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Alexa & Co. – Künstliche Intelligenz wird unsere Zukunft bestimmen

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

ist Ihnen eigentlich bewusst, dass wir mitten in einer technologischen Revolution stecken, die unser aller Leben in einem Maße verändern wird, das wir uns heute noch nicht einmal in unseren kühnsten Träumen vorstellen können?

Ich weiß noch, wie fasziniert mein Vater war, als es plötzlich Faxgeräte gab. Er hielt das damals, vor 30 Jahren, für eine phantastische technische Innovation, was es ja damals auch war. Als die Computer begannen, erst unsere Büros und dann auch unsere Wohnungen zu erobern, hatte er dafür nur Geringschätzung übrig. Er dachte, das seien „Spielzeuge“, auf denen man nur irgendwelche Marios laufen und Tetris-Blöcke aufeinandersetzen kann. Nichts, was man wirklich braucht. Was für ein Irrtum…

Heute läuft nichts mehr ohne Computer, Smartphones und…ja, Künstliche Intelligenz

Als ich letztens mit einem Freund in Düsseldorf bei einem Drink zusammensaß und er die Zeche bezahlte, tat er das mit einem Ring am Finger. So einen kleinen schwarzen Ring, der die gleiche Funktion erfüllt wie eine ec-Karte. Ring einscannen, abbuchen, fertig.

Und manche von Ihnen werden Alexa zu Hause haben

Für mich ebenso überflüssig wie in den Augen meines Vaters einst der klobige PC auf meinem Schreibtisch und dieses Internetz. „Alexa, spiel mal was von Jackson!“, und dann läuft „Billie Jean“ im Wohnzimmer und im Hausflur. Ja, kann man machen, eine nette Spielerei. Aber brauchen wir das wirklich?

Ich fürchte ja. Nein, ich hoffe ja, denn nur der technische Fortschritt bringt uns weiter. Uns, die Menschheit

Als Reporter kommen Sie ja ein wenig herum auf der Welt. Im Jahr 2007 war ich Redakteur bei der BILD in NRW und zuständig für die landespolitische Berichterstattung. Als solcher war ich mit einer kleinen Journalistenschar in Begleitung des damaligen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers in den USA, u. a. im Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, für mich die vermutlich beste technische Universität auf der Welt, ganz sicher eine der besten, dieses MIT.

Damals zeigte man Rüttgers, seinen Fachleuten und uns zum Thema Technologie zwei Projekte, an denen Wissenschaftler mit ihren Studenten arbeiteten.

Bei dem einen ging es um die Organisation von „Smart Cities“. Konkret: Wie kann man Megastädte wie Mexico City, Hongkong und New York durch intelligenten Einsatz von Technologie lebenswerter und funktionaler machen? Ich weiß noch genau, wie sehr mich faszinierte, als sie das Problem schilderten, wie Menschen in einer Firma in Taiwan mit 5000 Beschäftigten, von denen fast alle täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen, ihre Zweiräder nach der Schicht wiederfinden können.

Das ist ein echtes Problem. Sie stellen jeden Morgen ihr Fahrrad irgendwo auf einem riesigen Parkplatz ab, merken sich ungefähr die Stelle wo, und gehen dann in den Betrieb. Nach der Arbeit wissen Sie, wo ungefähr es stehen muss, aber jeden Tag brauchen sie 30 Minuten, manchmal eine Stunde, um ihr Fahrrad zu finden. Jeden Tag. Jahrzehntelang, ein Verlust an Lebenszeit, oder?

Wie kann man intelligent so etwas organisieren, dass die Arbeiter schneller ihr Rad finden?

Auf dem Autoparkplatz bei Disney in Orlando ist das noch leicht. Da merken Sie sich den Bereich „Daisy“ oder „Minnie“, da werden Sie von Bereich zu Bereich kutschiert, kinderleicht. Aber bei Tausenden Fahrrädern dicht an dicht?

Das andere Projekt, das man uns vorführte, war noch faszinierender. Ein Roboter mit einer – sagen wir – Bärenkopfmaske, eigentlich so ein Knuddelding wie ein „Wookie“ aus Star Wars. Einer der Studenten sprach mit der Maschine, und die veränderte den Gesichtsausdruck, offenbar durch zeitgleiche Analyse der Stimm-Mdulation. Also, einfach gesagt: Wenn der Student zu dem Ding sagte: „Hey, heute ist ein schöner Tag und die Sonne scheint“, dann lächelte der MIT-Wookie. Sagte er: „Gestern Abend ist Deine Oma gestorben“, dann verzog die Maschine „das Gesicht“, als begänne es im gleichen Augenblick zu weinen.

Ich dachte: das gibt’s doch gar nicht, wie machen die das?

Aber das gibt’s, und ich erzähle von 2007, wir sind inzwischen 16 Jahre weiter in der Entwicklung

Und damit komme ich nochmal zurück zu meinem Vater.

Ernst wurde als 19-Jähriger eingezogen für den großen schrecklichen Krieg. Er kam zur Luftwaffe und wurde Pilot. Er flog eine JU 87, die Ältere von Ihnen als „Stuka“ kennen. Nachdem er den Krieg und dreieinhalb Jahre russische Gastfreundschaft in Sibirien überlebt hatte, kam er nach Hause und wandte sich der Sportfliegerei zu. Segelflug, dann Motorflug. In den 70er Jahren wurde er mal Sechster bei den Deutschen Meisterschaften im Kunstflug. War schon cool, mein alter Herr.

Zu seinem 70.Geburtstag ludt ich ihn nach Berlin ein, wo ich damals lebte. Ich zeigte ihm die große Stadt, in der er vorher noch niemals war. Den Reichstag, den Ku’damm, dieses wunderbare Restaurant, wo es die weltbesten Spare Ribs gab damals. Und als Höhepunkt hatte ich ihm einen Besuch im Flugsimulator-Zentrum der Lufthansa geschenkt. Zeit seines Lebens war die Fliegerei sein Ding. Wir hatten in den Bücherregalen daheim reihenweise Bücher über die Fliegerei, Flugzeitungen, im Wohnzimmer hingen Schwarz-Weiss-Foto von Flugzeugen, mit denen er geflogen war, Auszeichnungen, Urkunden.

Aber als der Mann vom Flugsimulator der Lufthansa ihm erklärte, dass ein Verkehrsflugzeug, ein Airbus oder eine Boeing, im Grunde automatisch starten und landen kann, ohne dass der Pilot irgendetwas macht, als es vorher einzugeben und einen Knopf zu drücken, da war mein Vater wirklich überfordert, das zu verstehen.

Wir reden und streiten auch hier jeden Tag über Politik, über Klimahysterie, Putin und Steuern. Aber am Ende des Tages ist nichts so wichtig für die Zukunft unserer Kinder, wie der wissenschaftiche Fortschritt.

Schauen Sie nicht auf Ihr Handy, wenn Sie nachher im Auto am Steuer unterwegs sind!

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur