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Weltklimakonferenz in Dubai

Verzichten die Scheichs auf das viele schöne Geld aus fossilen Brennstoffen?

Esther von Krosigk
Foto: pixabay/laddhaashish20030 | Die Metropole Dubai im Morgennebel – Ort der Weltklimakonferenz.

Allmählich wenden sich auch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) der neuen Weltreligion, dem Klimaschutz, zu. Sie sind dieses Mal Gastgeber der Weltklimakonferenz, die vom 30. November bis zum 12. Dezember in Dubai stattfindet. Der zweiwöchige Gipfel könnte ein Fanal sein, dass die erdölproduzierenden Staaten ihre Energiepolitik ändern und ihre Bereitschaft zeigen, noch stärker auf erneuerbare Energien zu setzen. Ansätze hierzu gibt es bereits, doch wie so oft dreht sich vieles um das liebe Geld. Bislang haben die Emirate mit dem fossilen Geschäftsmodell gut verdient – in Dubai wird es nun stark um das Thema Klimafinanzierung gehen. Nach dem Abkommen von Paris 2015 könnte dies der wichtigste und größte Gipfel bislang werden – mit mehr Teilnehmern als jemals zuvor. Erwartet werden 80.000 Menschen aus 198 Ländern.

Der größte Solarpark der Welt befindet sich nahe Dubai mitten in der Wüste

Quasi vor den Stadttoren, rund 50 Kilometer südlich von Dubai, reihen sich mitten in der Wüste Solarpaneele aneinander, soweit das Auge reicht. Der 77 Quadratkilometer messende „Mohammed bin Rashid Al Maktoum Solarpark“, der größte Energiepark der Welt, ist ein gigantisches Projekt. Zweifelsohne ist Dubai niemals verlegen um Superlative. Seit 2012 wird der Park entwickelt, hat bislang 12,8 Milliarden Euro verschlungen und reflektiert die Vision von Dubais Herrscher, Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum: Er will Nachhaltigkeit fördern und eine grüne Wirtschaft schaffen. Der nach ihm benannte Solarpark verwendet verschiedene Photovoltaik- und konzentrierte Solarstrom-Technologien (CSP), um Sonnenlicht effizient in elektrischen Strom, Wärme und sogar Wasserstoff umzuwandeln. Zudem versorgt er eine Wasserentsalzungsanlage mit Solarenergie und fungiert außerdem als Forschungs- und Entwicklungszentrum.

Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum, der ebenfalls Premierminister der VAE ist, hatte bereits vor zwei Jahren erklärt, dass die Emirate voraussichtlich 163 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien investieren werden. Ihren Ehrgeiz in Sachen Klimaschutz haben die Vereinigten Emirate bereits durch ihre Ankündigung demonstriert, dass sie bis 2050 klimaneutral werden wollen.

Jährlich sollen ärmere Länder 100 Milliarden Dollar für den Klimaschutz erhalten

Das ist ein ambitioniertes Ziel, aber damit ist es nicht allein getan. Denn die reichen Länder müssen sich in puncto Klimaschutz der ärmeren Länder annehmen. Das Pariser Abkommen von 2015 gilt als Meilenstein in der internationalen Klimapolitik, weil es einen gemeinsamen konkreten Plan für den Klimaschutz festlegt, nämlich die Erderwärmung auf unter 2 und möglichst unter 1,5 Grad zu begrenzen. Seitdem legt jedes Land nationale Klimaschutzziele fest und reicht sie regelmäßig ein.

Zur Umsetzung der Beschlüsse des Pariser Übereinkommens gehört jedoch auch, dass seit 2020 die Vertragsstaaten 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für die Klimafinanzierung der Entwicklungsländer bereitstellen. Denn der Globale Süden braucht Unterstützung, um diese Transformation zu bewältigen. Doch hier hapert es, bislang wurden nur kleinere Etappenziele erreicht. So wurde seit dem letzten Gipfel in Ägypten ein internationaler Finanzierungsmechanismus für „Verluste und Schäden“ geschaffen, der ärmeren Ländern bei der Bewältigung von klimabedingten Folgen unter die Arme greifen soll. Dieser wird nun schrittweise weiterentwickelt und mit Geldern versehen.

Den Klimagipfel in Dubai leitet der Chef einer der weltweit größten Ölproduzenten

Die Erwartungen an den Gipfel sind groß: Einige EU-Staaten, darunter auch Deutschland, wollen den Ausbau der erneuerbaren Energien vorschlagen: Sie fordern, dass die Erzeugung von Strom, Wärme und Kraftstoffen aus erneuerbaren Quellen bis 2050 auf das Dreifache gesteigert und der Energieverbrauch durch effizientere Maßnahmen halbiert wird. Andere Länder wie etwa Frankreich, Großbritannien und Schweden sprechen sich dafür aus, die Atomkraftkapazitäten bis 2050 zu verdreifachen, sonst könnten die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht erreicht werden.

Vorab regte sich aber auch Kritik: Der Vorsitz der diesjährigen Weltklimakonferenz liegt in den Händen von Sultan Ahmed al-Dschaber. Er ist nicht nur der Minister für Industrie und Fortschrittstechnologien in Dubai, sondern auch der Chef von einem der größten Ölproduzenten der Welt. Seine Wahl passt vielen nicht, denn die Nutzung von Erdöl ist einer der größten CO2-Treiber und befeuert den Klimawandel.

Aber man muss abwägen – denn die VAE machen ihre Bereitschaft zur Veränderung in der Klimapolitik deutlich und stellen die finanziellen Mittel heraus, die ihnen zur Verfügung stehen: „Um die Solarkraft richtig zu nutzen, braucht man Kapital, Sonne und Platz, all das haben wir“, äußerte Ali Rashid Alaleeli kürzlich in einem Interview. Er ist Vizepräsident für Forschung und Entwicklung in der Dubaier Strom- und Wasserbehörde DEWA, die den Energiepark in der Wüste betreibt – immerhin der größte Solarpark weltweit.

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Klaus Kelle, Chefredakteur