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Was passiert, wenn Sarah Wagenknecht wirklich durchstartet?

Liebe Leserinnen und Leser,

bei der Tagung der AfD-Bundestagsfraktion gestern hätte ich gern Mäuschen gespielt, wie man das so nennt. Ich kenne solche Sitzungen, da geht es natürlich in erster Linie um tagesaktuelle Politik und die richtige Strategie zu aktuellen Entwicklungen. Aber ob die Abgeordneten hinter verschlossenen Türen wohl auch über die neuesten Umfragewerte gesprochen haben?

Ich meine, die AfD befindet sich gerade im Höhenflug, manche Demoskopen sehen die Partei bereits bei über 15 Prozent. Und Meinungsforscher prognostizieren ihr ein Wählerpotential von bis zu 20 Prozent, das ist eine ganze Menge. Aber was passiert, wenn die Linke Sarah Wagenknecht wirklich kommendes Jahr mit einer neuen Partei an den Start geht? Das wäre insbesondere in Ostdeutschland ein Angebot an die Wähler, das keineswegs nur für Linke attraktiv ist. Vor ziemlich genau vier Wochen hatte ich mich in anderem Zusammenhang schon damit beschäftigt, was eigentlich mit der offenen Flanke zwischen Union und AfD ist hier Aber eine Wagenknecht-Partei wäre da gar nicht verortet, sie könnte Wählerstimmen von Links und von Rechts und aus der Mitte anziehen.

In der AfD-Spitze ist man sich des Problems durchaus bewusst. Parteisprecherin Alice Weidel wird in Medien zitiert:

„Frau Wagenknecht bekommt aus großen Teilen unseres Wählerumfeldes großen Zuspruch. Sie ist wahnsinnig populär und spricht besonders im Osten dieselben Wähler an wie wir…“

Das in der Regel treffsichere Meinungsforschungsinstitut INSA hat festgestellt, dass derzeit Sarah Wagenknecht die beliebteste Politikerin in Deutschland ist. Das ist schon ein Hammer, wenn man sich bewusst ist, aus welcher modrigen politischen Kloake diese beeindruckende Frau kommt.

Aber was wirklich zum Nachdenken anregt: Bei den AfD-Anhängern ist Frau Wagenknecht derzeit auch schon die zweitbeliebteste Politikerin…hinter Alice Weidel. Es gibt inhaltlich viele Schnittmengen zwischen beiden Parteien in Ostdeutschland. Schon nach der vergangenen Landtagswahl in Thüringen hätten SED und AfD rechnerisch eine Mehrheit bilden können, weil über die Hälfte der Wähler dort so abgestimmt haben.

Aber es ist eben auch kein mathematisches Spiel, bei Thema Migration zum Beispiel stehen sich AfD und Linke unversöhnlich gegenüber, bei Familie, bei Innerer Sicherheit. Das passt überhaupt nicht. Und die feuchten Träume in Schnellroda von einer „Querfront“ rechts und links werden deshalb auch genau das bleiben, was sie sind: Träume.

Aber wenn Sarah Wagenknecht tatsächlich etwas Eigenes startet, dann gibt es diese alten ideologischen Hürden vielleicht gar nicht mehr. Dann entsteht wohlmöglich eine wirklich ganz neue Kraft, wählbar für viele Menschen in West- und Ostdeutschland, denen das aktuelle politische Angebot einfach nicht mehr reicht.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur