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Sonst macht hier jeder, was Bahar Aslan nicht will – eine Grüne im Endkampf an der Rewe-Kasse

von THILO SCHNEIDER

KÖLN – Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie stehen an der Kasse im Supermarkt und dem Rentnerehepaar vor ihnen fehlen zur Komplettierung der Zahlung des Einkaufs drei Euro. Beide überlegen einen Moment, welche von den Waren sie an der Kasse zurücklassen. Was tun Sie?

Ich schließe mit ihnen eine Wette ab: Entweder Sie geben dem Ehepaar die drei Euro – oder Sie warten, bis die beiden aussortiert haben. Eine Alternative ist so gut wie die andere. Warum? Die drei Euro sind eine freundliche Geste, das Aussortieren wahrt die Würde der Aussortierenden. So etwas kommt vor und ist kein Drama. Was Sie mit Sicherheit aber nicht tun werden, ist, herumzulaufen und in der Öffentlichkeit und in den sozialen Medien herum zu posaunen, welch guter und großartiger Mensch Sie sind. Aber Sie sind ja auch kein Mitglied der Grünen.

Sawsan Chebli hat ihre Meisterin gefunden

Bahar Aslan heißt sie, einst, wie ihre in Dauerschleife rassistisch verfolgte Leitungsgenossin in Berlin, Mitglied bei der SPD, hat die sozialen Demokraten wegen Sarrazin verlassen und ist dann den Grünen in Köln beigetreten. Bei Twitter beschreibt sich die rüstige Mittdreißigerin als „Kosmopolitin, Lehrerin, Politische Bildnerin und Speakerin, Lehrbeauftragte HSPV NRW“ und macht „rassismuskritische Bildungsarbeit“. Bezüglich der Speakerin speakt sie sehr laut über sich. Auf Twitter. So laut, dass ich Ihnen diese kleine sympathische Geschichte nicht vorenthalten, aber auch nicht kommentarlos überlassen möchte.

„Wenn ich die freie Entscheidung hätte, würde ich einigen Menschen gerne einen „Nackenklatscher“ verpassen.“

Guter Einstieg, schöne Headline. Einige Menschen haben einen „Nackenklatscher“ verdient, aber eine unbarmherzige Gesetzgebung hindert Bahar Aslan, sie auch zu verteilen. Der Teaser macht neugierig!
„Ich stehe an der Kasse. Vor mir steht ein älterer Herr, der mit seiner Frau ebenfalls seine Sachen auf das Band gelegt hat. 47,80 Euro beträgt sein Einkauf. Er hat aber nur knapp 45,00 Euro dabei.“

Kenne ich. Ist mir auch schon passiert. Dann lege ich etwas zurück und es passt. Kein Beinbruch. Cool bleiben.

„Er entschuldigt sich vielmals und sagt, dass seine Rente diesen Monat nicht gereicht hat. Hastig versucht er zu entscheiden, welche Waren er zurückgeben kann, um unter die 47,80 Euro zu kommen.“

Okay. Wer kennt das nicht? Wenn uns Zwoeuroachtzig an der Kasse fehlen, erklären wir laut und wortreich, warum die uns fehlen. Die Alimente waren zu hoch, die Steuernachzahlung hat uns in den Hintern gebissen, die Gasrechnung kam… Wir alle erläutern dann den Umstehenden, warum uns Zwoeuroachtzig fehlen. Bahar Aslan, die Deanna Troy der Kölner Grünen, merkt aber etwas:
Man merkt ihm und seiner Frau an, dass die Situation für sie unangenehm ist.

Ja logens! Hinter Dir eine Schlange bis Spanien und Du sollst spontan entscheiden, worauf Du für Zwoeuroachtzig verzichten willst. Ja, das kann schon zu Stresspöckelchen und Hautausschlägen führen. Hat das Ehepaar Nackenklatscher verdient? Nein. Denn jetzt kommt der Kracher.

Hinter mir steht ein weiteres Pärchen, vielleicht Mitte 30, die sichtlich genervt sind, weil sie ja heute noch zum Barbecue einer Freundin eingeladen sind und noch so viel erledigen müssen.
Genau. Die vorne jammern über die Rente, die hinter der guten Bahar Aslan, dass sie wegen der Rentner vor der guten Bahar Aslan nicht rechtzeitig alle Zutaten zum Barbecue bei der Freundin kommen. Es ist sehr gesprächig, da an der REWE-Kasse in Köln-Asozial.

Was man wohl alles zu einer Barbecue-Einladung bei einer Freundin mitbringen muss? Halal-Fleisch? Vegetarische Grillwurst? Die Kinder? Wir werden es nie erfahren, welchen Tort die Einladerin dem weiteren Mitte-Dreißiger-Pärchen aufgebürdet hat, aber darum geht’s auch nicht, denn…

Dann sagt der Mann ganz laut: “Wer bei REWE einkaufen will, sollte sich das vielleicht auch leisten können.“

SO WAR ES, BAHAR ASLAN SCHWÖRT!

Wer kennt das nicht? Gerade REWE gilt ja als EDK unter den Supermärkten, als Lamborghini unter den Discountern, als Burger King unter den Feinkostläden über 800 m². Das muss man sich leisten können! Ich erinnere mich an mich selbst, wenn mir bei den Autorentreffen die Kollegen mit der Rolex unter der Nase herumwedeln und ich sage „dafür kaufe ich aber bei REWE ein“ und ich mich dann behaglich in der plötzlich eintretenden, peinlichen Stille zurücklehne. Die Geschichte und Bahar Aslan nehmen nun Fahrt und Adrenalin auf:

„Das alles passiert in wenigen Sekunden und ich merke wie ich aggressiv werde, weil mich das an die Zeit zurückerinnert wie ich mit meiner Mama Büros geputzt habe und dafür von genau solchen Typen ausgelacht wurde…“

Verstehe ich! Verstehe ich! Wenn ich morgens ins Büro komme und unsere Reinemachefrau ist da, stelle ich mich auch erst einmal lachend hin und zeige mit dem Finger auf Sie. Das gehört sich so. Damit klar ist, wer hier die Reinemachefrau und wer hier der Chef ist, der bei REWE einkauft! Wer von uns kennt das nicht?

„Ich drehe mich zu ihm um und möchte am liebsten mit meiner Faust in seine Fresse schlagen. Ich bin keine gewalttätige Person, aber in diesem Moment war das mein einziger Wunsch. Ich kann mich noch beherrschen, aber meine Stimme wird sehr laut.“

Hui! Huihuihuihuihui! Wo ist sie hin, die heitere Gelassenheit der „Kosmopolitin, Lehrerin und Speakerin“ der Grüninnen Kölnin? Also, normalerweise ist sie ja nett und gegen Gewalt und so, aber solchen Typen sollte man schon mal einfach „in die Fresse schlagen“ dürfen. Irgendwo ist dann ja auch mal Schluss mit friedlich! Sonst macht hier jeder, was Bahar Aslan nicht will. Da also sollen sie hingehen, die Nackenklatscher der sympathischen Kölnerin und Pazifistin. Da gibt’s normalerweise im Süpermarket eine aufs Maul, aber dooferweise ist sie ja bei Feinkost-REWE. Mist. Immerhin wird ihre Stimme laut!

Erst nachdem sie ihn so richtig „rasiert“ habe, …und da hat er noch Glück, dass ihre Faust nicht bei ihm in der „Fresse“ gelandet ist, so viel Selbstbeherrschung hatte sie… …drehe ich mich zu dem älteren Paar um und biete Ihnen an, den gesamten Einkauf zu übernehmen.

Nobel. Einfach nur nobel. Edle sei die Menschin, Zwieback und Brot. Nicht nur, dass Bahar Aslan die verdammten Zwoeuroachtzig locker machen will, nein, gleich der ganze verfickte Einkauf darf es sein. So ist sie nun einmal, die fastfresseschlagende Samariterin aus Köln, aber es gibt eine neue Schwierigkeit:

Sie lehnen mehrmals ab und am Ende einigen wir uns drauf, dass ich zahle und wir unsere Kontaktdaten austauschen, damit sie den Betrag eines Tages überweisen können.

Das ist jetzt doof. „Eines Tages“ ist ein etwas unbestimmtes Zahlungsziel, augenscheinlich ist das ältere Ehepaar zumindest früher bei der SPD gewesen und hat es nicht so mit Zahlen und eigentlich wäre die Geschichte jetzt zu Ende und Sie könnten sich jetzt allesamt mit tränenden Augen von diesem Artikel lösen. Tun Sie es nicht.

Es kommt noch besser!

Der ältere Herr bedankt sich vielmals und verspricht mir, dass er nächsten Monat das Geld wieder zurückgeben wird.

Ah, also doch nicht eines fernen Tages. Der ältere Herr versucht, sich einen Rest menschliche und männliche Würde zu wahren und sagt den Zahlungsausgleich nächsten Monat und nicht eines Tages zu, aber NICHT MIT BAHAR ASLAN! Die läuft nämlich jetzt im Gutmenschmodus, während der REWE wahrscheinlich eine zweite Kasse aufgemacht hat, um die Schlange hinter ihr abzufangen:
„Ich verneine und sage, dass er das nicht machen muss und ich es ihm von Herzen gönne.“

Geht es Ihnen jetzt nicht wie mir? Dachten Sie nicht soeben, Ihre Tränenflut habe angesichts derart menschlicher Großherzigkeit ihren Höhepunkt erreicht? Und dann kommt so etwas? Der arme alte Mann, der verzweifelt versucht, sich einen Rest Würde zu bewahren, wird von Bahar Aslan auch noch beschämt? Sie will sein verdammtes Armer-Schlucker-Geld nicht, sie hat das nicht nötig, immerhin kauft sie bei REWE ein, da wird man es sich ja wohl noch leisten können, einem Ehepaar, dem Zwoeuroachtzig fehlen, 47 Euroachtzig zu schenken. Gute Güte! Für diesen Betrag kaufen die beinharten REWE-Millionäre normalerweise das Klopapier für die Woche. Wirklich erschreckend, welch armen Leute bei REWE, dem Treffpunkt der Reichen und Grünen, herumtaumeln. Was aber macht das Barbecue-Hipster-Paar derweil? Es ist anscheinend nicht an eine andere Kasse gewechselt.

„Das junge Paar hinter mir versucht die Fassung zu wahren und als sich unsere Blicke treffen, nehme ich sie nochmal so richtig auseinander, damit sie nie wieder auf die Idee kommen, Menschen herabwürdigend zu behandeln.“

Genau. „Wenn Blicke in die Fresse schlagen könnten“, dann gäbe es jetzt zwei Nasenbeinbrüche und mehrere ausgeschlagene Zähne. Wenn man schon Menschen herabwürdigend behandelt, dann doch lieber so wie Bahar Aslan. Das darf dann schonmal Siebenundvierzigeuroachtzig kosten, wenn sich daraus wenigstens eine Twitter-Story zur Eigenbeweihräucherung basteln lässt!

„Wenn du selbst im sozialen Brennpunkt als Kind armer Eltern aufgewachsen bist, triggern dich solche Situationen. Ich weiß noch wie mal mein Vater ausgelacht wurde, weil er Schuhe anhatte, die Löcher hatten. Er konnte sich zu der Zeit keine neuen Schuhe leisten.“

Klar. So isser halt, der Bonze, lacht über Schuhe mit Löchern, wenn er nicht gerade seinem Aktiendepotstand beim Wuchern zusieht. Gut, dass seine Tochter es dann zu den Grünen Köln schaffte und daher nicht mehr so aufs eigene Geld achten muss. Nur auf das der Anderen. Denn die Moral von Bahar Aslans Geschichte lautet:

Liebe Leute, wenn ihr Menschen begegnet, die ihren Einkauf nicht bezahlen können, was in Zukunft öfter passieren wird, so bietet ihnen eure Hilfe an. Wenn euer monatliches Einkommen es zulässt, zahlt den kompletten Einkauf oder den Differenzbetrag.

Genau. Beschämt sie mit Eurem Reichtum, die armen Schlucker. Ladet alle ein. Alternativ könnten die grünen Bahar Aslans dieser Republik auch auf die eigene Partei einwirken, eine bessere Energiepolitik zu machen, aber so fies will man dann doch nicht sein. Am Ende muss jemand Bahar Aslan den Einkauf bezahlen, dass will ja keiner.

Was noch viel wichtiger ist: Solidarisiert euch bitte mit Menschen, die in Not geraten sind. Wenn ihr mitbekommt wie arme Menschen gedemütigt werden, bitte erhebt eure Stimme und lasst diese Menschen nicht alleine. Gerade in diesen Zeiten ist der gesellschaftliche Zusammenhalt wichtiger denn je!

Gerade die Bahar Aslans und ihre grünen Mitsandalenträger ohne Löcher haben wirklich alles dafür getan, die Gesellschaft zu entsolidarisieren, zu spalten und Menschen über sinnlose Corona-Maßnahmen und schwindelerregende Energiepreiserhöhungen in Armut zu treiben. Den Leuten, die in Not getrieben wurden, jetzt Almosen in Form von Einkaufstütenübernahmen grüner Politiker zu geben, ist exakt das, was sich Grüne unter „Gerechtigkeit“ vorstellen. Schade, dass das alte Ehepaar nicht in der Lage war, Bahar Aslan zu sagen: „Wenn Ihr uns schon nicht unser Einkommen lasst, lasst uns wenigstens unsere Würde.“ Ich hätte es ihr gesagt.

Funfact: Sawsan Chebli, die intellektuell Kronleuchtende der Berliner SPD, hat sich fast sofort in die schleimig-kriecherische Reihe der Gratulanten zu Bahar Aslans wirklich guter, edler und selbstloser Tat und die Bewunderung ihrer Selbstbeherrschung und Selbstgerechtigkeit eingereiht und selbstverständlich schon ähnliches erlebt und natürlich auch exakt so gehandelt. Doch, voll echt im Ernst jetzt. Fresse hauen?

Ja, ich habe sehr geweint. Vor Lachen. Und in der Ferne bellt ein Hund und beim Hinausgehen sang sie ein Lied.

(Weitere herzerwärmend schöne Artikel des Autors unter www.politticker.de)

Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.

Anmerkung für die Redaktion: Quelle (5) Bahar Aslan on Twitter: „Wenn ich die freie Entscheidung hätte, würde ich einigen Menschen gerne einen „Nackenklatscher“ verpassen. Ich stehe an der Kasse. Vor mir steht ein älterer Herr, der mit seiner Frau ebenfalls seine Sachen auf das Band gelegt hat. 47,80 Euro beträgt sein Einkauf. Er hat aber… https://t.co/fqXAfNLDPL“ / Twitter
bahar aslan – Suchen (bing.com)

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Klaus Kelle, Chefredakteur