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Und plötzlich ist es vorbei…reden wir einen Moment über den Tod

Liebe Leserinnen und Leser,

der dänische Ausnahmefußballer Christian Eriksen ist beim EM-Spiel seiner Mannschaft gegen Finnland auf dem Rasen zusammengebrochen. Einfach so. Herzstillstand. Alle handelten intuitiv richtig – der Notarzt mit der Herzmassage, die Mitspieler, die einen Kreis um den Kameraden bildeten, dessen Leben am seidenen Faden hing, und die Zuschauer, die einfach die Klappe hielten. Inzwischen wissen wir, dass Erikson im Krankenhaus wieder bei Bewusstsein ist und durchkommen wird.

Aber das Beunruhigende beim Tod ist tatsächlich, dass er meistens unerwartet kommt und die Folgen für die Familie, Freunde, für die Firma und das Haus, das noch abgezahlt werden muss, oft gravierend sind. Und selbst die, die schwer krank sind, denken in der Regel, dass sie es mindestens bis zum Jahresende noch schaffen werden. Aber nehmen Sie diesen Fußballspieler, der da vorhin auf den Rasen ins Stadion einläuft und sich warm macht. Er weiß, dass auch seine Freundin irgendwo auf den VIP-Plätzen ist. Vielleicht waren sie für später am Abend noch verabredet zum Essen …oder so. Und dann fällt er einfach so um.

Auf jeden Fall bin ich und viele von Ihnen in einem Alter, wo die Einladungskarten zu Trauerfeiern mit anschließendem Begräbnis alter Weggefährten oder der Großeltern oder Eltern häufiger im Briefkasten liegen. Früher war es bei mir alle zehn Jahre mal eine Beerdigung. Nun sind es zwei, manchmal drei im Jahr.

Mein Vater hatte einen schnellen Tod vor 20 Jahren. Er saß am Abend vor dem Fernsehapparat und schaute irgendwas, da piepte das Faxgerät. Er stand auf, ging zwei Schritte und fiel um. Er war auf der Stelle tot, Herzversagen. Keine Schmerzen, keine monatelangen lebenserhaltenden Maßnahmen auf einer Intensivstation, einfach vorbei. Ich hätte ihm gern noch ein paar Jahre gegönnt, mit ihm über dies und das gesprochen, zum Beispiel, dass ich den Kniefall Willy Brandts in Warschau, der ihn als Kriegsteilnehmer so empört hatte, aus meiner Sicht gut und richtig fand. Aber es kam nicht mehr dazu. Und dennoch, wenn ich es mir aussuchen könnte, dann würde ich es so ähnlich haben wollen wie er. Ohne Qualen, ohne langes Hinsiechen, einfach loslassen. Ohne Schmerzen.

Auf der anderen Seite hängt jeder irgendwie am Leben, selbst wenn es ihm oder ihr schlecht geht. Ich kann mir vorstellen, dass man unter dauerhaften Schmerzen oder völliger Unselbständigkeit zum Beispiel durch eine Lähmung irgendwann nicht mehr will und an nichts mehr Freude hat. Aber im Grunde hängt fast jeder doch an seinem Leben.

Und dann gibt es die anderen, die in eine Situation kommen, wo sie eigentlich noch viele Jahre vor sich haben, und dann zum Beispiel durch einen schweren Motorradunfall auf einer Intensivstation über dem schwarzen Abgrund schweben. Keiner weiß, wie es ausgehen wird. Und dann schafft der Patient das Überleben, sein sehnlichster Wunsch wird erfüllt, weiterleben, einfach weiterleben. Doch dann kommen andere Tiefschläge, die einem das weitere Leben, das man sich so sehr gewünscht hat, wirklich zur Hölle machen.

Ich weiß nicht, ob Sie überhaupt Lust haben, am Sonntagmorgen so ein schwermütiges Thema von mir serviert zu bekommen, aber an Tagen wie gestern drängt es sich auf, mal kurz über das Unvermeidliche nachzudenken.

Man sollte jeden Tag genießen, viel Zeit mit der Familie und den besten Freunden genießen, wenn man wie ich schon etwas älter ist, obwohl man sich gar nicht so fühlt. Das ist wirklich wichtig für alle Beteiligten, und die Zeit, die man vor seinem Tod nicht mit den wichtigen Bezugspersonen verbracht hat, kann man nie nachholen, wenn der mit der Sense unerwartet vor der Tür steht. Und wenn man das Leben so gelebt hat, ich bin sicher, dann fällt es einem auch nicht mehr schwer, loszulassen.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur