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Das war unser Plan

Am Drücker des Sprengstoffgürtels

Gute alte Ölheizung.

von THILO SCHNEIDER

BERLIN – Ich bin 56 Jahre alt. Ein alter, weißer Mann. Vor drei Jahren habe ich ein altes, weißes Haus des Baujahres 1946 (der Erbauer muss glasharter Optimist gewesen sein!) gekauft. Ziemlich auf Kante genäht, und wir haben jeden Raum sukzessive durchrenoviert. Die Elektro- und Wasserleitungen neu gezogen, Wände herausgerissen und wieder eingebaut, Stahlträger installiert. Was wir nicht getan haben, da nicht erste Priorität: Die Heizung gewechselt. In unserem Keller bullert eine Ölheizung aus den 90er Jahren, die nur ein Mal den Dienst versagt hat: Wir hatten vergessen, Öl zu bestellen.

Wer ein Gebrauchthaus kauft, bekommt in der Regel keine Gebrauchsanleitung mitgeliefert. Und wer von 56 Jahren 36 Jahre zur Miete gewohnt hat, der ist doch recht überrascht, was es im eigenen Eigenheim an Eigenarten zu beachten gibt. Das fängt nicht bei der Heizung an und hört nicht mit dem Umgang von Wespennestern an eher unangenehmen Stellen auf. Aber wir haben es so weit mit sehr viel Liebe und Eigenleistung und einer ganzen Stange Geld hingebracht. Auch, wenn wir auf einer Permabaustelle wohnen. Der Plan war (und ist), im Alter einigermaßen miet- und belastungsfrei zu wohnen.

Wir residieren auf ca. 160 Quadratmetern, von den beiden Kindern ist eines ganz, das andere so halb aus dem Haus, die Zahl erstreckt sich über zwei Stockwerke, die beide auch als autonome Wohneinheiten funktionieren könnten. In beiden Stockwerken befinden sich Küche und Bad, wenngleich es an einer zweiten Badewanne mangelt und im Obergeschoss keine Balkone sind. Es besteht also durchaus die charmante Möglichkeit, das Obergeschoss zu vermieten und einen Mieter ein bisschen am Abtrag des Hauses zu beteiligen. Unser Idealmieter wäre natürlich die berühmte alte Dame, noch lieber aber das junge Pärchen, das das Zusammenleben ausprobieren will. Oder die polnische Pflegefachkraft, je nachdem… Wenn wir überhaupt vermieten und fremde Leute im Haus haben wollen. Wollen wir derzeit noch nicht, der Leidensdruck ist noch nicht hoch genug.

Das war unser Plan

Diese Rechnung haben wir aber ohne den Wirt „Bundesregierung“ gemacht. Denn wenn ich das richtig verstanden habe, dann möchte unser Hauswirt, dass wir die gute und zuverlässig funktionierende Viessmann möglichst bald der ewigen Verdammnis anheimgeben, sämtliche Zwischendecken herausreißen und neu mit Fußbodenheizungen versehen, das Haus in Styropor einpacken, das funktionierende Dach sanieren und uns eine Wärmepumpe in den Keller stellen. Schätzungen gehen von wenigstens 50.000 Euro aus. Die eine Bank lächelnd einem 56-Jährigen Selbständigen und seinem hart arbeitenden Schatz in die Hand drückt, wenn er sie auf die nächsten zehn Jahre mit 500 Euro Zusatzbelastung monatlich zurückzahlt. Insgesamt lägen wir dann bei etwa 2.000 Euro im Monat.

Die sind aber kein Problem, denn wenn die Jüngste auch aus dem Haus ist, dann könnten wir, wie gesagt, das Obergeschoss mit seinen 80 Quadratmetern ja vermieten – vorausgesetzt, wir haben da durchrenoviert und wollen fremde Leute im Haus haben…

Allerdings kann es durchaus sein, dass uns auch hier die freie Entscheidung von unserem staatlichen Hauswirt abgenommen wird – denn schon werden Stimmen laut, die fragen, ob alte Leute tatsächlich noch 160 Quadratmetern zum Leben brauchen. Ob es nicht schlauer wäre, sie hätten nur 60 Quadratmeter und die restlichen 100 gehen an eine – eventuell sogar neu hinzugekommene – Familie, die Platz für sich und die 3 Kinder braucht.

Und, Hand aufs Herz, so unberechtigt ist die Frage ja nicht! Wozu brauche ich in 20 Jahren 160 Quadratmeter? Nur, um die Gruft meines Lebens und die damit verbundene Bücher- und Star-Trek Sammlung unterzubringen? Meine letzte Reise werde ich sowieso mit sehr leichtem Gepäck ohne Taschen antreten, wäre es da nicht besser, ich trenne mich von Einrichtung und meinen Kram, der außer für mich für niemanden Wert hat? Ganz rational gesehen, brauche ich zwei paar Schuhe, zwei Hosen, zwei Pullis, zwei Hemden. Menschen in Kenia haben weniger. Und die leben ja auch. So irgendwie. Wer braucht schon eine Büchersammlung, die er nicht mehr liest? Wer braucht zwei Festmeter Schallplatten, deren Songs er lieber streamt? Wer braucht Fotoalben, deren Bilder er auch auf dem Handy hat?

Ich! Ich brauche die! Weil es mir gefällt!

Ja, da bin ich ganz Egoist! Ganz rücksichtslos. Denn ich habe mein Leben lang gearbeitet, um mir diese Dinge leisten zu können – und jetzt soll ich diese Dinge für Leute abschaffen, die mir aus lauter Zukunftsangst und Faulheit die Heizung und den Platz verbieten wollen? Ernsthaft? Ich werde sowieso in den nächsten 20 bis30 Jahren Platz machen, ob mir das gefällt oder nicht und dann muss die Frau meines Lebens entscheiden, wie sie den hinterlassenen Kuchen und an wen verteilt. Wenn sie klug ist, verkauft sie alles und geht mit dem Erlös ins Ausland, weg von dieser Clownregierung, die nicht einmal Wahlen ordentlich veranstalten, geschweige denn vernünftige und logische Politik machen kann.

Aber sie wird nicht gehen. Weil sie dann auch alt ist und 160 Quadratmeter braucht. Für sich. Für Kinder und Freunde, die zu Besuch kommen und für Enkel, die sie dann hoffentlich haben wird. Sie wird aber die 160 Quadratmeter nicht behalten können. Denn damit schadet sie „dem Klima“ und außerdem muss ja die funktionierende Heizung raus. Das wird sie mit einer Witwenrente nicht stemmen können. Ja schade aber auch. Gewählt ist gewählt. Jetzt sind die Grünenden am Drücker. Am Drücker des Sprengstoffgürtels, mit dem sie hier Gesellschaft und Wirtschaft mit einem lauten Knall in die Luft jagen werden. Für, übrigens, genau 0 Einfluss auf das Weltklima. Herzlichen Dank für garnichts.

(Weitere wärmegedämmte Artikel des Autors hier und unter www.politticker.de)

Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.


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