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Hybrider Krieg in der Ostsee wird heißer: Jetzt auch Kabel zwischen Schweden und Litauen beschädigt

KLAUS KELLE

Es ist ein Thema, das eigentlich auf allen Titelseiten der Mainstreammedien in Europa ganz oben stehen müsste, und dennoch wird es nur nebenbei gemeldet. Wenigstens hat Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nun eindeutig bestätigt, dass die Beschädigung des Ostsee-Kabels zur Datenübertragung zwischen Finnland und Deutschland durch einen Akt von Sabotage bewusst beschädigt worden ist. Am Rande eines Treffens europäischer Verteidigungsminister in Brüssel sagte Pistorius:

„Niemand glaubt, dass diese Kabel aus Versehen durchtrennt worden sind.“

Es sei zu konstatieren, dass es sich um einen hybriden Angriff gegen beide Länder handele – von wem auch immer ausgeführt.

Von wem? Da kommt man schnell auf eine Idee, hat doch Russlands Staatschef Wladimir Putin erst im Mai dieses Jahres angekündigt, dass er die russischen Hoheitsgewässer in der Baltic Sea erweitern will. Dabei geht es konkret um das Meer vor der russischen Enklave Kaliningrad, direkt an der Grenze zu Litauen, eines NATO-Mitgliedsstaates, und um den Finnischen Meerbusen. Westliche Analysten halten für denkbar, dass es Moskau dabei auf die strategisch enorm wichtige Insel Gotland abgesehen hat.

Doch zurück zur Sabotage

Die Kommunikationsverbindungen über das Kabel Cinia C-Lion1 zwischen Finnland und Deutschland. Das staatliche finnische Unternehmen Cinia teilte nun mit, dass die Ursache des „Fehlers“ noch unklar sei. Das Kabel sei aber „durch äußere Einwirkung durchgetrennt“ worden. Das könne – theoretisch – auch durch einen Anker oder ein Grundschleppnetz geschehen.

Die Bundesregierung ist immerhin „zutiefst besorgt“, was immer das bedeuten mag.

Was bisher noch viel weniger im öffentlichen Fokus steht: Gestern meldete der litauisch-schwedische Kommunikationsdienst Telia, dass auch ein Kommunikationskabel zwischen Schweden und Litauen plötzlich ausgefallen sei: „Das Kabel wurde am Sonntagmorgen gegen 10 Uhr litauischer Zeit durchtrennt. Die Systeme hätten gemeldet, „dass wir den Kontakt verloren hatten“, sagte Andrius Šemeškevičius von Telia Litauen gegenüber dem litauischen Fernsehsender LRT.

Die Ostsee ist seit längerer Zeit Ort von russischen Machtdemonstrationen. So genannte „Forschungsschiffe“ unter russischer Flagge werden von westlichen Geheimdiensten zunehmend in der Nähe von Gaspipelines und Windparks, sogar vor der deutschen Ostseeküste registriert. Diese „Forschungsschiffe“ forschen irgendwas, aber es gibt Hinweise darauf, dass es dabei nicht um Wissenschaft, sondern ganz offensichtlich Spionage geht. Reporter eines skandinavischen Medienverbundes näherten sich vergangenes Jahr einem russischen Trawler in der Ostsee und konnten filmen, wie plötzlich maskierte Männer mit Schnellfeuergewehren an Deck erschienen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) blieb schmallippig: „Wir nehmen diese hohe Bedrohungslage sehr, sehr ernst.“ Ja, was denn auch sonst? Vielleicht begreift sie, dass es neben ihrem obsessiven „Kampf gegen Rechts“ auch noch andere relevante Bedrohungen für die deutsche Sicherheit gibt.

C-Lion1 verläuft übrigens über 1.173 Kilometer von der finnischen Hauptstadt Helsinki bis nach Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Dabei ist die Route über lange Strecken parallel zu der Route der Nord-Stream-Pipelines, die vor zwei Jahren durch einen Sabotageakt zerstört wurden. In den Tagen vor dem Anschlag wurden zwei russische „Forschungsschiffe“ direkt über dem Ort der Explosion von Satelliten erfasst. Bestimmt nur ein Zufall…

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Klaus Kelle, Chefredakteur