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Hat sich Familie Assad nach Moskau abgesetzt?

Syrien auf der Kippe – nun hat Putin ein zweites großes Problem

RED
Damascus, Syria – april, 2023: Fruit and vegetable shop,on street in Damascus, Syria

Die Dschihadisten-Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) hat gemeinsam mit Verbündeten innerhalb von vier Tagen die syrische Millionenstadt Aleppo und den Flughafen unter ihre Kontrolle gebracht. Am Wochenende bestätigten Sprecher der Dschihadisten, dass man inzwischen auch strategisch wichtige Orte in den Provinzen Idlib und Hama kontrolliere. Medien berichten, es sei erstaunlich, in wie kurzer Zeit die Islamisten große Geländegewinne „ohne nennenswerten Widerstand“ verzeichnen konnten.

Syriens Präsident Baschar al-Assad kündigte gestern eine Gegenoffensive mit Unterstützung seiner Verbündeten Russland und Iran an. Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der Vereinigten Staaten bekräftigte am Wochenende, die USA seien in die aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen nicht involviert. Russische Kampfflugzeuge griffen indes Ziele in den Provinzen Idlib und Hama an.

In Sozialen Medien kursieren Gerüchte, Assad habe sich am Wochenende mit seiner Familie nach Moskau abgesetzt. Offiziell bestätigt ist diese Meldung bisher aber nicht.

Der Chef der „Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte“, Ramil Abdel Rahman, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass Zehntausende Menschen infolge der Entwicklungen auf der Flucht seien. In Aleppo stünden mittlerweile „Regierungszentren und Gefängnisse“ unter der Kontrolle der Dschihadisten.

Westliche Analysten sind erstaunt von der geheimen Vorbereitung und praktischen Effizienz des HTS bei ihrem Vorstoß. Sie gehen davon aus, dass der Zeitpunkt von den Dschihadisten bewusst zu einem Zeitpunkt gestartet wurde, da Russland wegen seines Krieges gegen die Ukraine wenig Bewegungsmöglichkeiten hat und auch die vom Iran unterstützte Terrororganisation Hisbollah nach massiven israelischen Angriffen schwach und kaum handlungsfähig ist.

Russland lässt wieder Luftangriffe fliegen, hat aber keinerlei Kapazitäten, um am Boden einzugreifen und das Assad-Regime zu stützen. Das birgt große Gefahren auch für Putin persönlich, der sich zuletzt durch militärisches Engagement in der Sahelzone und strategische Spielchen mit dem Brics-Bündnis als entschlossener und starker Anführer vor der Weltöffentlichkeit darzustellen versuchte.

Auch im Ukraine-Krieg läuft es nicht gut für Russland, wenngleich jeden Tag kleine Geländegewinne im Donbass zu verzeichnen sind. Die Offensive ukrainischer Streitkräfte auf russischem Boden vor einigen Monaten in der Region Kursk konnte bisher von Russland trotz des Zusammenziehens von 50.000 Soldaten der regulären Streitkräfte und 10.000 Hilfs-Kämpfern aus Nordkorea nicht gestoppt werden. Russlands Wirtschaft bricht ein, der Rubelkurs stürzt massiv ab, gleichzeitig steigt die Inflation im Land.

Auch Moskaus Verbündeter Iran hat nun Probleme an verschiedenen Fronten. Israels Angriffe auf die vom Iran unterstützten Terrororganisationen Hamas und Hisbollah haben diese in kurzer Zeit getroffen und dezimiert wie noch niemals vorher.

Gut möglich, dass das Assad-Regime in Kürze Geschichte ist. Und ebenso gut möglich, dass die neue Front für Putin selbst zu einem ernsten Problem wird.

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Klaus Kelle, Chefredakteur