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Was Biden gerade von seinen Amtsvorgänger lernt

Liebe Leserinnen und Leser,

wenn Amerikas Wirtschaft hustet, bekommt Europa eine Grippe. Das hat sich in der Vergangenheit immer wieder bewahrheitet. Und so schaut man in Deutschland und Europa genau hin, wenn der US-Präsident eine Rede zur Lage seiner Nation hält. So, wie Joe Biden gestern…

„Wir werden dafür sorgen, dass die Lieferkette für Amerika in Amerika beginnt“, sagte Biden am Dienstagabend (Ortszeit) in seiner Rede zur Lage der Nation vor beiden Kammern des Kongresses. Und wenn Sie über diesen Satz eine Sekunde nachdenken: Das klingt nicht anders als das „America first!“ seines Amtsvorgängers Donald Trump. Der hatte 2016 die Präsidentschaftswahl überraschend mit dem Versprechen gewonnen, dass Amerika fortan wieder auf eine eigene starke Volkswirtschaft setzt, anstatt industrielle Produktionen vorzugsweise nach Asien oder Mexiko zu verlagern, wo dann mit harten US-Dollars Arbeitsplätze geschaffen werden, während die Arbeitslosigkeit im eigenen Land steigt.

Biden kündigte gestern an, dass Baumaterialien für vom Bund geförderte Infrastrukturprojekte – Kupfer, Aluminium, Glasfaserkabel, Bauholz und Trockenbauwände – nach dem Prinzip „Made in America“ in den USA hergestellt werden müssten. „Unter meiner Aufsicht werden amerikanische Straßen, Brücken und Autobahnen mit amerikanischen Produkten gebaut“, sagte Biden.

In Europa wird man Bidens Worte – wie einst die von Trump – mit gemischten Gefühlen hören. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und sein französischer Kollege Bruno Le Maire waren gerade in Washington und warben für eine faire wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Warum erzähle ich Ihnen das heute Morgen?

Weil ich höchst spannend finde, wie Biden in immer mehr Feldern, die durchaus erfolgreiche Politik seines Amtsvorgängers aufnimmt und für sich weiterentwickelt. Der 80-Jährige hat nach den Zwischenwahlen nicht mehr uneingeschränkte Gestaltungsfreiheit in Senat und Repräsentatenhaus, und man sagt ihm nach, dass er für eine zweite Amtszeit als Präsident kandidieren will. Da ist es auch für ihn klug, mal zu schauen, was Trump eigentlich ganz gut gemacht hat. Und das war nicht wenig.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag!

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur