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Nur ein einziges Prozent fehlte 2005, dann wäre alles anders gelaufen

Liebe Leserinnen und Leser,

der Kater am Morgen danach ist intensiv in der CDU. Gut, die schlechten Ergebnisse bei den Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg kamen nicht überraschend und sind wegen des hohen Briefwähleranteils vergleichsweise moderat ausgefallen, wenn man darüber nachdenkt, was die einstige große Volkspartei der Mitte in den vergangenen Monaten alles versemmelt hat. Vergangene Jahre, werden Sie jetzt denken, die gewollte Erosion der Partei Adenauers und Kohls läuft doch bereits, seit Angela Merkel damit begonnen hat, den Laden zu zerstören…äh, ich meine zu „modernisieren“. Das war nicht gleich 2005 so, als sie bei der Bundestagswahl den sicher geglaubten Erfolg bei der Bundestagswahl um ein Haar verloren hätte. Amtsinhaber Gerhard Schröder von der SPD, der nach seiner – dringend notwendigen – „Agenda 2010“, als er die deutschen Sozial- und Arbeitsmarktssysteme komplett auf den Kopf stellte und Neuwahlen ausrief, einen fulminanten Bundestagswahlkampf hinlegte,  errang damals 34,2 Prozent und fing Merkel fast ab kurz vor der Ziellinie, die 35,2 Prozent bekam.

An dem Wahlabend war Angela Merkel nicht nur angezählt, sie war fertig, Gewogen und für zu leicht gefunden, sie kann es einfach nicht, dachten damals viele Funktionäre in den Unionsparteien. Die Nacht der langen Messer war bereits angelaufen, das schwache Abschneiden der Frau aus der Uckermark hätte den Auftakt für viele, viele Gremiensitzungen bilden können, bei der inhaltliche und strategische Fehler erörtert und Frau Merkel zum Abschuss freigegeben werden sollte.

Wie wir alle wissen, kam es ganz anders. Nach einem „suboptimalen Auftritt“ Gerhard Schröders in der sogenannten „Elefantenrunde“ im deutschen Gebührenfernsehen – „Sie glauben doch nicht, dass meine Partei mit Ihnen…?“ – blieb den Unionschristen gar nichts anderes übrig, als unverzüglich die Reihen um die eigene Vorsitzende zu schließen, um gegenüber den Anhängern und Wählern der Partei das Gesicht zu wahren. An diesem Abend begann im Grunde das Elend insbesondere der CDU, das wir heute erleben. Ein Absturz, der im vollen Gange ist.

Es gibt für bürgerliche Wähler, für Konservative schon gar keinen Grund mehr, diese CDU zu wählen. Nicht mal das Schreckgespenst einer rot-rot-grünen – sprich: ökosozialistischen – Bundesregierung wäre ein Grund, denn die Merkel-Laschet-Günther-CDU macht  seit Jahren jeden politischen Irrsinn mit. Wenn es nicht unsere erstaunlich robuste Autoindustrie und einen starken Mittelstand gäbe, wäre Feierabend im Land der Dichter und Denker. Und das Argument, man müsse CDU wählen, um jetzt das Schlimmste zu verhindern, zieht nicht mehr. Diese CDU ist Teil des Schlimmsten geworden…

Haben Sie sich gestern Abend auch gefragt, wo eigentlich Armin Laschet ist? Der neue „starke Mann“ der Union und – mutmaßlich – nächste Kanzler war nicht da. Nirgendwo. Sein armer Generalsekretär Paul Ziemiak musste demütig in die Kameras blicken und etwas interpretieren, was einem politischen Erdbeben gleichkommt. Ein frisch gewählter Parteichef Laschet, der am Abend der ersten Wahlen in seiner Amtszeit einfach abtaucht – das hat es so in meiner Erinnerung noch nicht gegeben.

Gestern Abend fanden zwei Landtagswahlen statt im deutschen Südwesten, kein großes Ding sollte man denken. Doch eine CDU, die in zwei einstigen Hochburgen, in der Heimat Helmut Kohls und in der Heimat von Filbinger, Späth und Teufel stramm in Richtung 20 Prozent marschiert, die hat fertig.  Und nicht nur vorübergehend, sondern für immer.

An einem grauen Tag alle guten Wünsche für Sie!

 

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur