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Guten Morgen, Deutschland!

von KLAUS KELLE

Schon der junge Reporter des Nachrichtensenders N24 gestern Morgen war verwundert. Es sei ein wenig surreal, wie ruhig alles Stunden nach dem Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz sei. Klar, direkt nach dem Anschlag das bekannte Bild: Blaulichtfahrzeuge rasen durch die Straßen, Helfer rennen zu Verletzten, überall Hektik, überall Bewegung, Polizisten mit Maschinenpistolen im Anschlag.

Für eine Bilanz ist es jetzt noch zu früh, aber es zeigt sich auch in Berlin, was sich im Herbst 2015 in Paris oder auch nach dem 11. September in New York gezeigt hat. Unsere Gesellschaften brechen nicht zusammen, sie stehen nicht einmal am Rand eines Zusammenbruchs. Selbst ausländische Medien schreiben über den Anschlag in Berlin, wie professionell und besonnen Verantwortliche, Helfer und Bevölkerung auf den Wahnsinn am Montagabend reagiert haben.

Terroristen greifen genau deshalb „weiche Ziele“ an, weil sie maximales Entsetzen hervorrufen wollen. Sie greifen nicht Politiker oder Institutionen an, weil das nicht einfach wäre. Sie töten wahllos Unschuldige. Und ja, sie verbreiten Entsetzen. Aber sie verändern nichts, außer vielleicht, dass man noch schärfer gegen sie vorgeht. So weit man das jetzt beurteilen kann, haben Helfer, Sanitäter, Polizei, Feuerwehr und auch die wackeren Pressesprecher der Berliner Polizei ganze Arbeit geleistet. Sie haben ihren Job gemacht, und zwar gut. Auch die Politik hat vernünftig reagiert. Michael Müller, bisher farbloser Regierender Bürgermeister der Metropole, war nicht viel später als eine Stunde nach dem Anschlag am Ort des Geschehens und fand die richtigen Worte. Die Kanzlerin demonstrativ gestern an der Gedächtniskirche, Blumen niedergelegt. Offenbar hat man im Kanzleramt aus dem Versagen der Regierungschefin in den Wochen des Terrors von Würzburg und Ansbach und auch München, was ausnahmsweise nichts mit dem Islam zu tun hatte, gelernt. Die Bevölkerung will, auch in Deutschland, Anführer sehen, die ruhig und entschlossen handeln und Empathie zeigen.

Die Weihnachtsmärkte sind überall wieder geöffnet, die Spiele der Bundesliga finden wie geplant statt. Sie können das Leben einzelner Menschen vernichten, sie können unermessliches Leid für die Angehörigen und Freunde der Opfer anrichten. Aber sie können uns und unsere Art zu leben, nicht brechen. Niemals!

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Klaus Kelle, Chefredakteur