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Unverhoffter Besuch vom Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk

Wenn ich gewusst hätte, dass die ARD kommt, hätte ich eine Uniform angezogen

KLAUS KELLE
FOTO: klaus kelle | Das zuletzt viel fotografierte Gästehaus am Lehnitzsee.

Vorgestern hatte ich mich noch beklagt, dass große Medien Unsinn über mich schreiben, ohne wenigstens so zu tun, als hätten sie Interesse an meiner Sicht der Dinge dazu. Und schon kommt plötzlich die ARD um die Ecke.

Ich war gestern mit einem langjährigen Freund zum Kaffeetrinken in Potsdam verabredet. Ich verließ unseren Sender und ging schon mal vor zu meinem Auto, da stand plötzlich ein Fernsehteam der ARD vor mir. Reporterin, Kameramann, Fotograf, irgend so etwas.

„Sie sind doch Herr Kelle“, begann einer und hielt die Kamera, ohne vorher zu fragen auf mein Gesicht. Ja, was ich denn sage zu der „Geheimkonferenz“, die in dem Gästehaus im Hintergrund im November 2023 stattgefunden habe. „Was soll ich dazu sagen?“, entgegnete ich. Ich war nicht eingeladen, ich war nicht da, ich weiß auch nur, was in den Zeitungen darüber steht. Ja, aber welche Menschen ich denn abschieben würde? Meine Antwort: „Da müssen Sie Politiker fragen, ich schiebe niemanden ab.“ Und dann noch weiter, wenn jemand nach einem rechtsstaatlichen Asylverfahren von einem Gericht bestätigt bekomme, dass er oder sie nach unseren Gesetzen nicht in Deutschland bleiben dürften, dann bin ich für Abschiebung.

Dann kam der lustigste Teil

„Sie veranstalten doch auch diese Schwarmintelligenz-Konferenzen“, setze der ARD-Mann mit der Kamera an. Das sei doch auch so ein Netzwerktreffen zwischen Union, AfD und Verschwörungstheoretikern wie Prof. David Engels, führte der Staatsfunk-Enthüller aus. Ich versicherte, dass David ein sehr kluger und sympathischer Freund ist, der aber nun einmal gar nichts mit Verschwörungserzählungen zu tun habe. Ja, aber, warum denn Medien nicht an meinen Konferenzen teilnehmen dürften? Auf meine Antwort bin ich besonders stolz: „Wegen Menschen wie Ihnen“, sagte ich. Die nicht kämen, um objektiv über die Veranstaltung zu berichten, sondern nur ein paar O-Ton-Schnipsel und Schnittbilder brauchten, um dann einen Beitrag zu machen, den sie sich vorher bereits ausgedacht hätten. Immerhin widersprach er nicht.

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Ja, dann war noch dies und das. Auf die Frage der wirklich sympathisch wirkenden ARD-Kollegin, wie ich mir die deutsche Gesellschaft der Zukunft vorstelle, entgegnete ich „bunt und vielfältig“. Ich bin sicher, das werden sie am Donnerstag senden, oder? Ich habe auch noch gesagt, dass ich Rassismus und jeden Extremismus von links und rechts konsequent ablehne. Wetten, dass nichts davon gesendet wird in „Kontraste“?

Ich war leider auf die Begegnung mit der real existierenden ARD nicht vorbereitet. Hinterher im Auto dachte ich, ich hätte zur Begrüßung sowas sagen sollen wie „Wenn ich gewusst hätte, dass die ARD kommt, hätte ich meine Uniform angezogen …“

Anschließend belästigten sie auch noch meinen Freund, der inzwischen dazugekommen war. Wie er heiße und was er mit Herrn Kelle zu tun habe. Er sagte, er sei seit Jahrzehnten ein guter privater Freund von mir. Im Auto sagte er mir dann, die ARD-Leute hätten da ganz verwundert geschaut, dass Leute wie der Kelle Freunde haben. War schon lustig. Bestimmt haben sie seinen Namen jetzt in eine ARD-Datenbank eingespeist, als „Rechtspopulisten-Freund“. Mit Politik hat er übrigens nichts zu tun, rechts wählt er auch nicht, aber hey, mitgefangen, mitgehangen …

Wo wir gerade bei Datenbanken sind

… ist es nicht weit bis zum Geheimdienst. Das „Geheimtreffen“ im November mit dem Identitären-Chef Martin Sellner ist weiter in aller Munde. Sellner, der als Österreicher angeblich ein Einreiseverbot nach Deutschland hat, reiste gestern Abend nach Deutschland ein. Ich meine, warum auch nicht? Bürger eines EU-Landes, keine Straftaten, offene Grenzen … Und überhaupt, warum sollte denn an unseren Grenzen irgendwas funktionieren?

Wer hat das „Geheimtreffen“ wie ausgespäht? Das ist die letzte interessante Frage im Zusammenhang mit dieser Geschichte. Die Ursprungs-Story, dass sich da ein Gast im historischen Landhaus Adlon eingeschlichen und mitstenografiert habe, war von Anfang an absurd. Und die Aussage des Verfassungsschutz-Chefs Thomas Haldenwang wenige Tage später, sein Dienst habe von dem Treffen vorab gewusst, wirft zumindest Fragen auf. Denn angeblich habe man nicht abgehört und observiert, weil das Treffen als Bedrohung der demokratischen Gesellschaft zu unbedeutend gewesen sei.

Objektiv betrachtet ist das so

Aber was ist schon objektiv in diesen aufgeheizten Zeiten? Kann man mit Richtmikrofonen von außen Gespräche in der Villa mitschneiden und aufzeichnen?  Sicherheitsleute sagen ja, das sei heutzutage mit moderner Technik überhaupt kein Problem mehr. Oder hat der Verfassungsschutz, der vom Staat – also uns – bezahlt wird, doch heimlich die Gespräche mitgeschnitten und dann an „Correctiv“ illegal weitergegeben? Das ist diese Recherche-Bude in Essen, die nach Medienberichten auch viel Geld vom Staat – also von uns – bekommt. Von 2,5 Millionen Euro wird geredet, aber das können wir jetzt hier nicht schnell verifizieren.

Also: Wer hat abgehört, wer hat gelauscht? Und, die für mich interessanteste Frage: Warum wurde erst so spät berichtet?

Ja, klar, man musste erst Aufzeichnungen auswerten, das dauert ein paar Tage. Aber wenn Ende November etwas bekannt ist, warum kommt man dann erst im Januar damit heraus? „Die wollten den Bauernprotesten Aufmerksamkeit entziehen“, vermutet gestern Morgen ein Gast in meinem Büro. Aber das klingt ja fast schon wie eine Verschwörungstheorie …

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Klaus Kelle, Chefredakteur