„Broken Windows“ in Deutschland: Wie die politische Fragmentierung diese Gesellschaft kaputt macht
von THILO SCHNEIDER
BERLIN – Kennen Sie die „Broken-Windows“-Theorie? Falls nein, sei sie hier kurz erklärt.
Wenn in einem Haus in einem Stadtviertel ein Fenster eingeworfen und nicht sofort ersetzt wird, dann werden in dem Haus über eher kurz als lang alle Scheiben eingeworfen. Das Haus wird geplündert, Nachlässigkeit in der Nachbarschaft steigt, die Gegend „kommt runter“. Bald sind überall Schmierereien zu sehen, Kriminalität greift um sich und wird geduldet. Es wird öffentlich ungeniert uriniert und niemand kümmert sich um den anderen, soziale Bindungen reißen, die Gesellschaft wird fragmentiert und es beginnt eine Abwärtsspirale, die schließlich die komplette Gegend in Dreck und Armut verkommen lässt.
Der Sozialforscher Philip Zimbardo stellte zwei PKW ohne Nummernschild und mit offener Motorhaube in zwei unterschiedlichen Städten ab: Einmal in der Bronx/New York und einmal in Palo Alto/Kalifornien. Während in der Bronx das Fahrzeug nach nur einem Tag komplett ausgeschlachtet und vandaliert worden war, schloss in Palo Alto ein Anwohner die Motorhaube und das war es dann. Zimbardo folgerte daraus, dass eine Gegend nur dann noch weiter herunterkommt, wenn sie bereits soziale Vorschäden aufweist.
Warum erzähle ich das? Was im Kleinen gilt, gilt erst recht im Großen. Wir haben in Deutschland mittlerweile Hunderttausende „zerbrochener Scheiben“ und Autowracks. Und wir bemerken diesen Abrutscheffekt in der Gesellschaft jeden Tag. Ob dies durch Dummheit oder Absicht geschieht, vermag ich nicht zu sagen, was ich sehe, ist, wie die Mittelschicht, die dieses einst blühende Land schuf, jeden Tag ein bisschen mehr gehänselt und kartoffelt wird, ein bisschen mehr ausgenommen und unter Druck und für dumm verkauft wird. Damit verbunden ist ein Niedergang des Niveaus, der Empathie, des gesellschaftlichen Zusammenhalts gegen Gefahren von innen und außen.
Konkret hierzu zwei Beispiele
Der grüne Stadtverordnete Manoj Subramaniam aus Erkelenz sah sich Morddrohungen, Rasierklingen in der Post, aufgeschlitzten Reifen und Hakenkreuzschmierereien an seinem Auto ausgesetzt. Sämtliche Parteien waren schneller solidarisch als die Vollkaskoversicherung und beschworen händeringend und kämpferisch die „Gefahr von rechts“. Und ist es mit Sicherheit so, dass es irgendwo in den verlorenen Käffern im Oderbruch auch rechtsextreme Orkhorden gibt – nur: Erkelenz? Wäre es da nicht klüger gewesen, die Ergebnisse der Ermittlungen abzuwarten, statt reflexartig alles was rechter als linksaußen ist, abzuwatschen und in Sippenhaft zu nehmen? Wie oft müssen die Grünen eigentlich den Wolf rufen, bis ihr Ruf nicht mehr gehört wird?
Beispiel 2: Während des CSD in Münster wurde der trans Mann (ja, das ist die korrekte Schreibweise) Malte mit einem gezielten Faustschlag getötet, als er Frauen vor Belästigung schützen wollte. Aus der Szene kamen sofort Schuldzuweisungen an alle, die öffentlich oder in den sozialen Medien die Frechheit hatten, zu behaupten, es gäbe nur zwei Geschlechter. Der tragische Tod des armen Menschen wurde in der gleichen Sekunde instrumentalisiert, um laut ein „Klima der Transphobie“ zu beklagen, dessen Schuldige all diejenigen sind, die transsexuellen Menschen (oder solchen, die es sein wollen) nicht bedingungslos und bis zur letzten Mitleidsträne zujubeln und ihre Kinder umbauen lassen, wenn die sich mit 12 nicht sicher sind, ob sie nicht lieber Junge oder Mädchen wären.
Wie sich herausstellte, war der Täter ein abgelehnter Asylbewerber aus Tschetschenien namens Nuradi A., der hier im integrativen Boxclub deutscher Meister wurde. Und Nuradi hat sich hier sicher alles – aber keine akademischen Diskussionen in den Feuilletons von taz bis Welt angetan, in denen es um Zwei- oder Mehrgeschlechtlichkeit ging. Die EMMA und Vollbrecht dürfte er ebenfalls nicht gelesen haben. Hier war einfach ein Primitivling am Werk, dem die Faust locker saß – weil er das aus seinem Kulturkreis so kennt. Wird dies aber deutlich benannt? Hat das wenigstens „ens“ aus der linksgrünwoken Blase bemerkt? Nein, denn sofort kam nun der Schwenk auf die „toxisch-fragile Männlichkeit“, die es „ja auch unter Deutschen gibt“. Als ob Malte und Kevin mit den Spaghettiärmchen überhaupt zu so einem Schlag in der Lage wären – geschweige denn ihn ausführen würden.
Zwischendurch löst Nancy „die Gefahr kommt immer noch von Rechts am Allerschlimmsten“ Faeser den „Expertenkreis Islamismus“ auf, sekundiert von Fera Ataman, der Deutschendiskriminierungsbeauftragten der Bundesregierung.
Die Fragmentierung, ja, geradezu Disruption unserer Gesellschaft wird so jeden Tag ein bisschen mehr vorangetrieben. Hier die guten Linken, da die bösen Rechten, hier die guten Transmenschen, da die bösen Cis-Menschen, hier die guten Frauen, da die bösen TERF, hier die Maskenträger, da die Coronaleugner und Schwurbler… Wir werden in immer kleinere Stücke geschlagen, die Scherben werden immer kleiner, bis die Fenster in Deutschland nicht nur im übertragenen Sinne, sondern wortwörtlich eingeworfen werden.
Ist das noch Dummheit oder bereits Absicht? Wie groß muss der Elefant im Raum eigentlich sein, damit er endlich von denen gesehen wird, die über sein Schicksal entscheiden? Oder ist das bereits das gezielte Einwerfen von Fensterscheiben, um aus diesem einst blühenden Land ein Ghetto von dummen und armen Schluckern zu machen, die in die Hausgänge urinieren und sich von dem ernähren, was ihnen ein übergriffiger Staat als Almosen vor die Füße wirft? Kann es wirklich Absicht sein, Deutschland durch die dümmste Politik seit 1933 zu ruinieren, um seinen Bürgern einen Vulgärsozialismus schmackhaft zu machen, dessen Eliten schwarz, transsexuell und radikal und linksextrem sind?
Oder erlebe ich hier auf meine alten Tage nur einen Albtraum und irgendjemand – irgendjemand – setzt neue Glasscheiben ein, bevor das Haus geplündert ist und die Gegend vollends ´runterkommt? Warum hassen unsere Politiker uns? Was haben wir ihnen getan?
(Weitere scheibensprengende Artikel des Autors unter www.politticker.de)
Von Thilo Schneider ist in der Achgut-Edition erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.
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