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Gesamtkosten von 1,7 Millionen Euro sind überschaubar

Plötzlicher Herztod: Brandenburger AfD will Erste-Hilfe-Strukturen ausbauen lassen

RED
Die AfD-Landtagsabgeordnete Daniela Oeynhausen

In Brandenburg steht ein Thema im Fokus, das Leben retten kann: der flächendeckende Einsatz von Automatisierten Externen Defibrillatoren (AED) im öffentlichen Raum. Die AfD-Fraktion hatdazu im Landtag Brandenburg einen Antrag eingereicht, der ein Förderprogramm für die Beschaffung und Installation dieser lebensrettenden Geräte sowie die Stärkung von Erste-Hilfe-Strukturen fordert. Der Vorstoß, der in der Plenarsitzung im Juli 2025 debattiert wurde, wurde von Dr. Daniela Oeynhausen mit einer emotionalen Rede untermauert, die die Dringlichkeit des Themas unterstreicht.

Plötzlicher Herztod: Ein unterschätztes Risiko

„Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa 120.000 Menschen daran – mehr als die Stadt Jena Einwohner hat“, sagte Oeynhausen. Der plötzliche Herztod ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland und betrifft Menschen oft ohne Vorwarnung. Besonders tragisch: Viele Betroffene wissen nicht, dass sie gefährdet sind, bis es zu spät ist. „Herzprobleme fallen erst bei besonderer körperlicher Belastung auf“, führte Oeynhausen aus und verwies auf zwei aktuelle Vorfälle, bei denen junge Männer in Brandenburg beim Fußballspielen einen Herzstillstand erlitten. Während einer gerettet werden konnte, kam für den anderen jede Hilfe zu spät.

Alarmierende Zahlen untermauern die Dringlichkeit: So sinkt die Überlebenschance nach einem Herzstillstand pro Minute Verzögerung um etwa 10 Prozent. „Wenn innerhalb der ersten Minute reanimiert wird, liegt die Überlebenschance bei bis zu 90  Prozent“, erklärte Oeynhausen. Nach nur zwölf Minuten betrage die Überlebenschance hingegen nur noch zwei bis fünf Prozent. Ein AED, der von Laien bedient werden kann, ist in solchen Fällen oft die einzige Chance, ein Leben zu retten.

Forderung nach einem Förderprogramm

Die AfD-Fraktion fordert darum ein umfassendes Förderprogramm, um AED flächendeckend in öffentlichen Bereichen Brandenburgs zu installieren. „Brandenburg braucht ein Förderprogramm für Automatisierte Externe Defibrillatoren – kurz AED! Und zwar jetzt!“, forderte Oeynhausen eindringlich. Der Antrag sieht vor, dass die Landesregierung die Anschaffung und Installation der Geräte unterstützt, insbesondere in risikoreichen Bereichen wie Sportstätten, Einkaufszentren, Bahnhöfen, Parks, Wohnanlagen oder Theatern. Vereine, Eigentümer oder Träger öffentlicher Gebäude sollen Förderanträge stellen können.

Die Kosten für ein solches Programm erscheinen überschaubar. Laut Oeynhausen liegt der Preis für ein AED-Gerät zwischen 1.000 und 2.500 Euro, die jährliche Wartung kostet etwa 100 Euro. Für ganz Brandenburg schätzt die AfD die Gesamtkosten auf etwa 1,7 Millionen Euro. „Das ist finanzierbar – und lebenswichtig!“, betonte die Abgeordnete. Als Vorbild dient Nordholland, wo auf 10.000 Einwohner knapp sieben AED-Geräte kommen – ein Ziel, das Brandenburg laut Antrag anstreben sollte.

Ein Kataster für schnelle Hilfe

Ein weiterer zentraler Punkt des Antrags ist die Einführung eines AED-Katasters, das die Standorte der Geräte erfasst und über eine Handy-App zugänglich macht. „Ein Defi in der Nähe kann Leben retten. Ein Kataster mit einer Handy-App kann helfen, dass der Erstretter weiß, wo sich in der Nähe ein AED befindet“, erläuterte Oeynhausen. Dies würde Ersthelfern ermöglichen, im Notfall schnell das nächstgelegene Gerät zu finden. Der Antrag fordert die Landesregierung auf, die Machbarkeit eines solchen Katasters zu prüfen und die Ergebnisse bis Ende 2025 dem Ausschuss für Gesundheit und Soziales vorzulegen.

Stärkung der Erste-Hilfe-Kultur

Neben der technischen Ausstattung legt der Antrag großen Wert auf die Förderung von Erste-Hilfe-Kenntnissen in der Bevölkerung. „Wir müssen das Erste-Hilfe-Wissen bei den Bürgern stärken“, forderte Oeynhausen. Lange Schulungen seien jedoch ein Hindernis, da viele Menschen keine ganzen Wochenenden für Kurse opfern wollen. Die AfD schlägt daher niedrigschwellige, attraktive Angebote vor – etwa kompakte Kurse in Schulen, Sportvereinen, am Arbeitsplatz oder über Apps. Ein Prämiensystem könnte zusätzlich Anreize schaffen: „Wer sich regelmäßig in Erste Hilfe schulen lässt, erhält Vergünstigungen“, schlug Oeynhausen vor.

Darüber hinaus soll das bestehende Ersthelfersystem, wie die App „Katretter“, ausgebaut werden. In ländlichen Regionen wie Brandenburg, wo Rettungsdienste oft lange Anfahrtszeiten haben, ist dies besonders dringlich. „In der Ostprignitz und in Spree-Neiße kommt bald jeder fünfte Rettungswagen zu spät“, kritisierte Oeynhausen. Die Landesregierung soll prüfen, wie weitere Freiwillige, etwa Nachbarn oder beruflich mobile Personen, als Ersthelfer gewonnen werden können. Zudem sollen Einsatzzeiten und Reaktionsquoten standardisiert erfasst werden, um das System effektiver zu gestalten.

Vorbilder in anderen Bundesländern

Der Antrag verweist auf erfolgreiche Programme in anderen Bundesländern wie Bayern und Mecklenburg-Vorpommern, wo Förderprogramme für AED gut angenommen werden. „Andere Bundesländer sind schon weiter“, betonte Oeynhausen. Die AfD sieht Brandenburg in der Pflicht, diesen Vorbildern zu folgen und die Notfallversorgung zu verbessern. Der Antrag kritisiert zudem die bisherige Zurückhaltung der Landesregierung, die trotz positiver Bewertungen des „Katretter“-Systems keine ausreichenden Verbesserungen oder Finanzierungen umgesetzt habe.

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Klaus Kelle, Chefredakteur