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Jeder Mensch hat einen Schwachpunkt – für Wahlkreiskandidaten ist das gefährlich

Liebe Leserinnen und Leser,

zu den Vorzügen meines Berufes gehört es, jeden Tag neue interessante Menschen kennenzulernen. Und weil ich von Medien und Politik ein bisschen was verstehe, bin ich auch manchmal in verschwiegenen Runden dabei, wo Dinge besprochen werden, die nicht in einer Zeitung stehen sollten, schon gar nicht was, wo und wer konkret. Wenn man bei solchen Gespräche dabei ist, und die Verschwiegenheitsregel nicht einhält, ist man raus. Und das für immer.

Ich halte mich stets an die Spielregeln und behandle übrigens auch immer alle Personen, die Gegenstand meiner Arbeit sind, korrekt und fair als Journalist, auch wenn sie für Dinge stehen, die nicht meine sind. Mein Job ist es zu berichten. Punkt.

Gestern war ich in einem Kreis von Personen, die sich mit der Tätigkeit des dubiosen linken Kampagnenvereins Campact beschäftigte. Was erst einmal so harmlos klingt, ist eine Organisation, die – Selbstbeschreibung – Kampagnen für sozialen, ökologischen und demokratischen Fortschritt lostreten und für „eine Welt, in der alle Menschen in Frieden leben und ihre Freiheit verwirklichen können“ streiten.

In Bundestagswahlkampf 2021 organisierte Campact politische Vernichtungskampagnen gegen aussichtsreiche konservative CDU-Politiker wie Hans-Georg Maaßen in Thüringen oder Sylvia Pantel in Düsseldorf. Das sind Politiker, die zweifellos auch für einen Fortschritt, Frieden und Freiheit stehen, aber dem linken Juste Milieu in Deutschland nicht ins Konzept passen. Vereine wie Campact finanzieren sich angeblich durch Spenden. Der linke Action-Club hat nur zwölf Mitglieder und angeblich 60.000 Spender. Im Bundestagswahlkampf haben sie Aufsehen besonders durch ihre Kampagne gegen Maaßen erregt, in der sie zum Beispiel versuchten, andere Parteien im Wahlkreis 196 Schmalkalden dazu zu bringen, ihre eigenen Wahlkreiskandidaten zurückzuziehen, damit die gesamte linke Wählerschaft umgeleitet wird zum SPD-Kandidaten, der gegen Maaßen kandidierte. Das Ergebnis kennen Sie alle, Maaßen schaffte es nicht in den Bundestag, der Genosse sitzt jetzt im Bundestag.

Ist das alles nur der Erfolg der linken Campagneros, der eng mit dem Kinderkreuzzug namens „Fridays for Future“ kooperieren und virtuos auf der Klaviatur der medialen Instrumentalisierung spielen? Wohl nicht, aber sie spielen eine wichtige Rolle, sie sorgen für Verunsicherung, sie planen generalstabsmäßig die politische Vernichtung ihrer Ziele.

Verboten ist das nicht, aber es ist eine Veränderung der Spielregeln, und wie immer sind die Bürgerlichen vollkommen unvorbereitet auf so etwas. Die CDU baut Infostände in der Fußgängerzone auf, verteilt Blumensamen, bunte Flyer, Luftballons und Kugelschreiber. Nach politischen Inhalten, die sie von anderen Parteien unterscheiden, fragen die Bürger js auch gar nicht mehr, weil sie wissen, dass es sowas von dieser CDU auch nicht mehr gibt.

Werbeagenturen, Plakatkleber-Kolonnen, Infostände – vergessen Sie das alles! Wahlkampf ist Krieg. Wo sind die Schwachpunkte bei anderen Personen, wie können wir unliebsame Politiker aus dem Rennen nehmen, gern auch mal mir persönlichen Dingen, einer kleinen Freundin neben der Ehefrau, einer umdeklarierten Spende, einem zugeschanzten Baugrundstück. Jeder hat irgendein kleines Geheimnis, und bei jedem gibt es einen anderen, der oder die genau dieses Geheimnis kennt.

Politik ist ein mieses Geschäft, und es ist knallhart. Denn es geht um Status, Macht und Geld. So wie die Kriege der Zukunft nicht mehr von Panzerarmeen gewonnen oder verloren werden, sondern von Cyberarmeen und ihren technischen Möglichkeiten, so werden Wahlen nicht mehr ausschließlich mit Kundgebungen, Plakaten und Werbespots im Fernsehen gewonnen. Nicht die Parteifreunde am Infostand gewinnen oder verlieren für eine Partei die Wahl, sondern die Spin-Doktoren im Hintergrund, die Informationen haben oder beschaffen können, die den Gegner zerstören. Da ist fast jedes Mittel recht, kaum noch fair Play, und das finde ich beunruhigend.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur