurde höchste Zeit, dass diese Ausstellung endlich für die Öffentlichkeit zugänglich ist. 22 Jahre hat das politische Hickhack um das Erinnern an das unvorstellbare Leid, das 15 Millionen Deutsche nach Kriegsende erlitten haben, die in endlosen Trecks versuchten, Deutschland mit einem Koffer in den Händen irgendwie zu erreichen. Viele schafften es nicht, erfroren, brachen entkräftet zusammen oder wurden auf bestialische Art von Menschen getötet, die unter der Nazi-Barbarei zuvor ebenso unvorstellbar gelitten haben. Ich habe als Schüler das Buch „Der Treck“ gelesen und bekomme bis heute die Bilder nicht aus dem Kopf. Gerade deshalb ist es gut und richtig, dass die ständige Ausstellung den historischen Bogen weiter gespannt hat. Denn Flucht und Vertreibung, Genozide und sinnfreie Gewalt gibt es auch heute. Überall auf der Welt.

Die Gegner der Ausstellung – im In- und Ausland – schimpften, mit dieser Schau würden die monströsen Verbrechen der Nationalsozialisten relativiert. Doch das ist nicht der Fall. Und es ist das historische Verdienst der früheren CDU-Politikerin Erika Steinbach und des SPD-Politikers Peter Glotz, dass diese Ausstellung heute für jedermann anzuschauen ist. Ohne Frau Steinbach, ehemals Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen und ihre Beharrlichkeit würde es diese Ausstellung nicht geben, davon bin ich zutiefst überzeugt. Und ich schäme mich für ein Land, das dieser großartigen Frau den offiziellen Respekt verweigert, weil sie sich nach dem erkennbaren Schaden, denn Bundeskanzlerin Merkel an ihrem eigenen und unserem Land angerichtet hat, von Kanzlerin und CDU angewendet hat. In einem glaubwürdigen Staat hätte Frau Steinbach bei der Eröffnung der Ausstellung vergangenes Jahr in Berlin in der ersten Reihe sitzen sollen. Aber wer erwartet schon Dankbarkeit in der Politik, insbesondere, wenn man im bunten Deutschland konservativer Gesinnung ist?

In den Herbstferien werde ich mit unseren Kindern zu einer mehrtägigen Tour durch Ostdeutschland aufbrechen. Ich will ihnen zeigen, wie schön es dort heute ist und was für großartige Landsleute dort leben. Wir werden in Erfurt, Eisenach und Weimar Station machen, in Leipzig, Dresden und im Erzgebirge, historische Stätten anschauen und viele Freunde in Thüringen und Sachsen treffen. Und auf dem Rückweg bleiben wir zwei Tage in Berlin.

Wir werden zu den wehenden Fahnen Deutschlands und Europas auf dem Reichstag hochschauen, Gyros essen und (ich) Ouzo trinken im Restaurant von Andreas, meinem zypriotischen Freund seit 30 Jahren. Und wir werden durchs Brandenburger Tor schlendern, und ich werde dabei einen ganz kurzen Moment daran denken, wie ich hier in der Nacht vom 10. auf den 11. November 1989 mit einem Kugelschreiber ein Herz in die Farbe am Tor gekratzt und eine Namen hineingeschrieben habe, der inzwischen schon 20 Mal übertüncht wurde. Ordnung muss halt sein. Und dann schleppe ich die ganze Bande erst ins Mauermuseum am Checkpoint Charlie und dann in die Ausstellung über Flucht, Vertreibung und Versöhnung. Und dann gebe ich an irgendeiner Bude für alle eine Fassbrause aus und erzähle ihnen von Erika Steinbach, und was sie mit dieser Ausstellung für unser Land geleistet hat.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur