Heile Welt? Die gibt’s noch! Vom besonderen Gehren-Gefühl…

Bei allen anprangerungswürdigen Themen und allem Wahnsinn, über den es so jeden Tag zu schreiben gibt, möchte ich diesen Beitrag nutzen, um einem kleinen Ort im Brandenburgischen nahe der Stadt Luckau in den Fokus der weiten Welt zu rücken. Nicht unähnlich dem kleinen gallischen Dorf aus den Asterix-Geschichten lehrt uns dieser Ort sehr viel über Gemeinsinn, gelebte Verantwortung, Solidarität und darüber, dass man nicht jeden neumodischen Kack mitmachen muss. Darüber, dass abgedroschene Begriffe wie „Heimat“ und „Nachbarschaft“ noch mit Inhalt ausgefüllt werden können und ein Ort auch eine Gemeinschaft sein kann.
Kurz nach Luckau gehts nach links und dann nach drei Kilometern rechts rein
Drei Kurven und schon ist man in Gehren (400 Einwohner) angekommen. Das pulsierende Zentrum findet man am Leichtesten, wenn man auf der linken Seite nach dem „Lindenkrug“, der Gaststätte von Marlies und Wolfgang Raunigk, Ausschau hält, man kann es nicht verpassen. Schwebt allerdings auf der linken Seite das Schloss „Sinntrotz“ vorbei, dann ist man schon zu weit gefahren und fast wieder raus aus dem Ort.
Ich lernte Gehren über meinen Freund Fred Bauer kennen, der mein Redaktionsleiter beim Fernsehen und Mitveranstalter der legendären RIAS2-Parties war. Fred lebt im direkten Dunstkreis dieses tapferen kleinen Dorfes und ist fester Bestandteil der Dorfgemeinschaft.
Das alles ist noch lange kein Grund, sich in ein Dorf im Spreewäldischen zu verlieben. Bei meinen vielen Besuchen habe ich jedoch kennenlernen dürfen, wie herzlich, unaffektiert und aufrichtig unaufgeregt alle hier zusammenhalten.
Wo in vielen kleinen Gemeinden auf dem Lande die Gemeinschaft an Abwanderung in die Städte, dem Fehlen sozialer Kommunikation und am Alltagsstress zugrunde geht, blüht hier fernab vom Großstadt-Moloch eine Gemeinschaft auf.
Katalytischer Mittelpunkt und Ausgangspunkt ist das Lokal von Wolfgang und Marlies Raunigk
Vor allem Marlies ist zusammen mit Fred Bauer Schrittmacher des Vereinslebens und zeigt stetig, dass man alles durchziehen kann, wenn man es nur will.
So lag zum Beispiel viele Jahrzehnte die Waldbühne, gleich hinter dem Schloss, brach. Bis Marlies und Fred sich in der Gemeindeversammlung durchsetzen und diesem wunderbaren Ort neues Leben einhauchten. Die grosse Palette unterschiedlichster Veranstaltungen beweist, dass man sich vor keinem weitaus grösseren Ort verstecken muss.
Obwohl diese Besorgnis um das Gemeinwohl an sich schon lobenswert ist, ist es nicht das, was dieses besondere Gehren-Gefühl ausmacht. In Gehren wird Nächstenliebe nicht gepredigt, sondern aktiv praktiziert. Ohne falsches Pathos, ohne viel Aufhebens.
Hier werden die Werte, die korrupte Politiker immer scheinheilg einfordern, einfach und unkompliziert gelebt!
Alles wirklich Wichtige wird vorzugsweise auf dem „kleinen Dienstweg“ (sprich im Lindenkrug) geklärt und angeschoben.
Immer mit dabei die Freiwillige Feuerwehr, die weitaus mehr bekämpft als nur Hausbrände
Sie ist als kommunales Sammelbecken auch für Unterhaltung vom Feinsten zuständig, und ich werde ihre Feuerwehrfeste wohl nie vergessen.
Kein Teil der Bevölkerung steht ausserhalb der Gemeinschaft, für alle, ob Senioren oder Jugendliche, gibt es immer etwas zu erleben und die Gemeinschaft bringt sich aktiv ein, um alle Einwohner zu integrieren. Hier zählt nicht, was man ist oder darstellt, hier zählt einzig die Zugehörigkeit zu dieser eingeschworenen und solidarischen Gemeinschaft.
„Frag nicht was Dein Dorf für Dich tun kann, frag was Du für Dein Dorf tun kannst!“
Ich verneige mich tief vor Marlies Raunigk, die eine Familie führen muss, eine Gaststätte aktiv von früh bis spät bewirtet, Oma beim Schnitzelbraten beaufsichtigt, unbeirrt neue und dem Gemeinwohl dienliche Ideen umsetzt und ganz nebenbei dem Wolfgang auch noch Feuer macht. 🙂 Eine einfache Frau mit christlichen Überzeugungen, grossen Visionen und einem Herz so gross wie ganz Brandenburg.
Und vor meinem Freund Fred Bauer, der öfters in die weite Welt zog, um Karriere und Weltgewandtheit zu fördern, jedoch immer wieder in dieses kleine Paradies zurückkehrte und jetzt mit diversen Veranstaltungen im Umkreis das Leben der Menschen bereichert.
Den Gehrenern (nennt man die Einwohner von Gehren so?) danke ich für Ihre immer freundliche und unaffektierte Aufnahme meiner Person in ihrem Kreise, ich habe mich bei Euch immer wohl und gewollt gefühlt.
Als stolzes Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr fühle ich mich sogar fernweg im Mährischen noch immer mit diesem Zentrum gelebter Lebensfreude verbunden und verfolge die Ereignisse in dieser kleinen Trutzburg der Menschlichkeit immer gern.
Es ist wahrscheinlich ein ganz menschlicher Zug dass wir alle immer nach Grösserem, Besserem und nach der Vermehrung unseres Reichtums streben.
Auch ich war davon nicht ausgenommen, in Gehren habe ich gelernt, dass es nichts Größeres als Gemeinschaft, nichts Besseres als gelebte Solidarität und keinen größeren Reichtum als Freundschaft und Menschlichkeit gibt.
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Klaus Kelle, Chefredakteur