Börsenbeben im Anmarsch: Lassen Sie sich nicht vom aktuellen Kursniveau täuschen!

Wenn Sie aktuell den deutschen Aktienindex DAX verfolgen, werden Sie über seine Performance nur staunen. Über 15 Prozent Wertsteigerung allein seit Dezember 2024. Ein Rekordhoch von 22.935 Punkten. Und auch nicht ganz unberechtigt. So meldeten die Versicherungskonzerne Allianz und Münchener Rück Rekordergebnisse. Die deutsche Börse, Telekom ebenfalls und über Rheinmetall müssen wir aufgrund der aktuellen Sicherheitslage ja kaum reden. Da die meisten Dax-Konzerne ihre Gewinne im Ausland erwirtschaften, zeigen Sie sich von der wirtschaftlichen Schwäche in Deutschland unbeeindruckt. Man könnte meinen, dass weiterhin goldene Zeiten bevorstehen.
Doch wie heißt es so schön. „Je höher Sie fliegen, desto tiefer fallen Sie.“
Ich rechne in den nächsten Monaten mit erheblichen Marktturbulenzen und rapiden Kursabstürzen.
Man könnte meinen, dass die wirtschaftlichen Risiken von den Investoren am Aktienmarkt völlig ausgeblendet werden. Daher hier eine kleine Zusammenfassung, welche Risiken uns in nächster Zeit drohen:
- Eines der offensichtlichen sind die amerikanischen Zölle durch US-Präsident Donald Trump. Großteils 25 Prozent Zölle auf kanadische und mexikanische Güter, 10 Prozent aus Waren aus China und die EU ist demnächst auch noch davon betroffen. Das Problem mit Zöllen ist, dass Sie ein massiver Inflationstreiber sind. Die Kerninflationsrate ohne schwankungsanfällige Energie und Nahrungsmittel war im Januar höher als erwartet. Hier meldete das US-Arbeitsministerium eine Jahresrate von 3,3 Prozent. Analysten hatten im Schnitt mit 3,1 Prozent gerechnet. Die Kernrate wird von der US-Notenbank Fed besonders beachtet. Zum Verständnis: Sie gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate. Und da sind die Zölle noch nicht drin, die zu einer Lohnpreisspirale (steigende Löhne, die wiederum zu steigender Inflation beitragen) führen werden. Der Leitzins der amerikanischen Notenbank FED liegt derzeit zwischen 4,25 bis 4,5%. Die Investoren am Markt sind der Ansicht, dass die FED in nächster Zeit die Zinsen senken wird. Das ist bereits vom Markt eingepreist. Ich sehe das anders. Ich rechne mit einer weiteren Zunahme der Inflation, was die FED dazu bewegen wird, die Zinsen zu erhöhen, statt zu senken. Das erhöht die Kosten für die Firmen und macht Investitionen unattraktiver. Und sollte zu einer Schwächung des Aktienmarktes führen.
- Ein weiteres unterschätztes Risiko im Markt bezogen auf die Inflation ist die Lage im Nahen Osten, insbesondere die Spannungen zwischen Israel und dem Iran. Aktuell ist es noch ruhig, doch ich vermute, dass dies nicht mehr lange von Dauer sein wird.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien hat kürzlich berichtet, dass der Iran die Herstellung von (beinahe) atomwaffentauglichem Uran in den vergangenen Monaten stark beschleunigt hat. Trotz vorangegangener Gespräche über eine Begrenzung der Produktion. Eine Atombombe würde die Bedrohung des Staates Israel massiv erhöhen. Aufgrund der aktuellen militärischen Situation des Iran (neutralisierte Verbündete wie die Hisbollah und Syrien, zerstörte Anlagen durch den israelischen Luftangriff von Oktober 2024) sowie die wirtschaftliche Schwäche im Land, ist die Ausgangslage für einen israelischen Angriff Ideal.
Darüber hinaus gibt es Berichte über erfolgte Waffenlieferungen der USA an Israel in Milliardenhöhe. Darunter u.a. die bunkerbrechenden MK-84-Bomben.
Als Reaktion auf einen Angriff wird der Iran vermutlich die Straße von Hormus sperren. Dabei handelt es sich um den wichtigsten Wasserweg auf dem Handelsweg von Europa nach Indien. Durch die Straße von Hormus wurden 2023 täglich durchschnittlich mehr als 20 Millionen Barrel Rohöl, Kondensate und Ölprodukte transportiert. Dies entsprach etwa einem Fünftel des weltweiten Verbrauchs. Lieferländer, die die Meerenge für Exporte nutzen, sind vor allem Saudi-Arabien, die VAE, Kuwait, Irak und Iran. Eine Abriegelung des Wasserweges würde massive Auswirkungen auf den Ölpreis haben und die o.g. Inflation noch einmal zusätzlich befeuern.
- Die Spannungen zwischen Taiwan und China nehmen weiter zu. Taiwan ist für Europa und die USA einer der wichtigsten Lieferanten für die dringend benötigten Halbleiter. Aktuell führt die Regierung in Peking regelmäßig militärische Manöver vor Taiwan durch. Das Ziel ist eine Abriegelung und anschließende Einnahme der Insel. Zudem bezweifle ich stark, dass die Amerikaner weiterhin als Schutzmacht Taiwans eintreten werden. Ein Krieg zwischen diesen beiden Ländern würde nicht nur enorm die Lieferung von Halbleitern unterbrechen. Es wird vermutlich auch zu einem Handelskrieg zwischen China und den USA/Europa führen. Als Beispiel dafür könnte man die Sanktionen auf Russland, bezogen auf den Ukraine Krieg nehmen.
- Was die wenigsten Investoren vor Augen haben, ist die Situation in Japan. Die Regierung in Tokio verfolgte Jahrzehnte eine 0 Zins Politik. Die Inflation und das Wirtschaftswachstum kamen in den letzten Jahren beide nicht voran.
Die neusten Inflationsdaten beliefen sich für Japan auf 3,2 % und es ist mit weiteren Steigerungen zu rechnen. Warum ist das so wichtig?
Aufgrund der jahrelangen Null-Prozent-Zinspolitik in Japan, liehen sich internationale Investoren in Japan zu beinahe 0% Zins Kapital, um es dann in Ländern beispielsweise den USA mit höherer Rendite zu investieren ( sog. Carry Trades )
Eine Zunahme der Inflation würde für die japanische Notenbank bedeuten, dass Sie die Leitzinsen anheben muss. Das würde es für internationale Investoren unattraktiv machen, sich weiterhin Kapital dort zu leihen. Bereits eine Zinserhöhung der japanischen Notenbank von 0,25 % im August letzten Jahres führte zu einem massiven Börseneinbruch in Japan. Der japanische Leitindex Nikkei 225 erlitt den heftigsten Kurseinbruch seit dem Schwarzen Montag 1987 und stürzte innerhalb eines Tages um 12,4 % ab. Weitere Erhöhungen der Zinsen dürften zu deutlich massiveren Kurseinbrüchen führen.
- Ein erneuter Government-Shutdown in den USA. Aktuell konnten sich die Republikaner und die Demokraten noch nicht auf einen gemeinsamen Haushalteinigen. Das geltende Finanzierungsgesetz läuft nach dem 14. März aus. Kommt es zu einer Haushaltssperre, sind etliche Behörden der Vereinigten Staaten betroffen. Regierungsangestellte erhalten keinen Lohn mehr, Nationalparks schließen ihre Pforten, Subventionsprogramme und Sozialhilfen werden eingefroren. Laut Angaben des Haushaltsbüros des US-Kongresses kann ein Shutdown ganz schön teuer werden. Die Haushaltssperre in den USA 2018/2019 unter Donald Trump verursachte demnach Kosten in Höhe von acht Milliarden Euro für die US-Wirtschaft. Aufgrund der hohen Inflation und der Arbeitskämpfe in den USA ist die Gefahr laut US-Ökonomen aktuell aber noch viel höher. Mögliche Kosten würden also weit über dem damaligen Wert liegen.
Aktuell ist es daher sehr ratsam, sich nicht von den hohen Kursniveaus täuschen zu lassen und die Märkte sowie die Geopolitik genau zu beobachten.
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Klaus Kelle, Chefredakteur