Menschen zum Ausschlachten: Wie eine globale Organ-Mafia mit Armen und Hilflosen Milliardengeschäfte macht

Die globale Organ-Mafia hat für ihre Geschäfte mit der Armut in Kenia einen neuen Hotspot gefunden. Ein „Israeli“, der seit Jahren international mit Haftbefehl gesucht werde, stecke dahinter, schreibt das Nachrichtenmagazin SPIEGEL heute.
Nigeria war lange Zeit ein beliebtes Reiseziel für Organsuchende, wie das heute heißt. Und natürlich China, ein ganz schreckliches Kapitel.
Wer todkrank ist und ein Organ zum Auswechseln dringend benötigt, kommt auf legalem Weg nur selten weiter. Beten und warten ist die Devise. Doch, wer es sich leisten kann, der hat viele Möglichkeiten, auch in Deutschland in schick eingerichteten Serviceagenturen und bei verständnisvollen Ärzten in Kliniken, auf anderem Weg an eine neue Niere oder neue Leber zu kommen. Egal wie…
Der Washingtoner Thinktank Global Financial Integrity (GFI), der sich mit der Beobachtung von Korruption, illegalem Handel und Geldwäsche beschäftigt, schätzte schon vor Jahren, dass mit dem „Menschenhandel zur Organentnahme“ im Jahr weltweit bis zu 1,7 Milliarden Dollar umgesetzt werden. Das ist eine Menge Geld.
Für illegale Transplantationen wurden damals um die 5000 Dollar an die „Spender“ gezahlt, für einen jungen Mann in Kenia ein Vermögen, der allerdings nicht einmal ahnen dürfte, dass zum Beispiel für eine Niere auch mal 150.000 Euro bezahlt werden, wie in einem Dokument des Europäischen Parlaments festgehalten ist.
Der nigerianische Menschenrechtsanwalt Tietie warnt immer wieder vor engen Verbindungen zwischen Menschenhandel und Organentnahmen. Er behauptet, dass es in Nigeria seit langem „Babyfarmen“ gebe, wo kriminelle Syndikate Mädchen und junge Frauen verschleppen, vergewaltigen und schwängern, um so Babys zu produzieren, die zum Ausschlachten auf dem Schwarzmarkt verkauft würden.
Sind das nicht nur wieder Verschwörungstheorien und „Urban Legends“?
Die man irgendwo liest, um sich ein bisschen zu gruseln und sich dann wieder dem langweiligen Alltag zuzuwenden? Das ist sehr unwahrscheinlich.
Der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages hat sich im März 2017 in einer ausführlichen Analyse u. a. mit Formen der illegalen Beschaffung von Organen auseinandergesetzt. Das Ergebnis ist der Horror.
So unterscheidet die United Nations Global Initiative to Fight Human Trafficking drei Arten der illegalen Beschaffung von Organen:
1) …wenn Personen durch Zwang oder Täuschung dazu gebracht werden, sich Organe entnehmen zu lassen,
2) … wenn Personen sich aus finanziellen Gründen auf eine Organentnahme einlassen, dann jedoch gar nicht oder nicht im vereinbarten Umfang entlohnt werden
3) …wenn Personen Organe ohne ihr Wissen im Zuge eines angeblich therapeutischen Eingriffs entnommen werden.
Der kommerzielle Handel mit illegal beschaften menschlichen Organen ist fest in der Hand grenzüberschreitender organisierter Kriminalität. Und wer daran mitwirkt, auch der verständnisvolle Arzt, der ihnen irgendwo im Besprechungsraum eines Krankenhauses gegenüber sitzt und aus Menschenfreundlichkeit sagt, mit ein bisschen Geld sei da schon etwas zu machen, gehört zu diesen skrupellosen Geschäftemachern, die über Leichen gehen, um Kasse zu machen.
Seit Jahrzehnten gibt es Vorwürfe, dass China Zwangsorganentnahmen an Gefangenen aus Gewissensgründen durchführt. Und diese Gefangenen sind meist Mitglieder von Falun Gong, aber auch Uiguren und Tibeter.
Aufgrund seiner Mitgliedschaft bei Falun Gong wurde Cheng Pei Ming in China mehrfach inhaftiert und gefoltert. Während einer dieser Inhaftierungen wurden ihm unwissentlich Teile seiner Organe entnommen.
„Sie sagten, ich müsse operiert werden, aber ich lehnte entschieden ab. Sie hielten mich fest und gaben mir eine Spritze, woraufhin ich schnell das Bewusstsein verlor. Als ich aufwachte, war ich noch immer im Krankenhaus und hatte schreckliche Schmerzen in der Seite.“
Das erzählte Cheng Pei Ming, der vielleicht bekannte Überlebende der seit Jahrzehnten praktizierten staatlich geförderten Kampagne zur Organentnahme durch die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) an Gefangenen. Vor dem US-Senat schilderte er seine Geschichte.
Cheng ist praktizierendes Mitglied der Falun Gong-Bewegung, einer religiösen Minderheit in China. Seit Jahrzehnten gibt es immer wieder Berichte, dass die Volksrepublik China politische Gefangene, oft Mitglieder von Falun Gong, aber auch Uiguren und Tibeter, in Lager einsperrt, wo sie durch Folter gebrochen und bei entsprechenden Bestellungen reicher Kunden im Westen ausgeschlachtet werden. Die Opfer werden – wie Cheng – nicht gefragt, ob sie Organe spenden wollen, ihnen wird kein Geld angeboten, sie werden gehalten wie auf einem Schlachthof.
Cheng berichtete vor den Senatoren, wie er an sein Krankenhausbett gefesselt wurde, mit einem Infusionsschlauch an seinem Fuß, einem Drainageschlauch in seiner Brust, Sauerstoffschläuchen in seiner Nase und einem 35 cm langen Einschnitt an der Seite seiner Brust.
Einige Zeit nach seiner ersten Zwangsoperation teilte man Cheng mit, dass er sich einer weiteren Operation unterziehen müsse, bei der die Wahrscheinlichkeit, dabei zu sterben, bei 80 Prozent liege. Als er nach einem Toilettengang von seinem Wärter nur schlampig gefesselt wurde, gelang Chng die Flucht aus dem Horror-Krankenhaus, er entkam und es gelang ihm, nach Thailand zu flüchten. Das rettete ihm das Leben. Die Ärzte dort stellten fest, dass ihm in China ohne seine Einwilligung Teile der Leber und seiner linken Lunge operativ entfernt worden waren.
Der kanadische Rechtsanwalt David Matas recherchiert seit 20 Jahren zu den angeblichen Fällen industriell organisierter Inhaftierungen und Tötungen von Gefangenen in chinesischen Straflagern, vornehmlich von Falun Gong-Anhängern. Matas ist überzeugt, dass dies alles wirklich passiert. Die chinesische Regierung weist die Vorwürfe energisch zurück. Und die chinesische Regierung ist mächtig.
„Ich wusste, dass die Menschenrechtsorganisationen, die ich kannte, dieses Problem nicht anpacken würden“, sagt Matas. Er habe oft mit Flüchtlingen zu tun, die „eine Geschichte haben und sonst nichts“.
Aber die Organe, die auf dem Weltmarkt überall problemlos verfügbar sind, wenn man nur genügend Geld hat, die sind real. Und die Frage ist mehr als berechtigt: Woher diese Organe stammen und unter welchen Umständen sie von wem besorgt worden sind.
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