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Einen Woddi und einen Löffel Beluga auf Dich!
Lieber Manfred,
jetzt bist Du schon einige Jahre nicht mehr unter uns, ich muss aber öfters an Dich denken.
Ich weiß noch, wie wir uns vier oder fünf  Tage nach Deiner Umsiedlung kennengelernt haben, Du besuchtest mich in meiner Wohnung in der Berliner Golzstrasse, um mir ein Interview zu geben.
Das war schon nach einer halben Stunde im Kasten. Wir aber saßen vier Stunden später immer noch da, und Du erzähltest mir Geschichten aus dieser, damals für mich fremden und unheimlichen, DDR-Welt.
Mit viel Realismus, Liebe und Zuneigung hast Du mich damals für den Jazz im Osten, Günther Fischer und die vielen großen Künstler dort, begeistert.
Später dann, als wir in Deinem alten 200er Diesel zum „Bott“ gefahren sind, um was zu essen, zeigte sich deutlichst wie klug und unverblümt Du auch Deine Situation im goldenen Westen einschätztest.
Als Prof. Herbert Kundler und Sigi Schmidt-Joos den Geistesblitz hatten, Dich zum RIAS zu holen um eine wöchentliche Sendung zu machen, wurde ich Dir als Produzent zur Seite gestellt.
Ich habe niemals vor- oder auch nachher mit einem engagierterem Menschen gearbeitet. Du warst immer top vorbereitet und extrem involviert zur Stelle, und Deine Sendungen waren Juwelen und stimmungsvolle Musik-Kleinode.
Du hast mich, ohne Vorbehalte, als Deinen „Rundfunk-Luden“ akzeptiert zu einer Zeit, wo ich nicht gerade ein Ausbund an Verträglichkeit für meine Umwelt war.
Obwohl Deine Karriere auch im Westen hurtig voran kam und Du es, weiß Gott, nicht nötig gehabt hättest, Unterhaltungs-Terroristen wie mir Deine Zeit zu schenken, warst Du immer zur Stelle.
Als ich Geburtstag feierte kamst Du in der Disse vorbei und bliebst geduldig beim Wodka sitzen. Sogar die dümmsten Fragen unwissender Wessis beantwortetest Du mit Geduld und Gleichmut. Das alles ist zwar lustig, gut und sehr ehrenhaft, was mir aber an Dir immer imponiert hat, das war Deine schonungslose Ehrlichkeit.
Du hattest das große Talent, den Finger immer genau auf die Infektion zu legen, solange zu drücken bis es schmerzt, und damit sogar dem naivsten Dödel die Realität nahezubringen.
Zuerst ist man schockiert, bis man merkt dass Deine Aktionen nicht aus Rücksichtslosigkeit oder Ignoranz gestartet wurden, sondern weil Dir an dem Menschen etwas lag. Das nötigt mir auch heute noch den größten Respekt ab.
Doch genug der Huldheischungen
Ich werde immer mal wieder an Dich denken und ’nen Woddi und ’nen Löffel Beluga auf Dein Wohl vernichten!
Und ich werde die Erkenntnis feiern, dass im Leben nicht die Quantität, sondern die Qualität unserer Freunde zählt!
Und was viel wichtiger ist, Du hattest Rückgrat. Du warst schwer zu ertragen, wenn man Deinen Maßstäben nicht gerecht wurde. Und Du hattest Eier, Manne! Also eigentlich warst Du perfekt! Menschen wie Du werden heute nicht mehr gebaut, Du warst der Maybach der deutschen Unterhaltung!
Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr
Bei allen anprangerungswürdigen Themen und allem Wahnsinn, über den es so jeden Tag zu schreiben gibt, möchte ich diesen Beitrag nutzen, um einem kleinen Ort im Brandenburgischen nahe der Stadt Luckau in den Fokus der weiten Welt zu rücken. Nicht unähnlich dem kleinen gallischen Dorf aus den Asterix-Geschichten lehrt uns dieser Ort sehr viel über Gemeinsinn, gelebte Verantwortung, Solidarität und darüber, dass man nicht jeden neumodischen Kack mitmachen muss. Darüber, dass abgedroschene Begriffe wie „Heimat“ und „Nachbarschaft“ noch mit Inhalt ausgefüllt werden können und ein Ort auch eine Gemeinschaft sein kann. Kurz nach Luckau gehts nach links und dann nach drei Kilometern rechts rein Drei Kurven und schon ist man in Gehren (400 Einwohner) angekommen. Das pulsierende Zentrum findet man am Leichtesten, wenn man auf der linken Seite nach dem „Lindenkrug“, der Gaststätte von Marlies und Wolfgang Raunigk, Ausschau hält, man kann es nicht verpassen. Schwebt allerdings auf der linken Seite das Schloss „Sinntrotz“ vorbei, dann ist man schon zu weit gefahren und fast wieder raus aus dem Ort. Ich lernte Gehren über meinen Freund Fred Bauer kennen, der mein Redaktionsleiter beim Fernsehen und Mitveranstalter der legendären RIAS2-Parties war. Fred lebt im direkten Dunstkreis dieses tapferen kleinen Dorfes und ist fester Bestandteil der Dorfgemeinschaft. Das alles ist noch lange kein Grund, sich in ein Dorf im Spreewäldischen zu verlieben. Bei meinen vielen Besuchen habe ich jedoch kennenlernen dürfen, wie herzlich, unaffektiert und aufrichtig unaufgeregt alle hier zusammenhalten. Wo in vielen kleinen Gemeinden auf dem Lande die Gemeinschaft an Abwanderung in die Städte, dem Fehlen sozialer Kommunikation und am Alltagsstress zugrunde geht, blüht hier fernab vom Großstadt-Moloch eine Gemeinschaft auf. Katalytischer Mittelpunkt und Ausgangspunkt ist das Lokal von Wolfgang und Marlies Raunigk Vor allem Marlies ist zusammen mit Fred Bauer Schrittmacher des Vereinslebens und zeigt stetig, dass man alles durchziehen kann, wenn man es nur will. So lag zum Beispiel viele Jahrzehnte die Waldbühne, gleich hinter dem Schloss, brach. Bis Marlies und Fred sich in der Gemeindeversammlung durchsetzen und diesem wunderbaren Ort neues Leben einhauchten. Die grosse Palette unterschiedlichster Veranstaltungen beweist, dass man sich vor keinem weitaus grösseren Ort verstecken muss. Obwohl diese Besorgnis um das Gemeinwohl an sich schon lobenswert ist, ist es nicht das, was dieses besondere Gehren-Gefühl ausmacht. In Gehren wird Nächstenliebe nicht gepredigt, sondern aktiv praktiziert. Ohne falsches Pathos, ohne viel Aufhebens. Hier werden die Werte, die korrupte Politiker immer scheinheilg einfordern, einfach und unkompliziert gelebt! Alles wirklich Wichtige wird vorzugsweise auf dem „kleinen Dienstweg“ (sprich im Lindenkrug) geklärt und angeschoben. Immer mit dabei die Freiwillige Feuerwehr, die weitaus mehr bekämpft als nur Hausbrände Sie ist als kommunales Sammelbecken auch für Unterhaltung vom Feinsten zuständig, und ich werde ihre Feuerwehrfeste wohl nie vergessen. Kein Teil der Bevölkerung steht ausserhalb der Gemeinschaft, für alle, ob Senioren oder Jugendliche, gibt es immer etwas zu erleben und die Gemeinschaft bringt sich aktiv ein, um alle Einwohner zu integrieren. Hier zählt nicht, was man ist oder darstellt, hier zählt einzig die Zugehörigkeit zu dieser eingeschworenen und solidarischen Gemeinschaft. „Frag nicht was Dein Dorf für Dich tun kann, frag was Du für Dein Dorf tun kannst!“ Ich verneige mich tief vor Marlies Raunigk, die eine Familie führen muss, eine Gaststätte aktiv von früh bis spät bewirtet, Oma beim Schnitzelbraten beaufsichtigt, unbeirrt neue und dem Gemeinwohl dienliche Ideen umsetzt und ganz nebenbei dem Wolfgang auch noch Feuer macht. 🙂 Eine einfache Frau mit christlichen Überzeugungen, grossen Visionen und einem Herz so gross wie ganz Brandenburg. Und vor meinem Freund Fred Bauer, der öfters in die weite Welt zog, um Karriere und Weltgewandtheit zu fördern, jedoch immer wieder in dieses kleine Paradies zurückkehrte und jetzt mit diversen Veranstaltungen im Umkreis das Leben der Menschen bereichert. Den Gehrenern (nennt man die Einwohner von Gehren so?) danke ich für Ihre immer freundliche und unaffektierte Aufnahme meiner Person in ihrem Kreise, ich habe mich bei Euch immer wohl und gewollt gefühlt. Als stolzes Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr fühle ich mich sogar fernweg im Mährischen noch immer mit diesem Zentrum gelebter Lebensfreude verbunden und verfolge die Ereignisse in dieser kleinen Trutzburg der Menschlichkeit immer gern. Es ist wahrscheinlich ein ganz menschlicher Zug dass wir alle immer nach Grösserem, Besserem und nach der Vermehrung unseres Reichtums streben. Auch ich war davon nicht ausgenommen, in Gehren habe ich gelernt, dass es nichts Größeres als Gemeinschaft, nichts Besseres als gelebte Solidarität und keinen größeren Reichtum als Freundschaft und Menschlichkeit gibt.
Niemals weglaufen
Als mir der Europa-Verlag die eben erschienene Autobiografie der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni schickte, war ich erst genervt. Ich hasse Politiker-Biografien und war gerade nachhaltig durch Angela Merkels 700-Seiten-Opus abgeschreckt worden. Dann blätterte ich im Buch herum, las ein paar Seiten und war fasziniert. Ich ließ alle anderen Bücher liegen und las „Ich bin Giorgia“ von der ersten bis zur letzten Seite. Das Buch ist nicht nur lebendig geschrieben, es offenbart eine der interessantesten Politiker-Persönlichkeiten, die der Politikbetrieb in Vergangenheit und vor allem Gegenwart zu bieten hat. Ich weiß, in Wikipedia steht, dass Meloni Gründerin einer „postfaschistischen“ Partei ist, aber wie fast alle Behauptungen dieser Art: ohne Beleg. Wer ihr Buch liest, sieht, wie absurd diese Behauptung ist. Meloni ist keine Linke, sie macht dem linken Zeitgeist, den sie für falsch und Schlimmeres hält, keine Zugeständnisse. Sie plädiert für Vernunft und Wahrheit (also Anerkennung des Faktischen) in der Politik. Das ist, um mit Bertolt Brecht zu sprechen, das Einfache, das so schwer zu machen ist. Im Eingangskapitel „Kleine Frauen“ beschreibt Meloni ihre Kindheit. Ihr Vater, ein „reueloser Atheist“, verließ die Familie, als Meloni zwei Jahre alt war. Sie wuchs mit Mutter, Großmutter und älterer Schwester auf. Den Vater, Rechtsanwalt, der nach einer Weltumseglung ein Restaurant in La Gomera aufmachte, sieht sie nur für zwei Wochen in den Sommerferien. Mit elf Jahren beschließt sie, den Kontakt zu ihm abzubrechen. Es ist charakteristisch für Meloni, dass sie in den paar Wochen auf der spanischen Insel Spanisch so gut gelernt hat, dass sie es heute fließend neben Englisch und Französisch spricht. Sie ist glücklich mit ihrer Frauenfamilie. Erst mit über 30 Jahren gesteht sie sich ein, dass der Verlust des Vaters sie mehr geprägt hat, als sie sich eingestehen wollte. Als Kind war sie übergewichtig. Als sie eines Tages ein paar Jungs bat, mit ihnen Volleyball spielen zu dürfen, lehnten sie „die Dicke“ ab. Melonis Reaktion war, dass sie innerhalb kürzester Zeit 10 Kilo abnahm und trotz ihrer geringen Körpergröße eine gute Volleyballerin wurde. Mit 15 schloss sie sich einer rechten Studentengruppierung an Es wurde ihre zweite Familie. Viele ihrer damaligen Weggefährten sind heute in bedeutenden politischen Positionen: Parlaments- und Europaabgeordnete, Regionalpräsidenten, Bürgermeister, hohe Verwaltungsbeamte. Es war eine verschworene Gemeinschaft, in der einer auf den anderen aufpasste. In den 90er Jahren war es nicht ungefährlich, rechte Politik zu machen. Plakate kleben, wie Giorgia ihre Mitarbeit begann, konnte lebensgefährlich sein. Mehrere Mitstreiter wurden umgebracht. Erst als ein 19-Jähriger beim Plakatekleben von den Linken so zusammengeschlagen wurde, dass er tagelang im Koma lag und schließlich starb, besuchte der damalige Ministerpräsident Italiens den Jugendlichen im Krankenhaus, um ein Zeichen zu setzen, dass solche gewalttätigen Exzesse nicht länger geduldet würden. Das wirkte, von da an gab es „nur“ noch verbalen Totschlag. In der Schule beteiligten sich auch einige Lehrer am Kampf gegen rechts. Meloni widerstand und beklagt heute, dass es den jungen Leuten an Mut fehlt. Sie glauben, dass sich anpassen die bequemere Option ist. Meloni widerspricht. Wer seine Individualität beschneidet, um dem Zeitgeist gefällig zu sein, amputiert sich selbst, indem er sich Ungerechtigkeiten und Gesetzesübertretungen beugt oder die Augen davor verschließt. Meloni ist überzeugt, dass ihre Bewegung „Menschen von höchster Integrität hervorgebracht hat“, denn sie haben für ihre Überzeugungen „Nachteile in Kauf“ genommen, was „Kühnheit und starke Motivation“ erfordert. Als Studentin organisierte Meloni ein politisches Festival, das amtierende Politiker einlud, sich den Fragen der Studenten zu stellen. Auch Linke wurden eingeladen und kamen gern – bis auf einen. Umgekehrt wurden rechte Politiker von den Linken niemals zu Veranstaltungen gebeten. Dort gilt das „kein Podium bieten“. Meloni machte sich einen Namen. Mit 21 hat man sie in den Rat der Provinz Rom gewählt. Mit 29 wurde sie Journalistin und Abgeordnete. Kaum gewählt, bestimmte sie der damalige Führer der Rechten, Gianfranco Fini, mit 29 Jahren Vizepräsidentin der Abgeordnetenkammer zu werden. Meloni, die den Parlamentsbetrieb erst kennenlernen musste, akzeptierte nur widerwillig, setzte sich aber sofort hin und studierte alles, was sie kriegen konnte, um die Aufgabe zu bewältigen. Sie wird 2008 die jüngste Ministerin der republikanischen Geschichte im Kabinett Berlusconi. Als Berlusconi stürzte und tausende linke Demonstranten vor dem Regierungspalast standen, verließen Berlusconi und seine Minister unter Polizeischutz das Gebäude durch die Hintertür. Nur Meloni ging mit einer Begleiterin unter Missachtung der Rufe der Polizisten durch die Vordertür und quer durch die Menge. Sie wird erkannt, für sie wird von der erstaunten Menge eine Gasse gebildet. Keiner tat ihr etwas. Es ist Melonis Erfahrung, dass man angegriffen wird, wenn man wegläuft, aber nicht, wenn man standhält. Als Berlusconi müde wurde und keine Perspektive mehr bot, gründete Meloni im Dezember 2012 ihre eigene Partei: Fratelli d’Italia, heute die größte Partei Italiens. Im September 2020 wird Meloni als Vorsitzende der europäischen Konservativen und Reformer gewählt, der bedeutendsten konservativen Vereinigung Europas mit mehr als 40 europäischen und außerparlamentarischen Parteien. Sie ist die einzige Frau, die Vorsitzende einer nationalen und einer europäischen politischen Partei ist. Ihre Memoiren erschienen in Italien 2021. Da steht ihr der wichtigste Karriereschritt noch bevor. Seit 2022 ist sie die erste Frau an der Spitze der italienischen Regierung. Es wird Zeit, sich mit ihren Positionen bekannt zu machen – jenseits von linker Demagogie und Wikipedia.
„Lied!“
„Impro lebt von der Energie des Publikums“, sagt Kerstin Kramer, die gleich in zwei Improtheatern in der Hauptstadt auf der Bühne steht. Bei den Ensembles von „Ad Hoc“ und „Die Unverhofften“ tritt sie jeden Monat mehrmals auf Kleinkunstbühnen in Berlin auf. Und Improtheater haben Konjunktur In Berlin, erfreuen sich großer Nachrage des Kulturpublikums. Situativ reagieren, nicht irgendwelche Manuskripte auswendig lernen und vortragen, darum geht es. Begonnen hat der Trend wohl 1997, als „Die Gorillas“ eine Improschule eröffneten, als Coaches in Unternehmen und bei Firmenevents auftraten. Bald darauf begannen sie, jährlich ein internationales Festival für Impro-Truppen auf die Beine zu stellen. Inzwischen gibt es sicherlich ein Dutzend allein in Berlin. Kerstin Kramer spielte sich während ihres Romanistik-Studiums durch klassisches und modernes spanisches Theater. Später erprobte sie die Kleinkunstbühnen sächsischer Festivals. Die Liebe holte sie nach Berlin, wo sie über viele Jahre mit dem Schauspielensemble „Kiezbühne“ in verschiedenen Rollen auf der Bühne stand. 2019 entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Improvisationstheater. Seit 2022 spielt sie bei den „Unverhofften“, gibt Impro-Kurse für Kinder und hat 2024 zusammen mit Theda und Marian Adhoc Impro gegründet. Im Grunde sind die überall in Deutschland beliebten „Krimi-Dinner“ auch nichts anderes als Impro, nur mit einem festen Rahmen. Jeder bekommt eine Zettel, auf dem notiert ist, welche Person man darstellen soll. Dann gibt es die Vorspeise, dann wird jemand „ermordet“, und dann beginnt die Jagd auf den Täter mit klugen Fragen und Aufgaben. Bei Improtheatern ist es ebenso, nur dass es keine Storyline gibt, kein festes Drehbuch, in dem sich die Schauspieler bewegen. Es kann also sein, dass Sie in eine Impro-Show gehen, jeder Zuschauer einen leeren Zettel erhält und irgendetwas draufschreibt, was ihm oder ihr gerade einfällt. Ohne Vorgabe. Der eine schreibt über das beste Hundefutter für den eigenen WauWau, der andere ruft zur Revolution auf und der dritte findet, dass Sandhausen in der Champions League antreten sollte. Ganz egal, das Publikum entscheidet, um was es geht. Alle Zettel in einen Hut, dann werden während des Schauspiels wahllos Zettel abgearbeitet, heißt in die Dramaturgie aufgenommen. So etwas können Sie nicht mit 3000 Zuschauern machen, die richtige Atmosphäre entsteht eher bei kleinern Auditorien, wenige Dutzend, dann macht das ganze mega Spaß. Oder, schöne Idee: Während der Aufführung, ruft jemand aus dem Publikum dazwischen „Lied!“. Das ist eine Aufforderung, und einer der Akteure auf der Bühne geht ans Micro und singt spontan irgendetwas, was gerade zum Verlauf des Stückes passt – mehr oder weniger jedenfalls. Und ein Musiker sollte auch immer dabei sein. Kerstin Kramer : „Das bringt uns in die richtige Stimmung für Improvisationen.“ Die Impro-Form, die hier beschrieben wird, ist eine Mischform. Niemand weiß zu Beginn der Aufführung, was heute die Themen sein werden. Und niemand weiß, wohin das thematisch dann weiterführt. Allerdings gibt es auch Improtheater in einer Langform, wo etwa ein Stück von Shakespeare aufgeführt wird oder ein Stück mit dem Thema „Advent“. Und dann sorgen die Akteure auf der Bühne für beste Stimmung mit ihren spontanen Ideen innerhalb des thematischen Rahmens. Wenn Sie mal in Berlin sind und was erleben wollen – unser Tip: Improtheater!
Darf man gefallener Soldaten jetzt nicht mehr gedenken?
Im Brandenburger Landkreis Dahme-Spreewald befindet sich ein Waldfriedhof, die größte deutsche Kriegsgräberstätte. Hier, in Halbe, sind 28.000 Menschen begraben – Soldaten der Wehrmacht und der SS, hingerichtete Deserteure, Zwangsarbeiter und ehemalige Gefangene des sowjetischen „Speziallagers“ Ketschendorf aus den Jahren 1945 bis 1947. Hier waren bis zu 20.000 Deutsche vom sowjetischen Geheimdienst NKWD interniert, darunter viele Jugendliche. 6000 von ihnen starben in diesem Lager, viele wurden später auf den Waldfriedhof umgebettet. In einer Nacht- und Nebelaktion hat die Gemeindeverwalt…
Das wirklich wichtige Buch über Angela Merkel
Angela Merkel war keine Bürgerrechtlerin, wie fast alle ihre Biografen irgendwie nahelegen wollen. Aber sie sah, wie kaum ein anderer, in der Friedlichen Revolution und dem Vereinigungsprozess ihre Chance. Sie erzählte gern – auch mir – wie sie sich nach dem Mauerfall, als es ungefährlich wurde, au…
Inmitten fröhlicher Tänze wird eine Hakenkreuzfahne runtergelassen
Wenn Sie in Berlin ins Theater gehen, müssen Sie sich immer darauf einstellen, dass irgendwas mit Homo- und Transsexualität vorkommt. Das ist hier so. Klassik, bombastisch oder leichte Muse – irgendwann wird immer ein Schwuppen-Moment eingebaut. Urbanes Selbstverständnis und so, Wokistan pur. In Ze…

Wo Horror und Realität verschwimmen
Was fasziniert Menschen an Serien- und Massenmördern? Ich werde das nie verstehen, so wie ich auch keine Horrorfilme anschaue, die mit Strömen von Blut und ständigen Schockmomenten aufwarten. Wenn der Horror feinsinnig daherkommt, wenn sich alles im eigenen Kopf abspielt, dann interessiert es mich mal, aber wirklich nur selten. „Rosemarie’s Baby“ aus 1968 nach einem Roman von Ira Levin, von Roman Polański für die Leinwand geschaffen, ist so ein Meisterwerk. Im Lexikon des internationalen Films heißt es dazu: „Polańskis raffinierter Horrorfilm spielt effektvoll mit traditionellen Formen des…
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Dieser Fluss begeistert mit seiner Wildheit
Die Isel ist wild und ungezähmt und bahnt sich ihren Weg ungehindert ins Tal. Wer ihren Flusslauf erkunden möchte, kann dies auf einem Weitwanderweg tun. Der Iseltrail bietet nicht nur eine Reise durch unterschiedliche Vegetationszonen, sondern auch durch die Zeit. Sie ist schon immer da – jedenfalls seit tausenden von Jahren. Hat die Landschaft im Laufe der Zeit geprägt, mit Schluchten, Felsen und glatten Sandbänken. Die Isel, der letzte frei fließende Gletscherfluss Österreichs, wird aus der Gletscherzunge am Umbalkees geboren – inmitten einer arktischen Landschaft im Nationalpark Hohe T…

Waren das noch Zeiten, als Haie und andere Raubfische die größten Feinde von Meeresschildkröten, Delfinen und Seevögeln waren. Heute geht die größte Gefahr für die Meerestierarten von Polypropylen, Polyethylen und Polyurethan aus…  70 Prozent der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt. Aber in…
Orangerot tanzt die Flamme in den nächtlichen Sternenhimmel. Eine weitere Fackel wird angezündet, dann noch eine. Sie alle erhellen den eisigen Weg im Naturschutzgebiet am Zeller See und wollen den Sternen wohl Konkurrenz machen. Der große Wagen liegt auf der Seite – seine sieben Sterne sind so nah…
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Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr
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Von unserer Unfähigkeit, das eigene Land hochleben zu lassen
Vor dem Bürgeramt bei uns im Ort hängt am Morgen schlaff eine schwarz-rot-goldene Fahne am Mast. Beim Nachrichtenüberblick in der Frühe erfahre ich, dass Russland in der Nacht 100 ukrainische Drohnen abgeschossen haben will. Das „Marburg-Virus“ wurde in Hamburg doch nicht gefunden, und die pro-…
Es wird auch geheiratet auf dem Festival
WEEZE – Am Niederrhein hat das ausverkaufte «Parookaville»-Festival stattgefunden. Bis einschließlich Sonntag werden in Weeze an der deutsch-niederländischen Grenze täglich 75.000 Menschen erwartet. Insgesamt wurden 225.000 Tickets verkauft. Auf zehn Bühnen treten 300 DJs und Musiker aus dem Spektr…
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«Alles im Kopf»
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