Hausgemacht – warum Deutschland da steht, wo es steht
Liebe Leserinnen und Leser,
die Ukraine und Moldau haben sich nach Beginn des russischen Angriffskrieges vom einstmals sowjetischen Stromnetz abgekoppelt und eine technische Synchronisierung mit dem europäischen Netzwerk vollzogen. Das ist gut und folgerichtig, denn – wie ich mal schrieb – vom Straßenschläger im Ort kaufe ich auch kein Obst, selbst wenn es gut und billig ist. Die Folgen dieses sinnlosen und brutalen Krieges in der Ukraine werden auf lange Sicht alles verändern. Und Sieger kann es nicht geben, dafür sind die Russische Föderation und der die Ukraine unterstützende Westen viel zu stark. Dieser irreale Feldzug Putins im Süden und Osten der Ukraine erscheint mir jeden Tag surrealer, an dem ich Nachrichten von dort lese und Bilder der Zerstörungen sehe.
Die Zehntausenden Toten auf beiden Seiten, die massiven Zerstörungen, die geschundenen Zivilisten – die Folgen dieses Krieges werden Jahrzehnte nachwirken, auch bei uns, aber natürlich nicht einmal annähernd so wie in der Ukraine und auch in Russland. Und warum alles? Ach ja, wegen der bösen, bösen Nazis, die man unbedingt im Nachbarland bekämpfen muss…
Gut möglich, dass dieser Krieg noch lange andauert. Ich frage mich schon seit Wochen, warum Putin nicht einfach aufhört damit und „Миссия выполнена“ – Mission Accomplished -verkündet. Muss ja nicht auf einem Flugzeugträger sein, der russische ist ja gewöhnlich von dunklen Dieselwolken umhüllt, was keine guten Fernsehbilder gibt. Putin kontrolliert die Krim, auch wenn da immer mal was explodiert neuerdings, Donbass und Luhansk auch weitgehend, Azovstal ist „befreit“, wie 1945 Berlin, Dresden, Hamburg und Köln. Ein einziges Trümmerfeld mit Leichenbergen am Straßenrand. Und warum das alles? Ich bin kein linker Peacenik oder Friedensromantiker, aber ich verstehe diesen Wahnsinn nicht mehr. Vielleicht liegt es am Alter.
Ich bin der festen Überzeugung nach wie vor, dass der bevorstehende Winter zwar teuer aber auch nicht zur Katastrophe in Deutschland wird. Ich bin gespannt, wie Bundesregierung und Bundesnetzagentur das alles hinbekommen, aber sie bekommen es hin. Irgendwie. Die Gasspeicher sind derzeit fast voll, neue Flüssiggas-Terminals entstehen und ich bin auch überzeugt, dass Russland weiter Gas liefern wird, auf niedrigem Niveau, der Kreml spielt halt seine Spielchen, aber in den Wohnungen wird es über Weihnachten warm sein – zu welchem Preis auch immer.
Sie alle wissen, dass wir nicht primär durch Putins Krieg in diese Lage geraten sind, sondern durch den Irrsinn, unser Land zu über zwei Dritteln in die Abhängigkeit von russischem Gas zu führen. Das ist nicht durch einen Wetterumschwung passiert, sondern durch aberwitzige politische Entscheidungen. Der sogenannte „Klima-Mix“ zur angeblichen Rettung des Weltklimas funktioniert nur mit russischem Erdgas. Und die haben ja immer zuverlässig geliefert. Und das haben sie, aber das tun sie jetzt nicht mehr, aber sie bombardieren Wohn- und Krankenhäuser in der Ukraine, sie schießen Zivilisten vom Fahrrad und vergewaltigen Frauen, sie legen Großstädte in Schutt und Asche und bedrohen weitere ehemalige „Bruderstaaten“. Dürfen wir das alles ignorieren? Geht uns das überhaupt etwas an? Stecken die bösen Amerikaner hinter allem?
Oder: Warum lassen wir nicht einfach die drei noch arbeitenden Atomkraftwerke weiterlaufen? Warum beginnen wir nicht damit, die Fracking-Förderung in Niedersachsen vorzubereiten, die Deutschland 30 Jahre lang autark beim Erdgas machen würde? Warum fahren wir die drei vergangenes Jahr abgeschalteten Atommeiler nicht wieder hoch? Oder bauen drei neue, wie ein CSU-Politiker gerade vorgeschlagen hat?
Deutschland könnte so viel tun, wenn es Politiker in der Regierung hätte, die Durchblick haben und ihre ideologischen Scheuklappen ablegen, und die dann zügig und konsequent die richtigen Entscheidungen treffen. Aber leider haben wir eben diese Ampel-Koalition.
Mit besten Grüßen zum Wochenende,
Ihr Klaus Kelle
Neueste Früher Vogel
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Klaus Kelle, Chefredakteur