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Der Papst der Liebe

Papst Franziskus ist 80 – Seine Beziehung zur Kirche erscheint kompliziert. Mindestens ist sie aber lehrreich.

Papst Franziskus wird heute 80 Jahre alt. Foto: Ettore Ferrari

von FELIX HONEKAMP

„Der Papst polarisiert!“ – das Schöne an seinem solchen Satz ist, dass er eigentlich immer gilt. Er galt jedenfalls für Johannes Paul II., er galt für Benedikt XVI. und er gilt für Franziskus. Alle haben sie polarisiert und/oder tun es noch, wenn auch auf ganz unterschiedliche Arten und Weisen. Mein persönlicher kleiner Blog ist unter Papst Benedikt XVI. zu dessen Verteidigung angetreten, aber das heißt nicht, dass diese Aufgabe weggefallen wäre, nur weil sich die Art der Polarisierung geändert hat.

Pontifex?

Und immer wenn ein Papst mal wieder polarisiert, kommt die Frage auf, ob das denn seine Aufgabe sein könne, ob er nicht als „Pontifex“ eben genau Brückenbauer sein müsse, integrieren und versöhnen müsse anstatt einen Streit zu entfachen? Ich habe den Begriff des Pontifex dagegen immer so verstanden, dass es einerseits natürlich darum gehen muss, Brücken nicht abreißen zu lassen, sie auch zu stärken wo es notwendig ist, aber andererseits und vor allem eine Brücke zu Christus zu bauen. Salopp gesagt: Wenn sich am Ende alle einig sind, die Brücken zwischen den Menschen fest, aber Christus außen vor geblieben ist, hat dieser Brückenbau keinen Wert.

Papst Franziskus polarisiert – er tut das vor allem innerhalb der Kirche. Progressive Kräfte versuchen, ihn zu vereinnahmen, wenn ihnen auch sein Tempo nicht schnell genug sein mag. Konservative Kräfte sehen ihn eher skeptisch oder versuchen, seine Aussagen nach ihren eigenen Vorstellungen zu deuten. Beide Seiten treffen dabei mehr und mehr unversöhnlich aufeinander, und am Ende soll es der Papst sein, der die Verantwortung trägt: Müsste er sich nicht klarer äußern, wie er es mit der Ehe hält, mit Beichte und Eucharistie, mit Homosexuellen, mit anderen Religionen?

Der Papst der Liebe

Papst Franziskus‘ Thema ist – nachdem er mit der Mission gestartet ist – das der Barmherzigkeit. Bevor jetzt wieder alle JPII- und BXVI-Fans meckern: Das heißt nicht, dass die das Thema außen vor gelassen hätten. Vor kurzem habe ich einen Vortrag gehört, in dem es unternommen wurde, den Pontifikaten unterschiedliche Schwerpunkte zuzuordnen. Johannes Paul II. als Papst der Hoffnung im kalten Krieg und für durch Sozialismus und Kommunismus unterdrückte Völker. Benedikt XVI. als Papst des Glaubens mit einem Schwerpunkt auf die Grundlagen. Und nun Franziskus mit der verbleibenden göttlichen Tugend der Liebe, besonders der Barmherzigkeit.

Der Papst mag sich da in seiner teilweise autoritären Art, wie sie aus Kurienkreisen ab und zu berichtet wird, selbst im Weg stehen, aber der Vortrag, der kein Loblied auf diesen Papst war, stellte deutlich das Ringen dieses Papstes um Liebe und Barmherzigkeit in den Mittelpunkt. „Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe.“, dieser gern zitierte und bis heute vermutlich zu wenig betrachtete Satz des Apostels Paulus mag ein Fixpunkt für Papst Franziskus sein.

Primat der Barmherzigkeit

Jedenfalls stellt er die Barmherzigkeit quasi als Primat des christlichen Glaubens in den Mittelpunkt, an dem sich Hoffnung und Glaube auch messen lassen müssen. Das bedeutet keine „Schwamm-drüber-Mentalität“ – das ist keine Liebe. Aber es bedeutet, mit sich und dem eigenen Glauben und den eigenen Hoffnungen zu ringen, damit die Liebe zu den Menschen – denen am Rand und denen, die (noch) nicht glauben (können) – damit zusammen gehen kann. Da treffen bisweilen Welten aufeinander, wenn jetzt Bischöfe und Theologen im Rahmen von „dubia“ Klarheit fordern. Ein nur allzu nachvollziehbarer Wunsch, und doch beschleicht mich das Gefühl, dass dieser Wunsch am Kern dessen, was Franziskus vermitteln will, weit vorbei geht.

Ich weiß am Ende nicht, ob ich den Papst hier richtig interpretiere, habe ich doch selbst nur ein diffuses Bild, was seine Kernbotschaft ist. Und doch glaube ich zu erkennen, dass wir alle etwas Wichtiges unter seinem Pontifikat lernen können.

Ihm und uns: Ad multos annos!

Papst Franziskus wurde gestern 80 Jahre alt. Ich weiß, dass viele konservativ-katholische Weggefährten mit gemischten Gefühlen auf dieses Pontifikat schauen. Aber auch wenn ich bei manchen Äußerungen die Luft anhalten muss, auch wenn es nicht immer leicht ist, als konservativer Katholik auf seiner Seite zu stehen: Ich wünsche ihm nicht nur persönlich Gottes reichen Segen zu seinem Jahrestag! Ich wünsche ihm und uns – jedenfalls mir – noch eine segensreiche weitere Zeit mit ihm als Papst vom anderen Ende der Welt!

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Klaus Kelle, Chefredakteur