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„Der Maaßen stammt aber gar nicht von hier“ – na und? Vogel und Ramelow auch nicht….

Liebe Leserinnen und Leser,

nach einem anstrengenden Tag in Thüringen mit vielen anregenden Gesprächen mit Politikern und Wählern vornehmlich der CDU, darf ich Ihnen mitteilen: Hans Georg Maaßen, früherer Präsident des verfassungsschutzes, wird mit einiger Sicherheit Bundestagskandidat der CDU im Wahlkreis 196 in Thüringen werden, der Suhl, Schmalkalden-Meiningen, Hildburghausen und Sonneberg« umfasst. Es ist der ehemalige Wahlkreis des kürzlich zurückgetretenen CDU-Abgeordneten Mark Hauptmann, gegen den inzwischen die Staatsanwaltschaft ermittelt. Und nach allem, was mir dazu heute erzählt wurde, dürfen Sie davon ausgehen, dass Hauptmanns Geschichte noch längst nicht auserzählt worden ist.

Intern wurde bereits vor vier Jahren in der Freistaat-Union vor Hauptmann gewarnt, der in der Maskenaffäre unter anderem mit Bestechungsvorwürfen konfrontiert wird. Rund eine Million Euro soll er als Provision für Maskengeschäfte kassiert haben. Ein Maskenunternehmen hatte zudem eine Parteispende an seinen Kreisverband überwiesen. Und: Hauptmann gilt auch als wichtiges Bindeglied in der bundesweiten Aserbaidschan-Connection der CDU (lesen Sie hier), der sich mit Gefälligkeiten und Veranstaltungen pro Aserbaidschan eine goldene Nase verdient haben dürfte. Ob er damit glücklich wird, werden wir sehen. In Erfurt war heute zu hören, dass die Staatsanwaltschaft dort einen korrekten Job macht und ihre Aufgabe wirklich sehr ernst nimmt.

Treue CDU-Gefolgsleute der Kanzlerin in Thüringen wie Fraktionschef Mario Voigt, Landeschef Christian Hirte oder auch Bundestagsabgeordnete wie Antje Tillmann und Tankred Schipanski trommeln landauf, landab gegen Maaßen, der als erfolgversprechendes Gegenmodell gegen den links-grün angepassten Kurs der Bundes-CDU gilt. Wenn es sich durchsetzt, Kandidat wird und dann in den Bundestag einzieht, wird das für Erschütterungen in der Bundespartei sorgen, deren Folgen noch unabsehbar sind.

Aber auch das ist kein Selbstläufer, wenn Maaßen aufgestellt wird. In diesem Wahlkreis ist 2021 alles möglich, auch dass ein Kandidat Maaßen scheitert, wenn er in den Strudel der runtergemerkelten CDU gerät, die inzwischen in ihrem einstigen ostdeutschen Stammland aktuellen Umfragen zufolge unter 20 Prozent rangiert.

Was ich bis gestern nicht wusste, ist, dass es nicht etwa Landeschef Hirte gewesen ist, der die Wahlvertreterversammlung verschoben hat, sondern der Kreisverband selbst. Strategisch ein Desaster, denn jeder, der sich mit Politik auskennt, weiß, dass ein Momentum unbedingt zeitnah genutzt werden muss, wenn es Erfolg haben soll.

Und wirklich erbarmungswürdig sind die Versuche des Parteiestablishments, irgendwie einen Gegenkandidaten für Maaßen im Wahlkreis 196 zu finden. Ein Unterfangen, was bisher nicht von Erfolg gekrönt worden ist, gang einfach, weil die CDU in Thüringen kaum noch Talente hat, die für so etwas zu gewinnen sind.

Zum Schluß das Beste: Maaßen-Gegner im Freistaat laufen derzeit herum und beschreiben den Kandidaten Maaßen als unwählbar, „weil er ja nicht von hier kommt“ und man unbedingt einen Kandidaten aus der Region brauche, um im Wahlkampf zu bestehen. Dazu muss man wissen, dass der von allen geliebte und respektierte erfolgreiche CDU-Ministerpräsident der Nach-Wende-Jahre, Bernhard Vogel, aus Göttingen in Niedersachsen stammt und Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz war, bevor er Thüringen großartig regiert hat. Und der aktuell amtierende – obwohl eigentlich abgewählte – Ministerpräsident Bodo Ramelow von der Linke stammt aus Osterholz-Schwarmbeck in Niedersachsen. Was also ist das für ein selten dämliches „Argument“ zu behaupten, einer wie Maaßen, der vom Niederrhein (NRW) stammt, könne kein Bundestagskandidat werden?

Mit herzliche Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur