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Landwirt Christian Lohmeyer kann mit Fachwissen überzeugen

Endlich mal kein Gelaber bei Markus Lanz

Martin D. Wind
Foto: ZDF/Markus Hertrich | Christian Lohmeyer, Landwirt und Mitorganisator der derzeitigen Bauerndemonstrationen, in der Sendung „Markus Lanz“. Selten gab es so einen fundierten Diskutanten.

Vorweg: Ich schaue mir öffentlich-rechtliche Anstalten mit Sendungsbewusstsein seit Jahren nicht mehr an. Wenn, dann nur gezwungenermaßen. Meine Empfehlung an alle, die sich fundiert informieren wollen: Schauen Sie sich mediale Nachrichtenlagen an und suchen Sie sich dann gezielt die möglichen Quellen, nutzen Sie die Informationen vollumfänglich, um sich ein eigenes Bild zu machen und eine fundierte Meinung bilden zu können.

Das geht nicht mit den „Nachrichtensendungen“ tagesschau oder heute, geschweige denn mit den Magazinen tagesthemen oder heutejournal, auch nicht mit den Hetzformat eines Böhmermann oder den inflationären Quasselbuden mit obskurer Teilnehmerauswahl und ominöser Publikumsbesetzung.

Selten, aber dennoch gibt es auch mal was Gescheites

Dennoch: Am 10. Januar gab es eine Sendung mit Markus Lanz, in der unter anderem Christian Lohmeyer, Landwirt mit 200 Hektar Wirtschaftsfläche, studierter Agrarökonom, sich über die Hintergründe der derzeit bundesweit stattfindenden Demonstrationen der Landwirte gegen die Agrarpolitik der Ampelregierung äußerte.

Es war ein Genuss! Endlich konnte sich mal ein Profi sach- und fachgerecht vor laufender Kamera fundiert äußern. Es quäkte kein Schauspieler, der sein neustes Buch bewerben wollte, kein „Philosoph“ der zu allem viel Nichts zu sagen hat, keine Aktivistin, die ihr Weltbild aus Schule, öffentlich-rechtlichen Anstalten sowie ihrer Ideologieblase und der Heinrich-Böll-Stiftung gedengelt bekam und ihren Aktivismus mit den reichlich finanziellen Segnungen ihrer Familie oder den großzügigen Gaben irgendwelcher ausländischen „Philanthropen“ betreibt, die gleichzeitig Aktieninhaber der Politprofiteure unter den Unternehmen sind.

Kann Markus Lanz nicht einfach mal die Klappe halten?

Erstaunlich war, dass Lohmeyer in aller Ruhe komplexe und vielschichtige Zusammenhänge erklären konnte, dass ihm der Raum blieb, politische und mediale Erzählmuster zu durchbrechen, dass ihm ein anwesender Politiker, Ralf Stegner (SPD) nichts entgegenzusetzen hatte. Der Einzige, der Lohmeyer penetrant und ärgerlicherweise immer und immer wieder ins Wort fiel war Gastgeber Markus Lanz. Es mag schwer sein, sich zurückzunehmen, wenn einem was auf der Zunge liegt. Das kennt wohl jeder. Aber wenn jemand „einen Lauf hat“ wie das Lohmeyer hier exemplarisch vorexerzierte, dann sollte man mal an sich halten können – selbst als Markus Lanz!

Lohmeyer hat sattelfest mit Daten und Zahlen, mit hervorragenden und verständlichen Erklärungen die dramatische Lage der Landwirte beschrieben und dann kam Lanz und musste mit erhobenem Zeigefinger unbedingt noch zeigen, dass auch er etwas davon verstanden hatte. Das stört gewaltig, Herr Lanz!

Fundiert, präziese, verständlich, kurzweilig: Lohmeyer!

Was bekamen wir alles erläutert: Planungssicherheit, EU-Agrarpolitik, Flächenstilllegung, Sprunghaftigkeit der Politik, die Funktion der Subventionen und deren Nutznießer – wussten Sie, dass der NABU einer der größten Flächensubventionen-Bezieher in Deutschland ist? – das Problem falscher Nitratmesswerte im Wasser, das Versagen der Politik beim Messstellenbau und die Folgen, Bodenqualität, Anforderungen der Behörden gegenüber den Landwirten – das alles kurz, präzise, fundiert und verständlich.

Und es hörte überhaupt nicht auf. Lohmeyer erklärt, wie die vermeintlichen „guten Jahresabschlüsse“ der landwirtschaftlichen Betriebe in der jüngeren Vergangenheit zustande kamen. Und jeder konnte verstehen, dass der vermeintliche Erfolg ein gefährliches Signal ist, weil es unter anderem die Hofaufgaben und die Rückstellungen von Investitionen in die Zukunft sichtbar machen. Hat Ihnen das jemand von den Hurramedien nach dem Verbreiten der Botschaft in der Schlagzeile so erklärt? Nein!

Eine Wohltat gegenüber dem üblichen unterirdischen Niveau

Beinahe 15 Minute konnte also endlich mal ein wissender Profi seine Fachkunde zum Wirken bringen. Das ist exakt das, was solchen Quasselbudenveranstaltungen zumeist abgeht: Dort treffen sich normalerweise die für Medienauftritte mit Steuergeldern gut geschulten üblichen Verdächtigen aus der Politik mit denen, die eh schon was „mit Medien machen“ und „Haltung“ haben und mit denen, die „gesellschaftliche Relevanz“ haben, weil sie in „Gala“ und „Bunte“ alle drei, vier Wochen wegen der Erkältung ihrer Großmutter, einem neuen Auto oder einer neuen Gspusi Erwähnung finden.

Meistens bekommt man dann kurzatmige Versatzstückchen einer oberflächlichen Betrachtung gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Vorgänge um die Ohren gehauen, ohne Erklärung, ohne logischen Aufbau einer Argumentation, ohne erkennbare Verankerung des Weltbildes im weiteren weltlichen Geschehen.

Hoffentlich wird Lohmeyer seine wissende Eloquenz nicht zum Stolperstein!

Das Niveau bewegt sich zwischen „Nein“, „Doch“, Nein“ und „Ich will aber nicht“. Es ist ein reines sich Spreizen vor der Kamera, ohne sich um die Zuschauer zu kümmern. Meistens wird den Eingeladenen auch nicht der Raum gegeben, sich fundiert zu erklären. In unserer Gesellschaft, in der die Aufmerksamkeitsspanne inzwischen beinahe bei gerade mal zweieinhalb Sekunden liegt, wird man sich bei den Produktionsfirmen solcher Runden wohl was gedacht haben. Zu einer echten fundierten Meinungsbildung und -findung tragen sie aber nicht bei. Sie verbrennen nur sinnlos Gebühren der Bürger.

Und deshalb werde ich auch in Zukunft diesen unerquicklichen Zeitfressern fernbleiben. Lohmeyer habe ich mir gegönnt, weil man mir gesagt hat, dass es sich lohne und dass es ein Glanzstück deutscher Fernsehgeschichte sei, wie man es in jüngerer Zeit nur noch vom österreichischen „ServusTV“ geboten bekam. Mal sehen, wie oft Lohmeyer künftig noch zu sehen sein wird. Leider ist es im deutschen TV inzwischen so, dass meinungsstarke, sattelfeste und überzeugend argumentieren könnende Protagonisten kaum noch für solche Formate angefragt werden: Öffentlich-rechtliche Anstalten scheuen die Vielfalt der Meinungen.

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Klaus Kelle, Chefredakteur