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Er war doch immer so nett – von Aktionismus und Hilflosigkeit nach einer Gewalttat

Liebe Leserinnen und Leser,

im „Spiegel“ lese ich eben über den Amkschützen von Hamburg. Philipp F. (35) hatte bei einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas in Hamburg ein Blutbad angerichtet, sieben Menschen – darunter ein ungeborenes Baby im Mutterleib – und dann sich selbst getötet, als Polizeikräfte in den Königreichssaal stürmten.

Bis heute wissen wir im Grunde nichts über das Motiv des Täters

Klar, er war früher selbst bei den Zeugen Jehovas Mitglied, hatte dann die Gemeinschaft verlassen. Irgendwie unfriedlich. Aber was heißt denn das? Ich bin auch schon mal irgendwo ausgetreten,ohne Leute zu erschießen.

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Jedenfalls hat der Mann mehr als 100 Mal mit einer halbautomatischen Pistole geschossen, die er am 12. Dezember ganz legal erwarb. Die Polizei hatte sogar einen anonymen Hinweis erhalten im Dezember, dass F. „psychische Probleme“ habe. Aber auch das wird immer wieder als hochtrabende Erklärung bei solchen Gewaltverbrechen gesagt, Sie kennen das von hunderten „bedauerlichen Einzelfällen“ unserer Gäste aus dem islamischen Kulturkreis, die zur Waffe gegriffen haben im Regionalzug oder einem Kaufhaus in Würzburg. Hat nicht jemand, der in ein Gebäude geht und wahllos Menschen erschießt, immer „psychische Probleme“? Sonst würde er das doch nicht machen. Das geplante Umbringen anderer Leute hat immer etwas mit der Psyche zu tun. Was sagt uns das denn? Kann man das sehen beim netten Nachbarn im Treppenhaus?

F. war Sportschütze, hatte eine Waffenbesitzkarte und war kürzlich nach einem anonymen Hinweis an die Polizei auf eine „psychische Erkrankung“ von zwei Beamten von der Waffenbehörde überraschend aufgesucht worden. Die prüften die Dokumente, schauten, wie die Waffe aufbewahrt wurde…und gingen wieder. Wahrscheinlich hat der F. den Polizisten Kaffee und Kekse angeboten, weil er ja immer so nett war.

Die Erklärungen von „Experten“, die Forderungen von Politikern nach so einem Verbrechen sind – wie eigentlich immer – nichtssagend bis banal. Bei F. sei keine „psychische Erkrankung“ festzustellen gewesen. Er habe nichts falsch gemacht und eine Waffenbesitzkarte besessen, also ordnungsgemäß gemordet sozusagen, was in Deutschland immer wichtig ist. Es gibt ein Formular, ein Lichtbild und einen Stempel. Alles muss seine Ordnung haben. Und der F. sei immer höflich gewesen und so nett.

Was die „Experten“ aber sicher wissen: Jetzt muss das Waffenrecht verschärft werden

Gleich am Tag nach der Amoktat in Hamburg kündigte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) an, „den Entwurf zur Änderung des Waffengesetzes noch einmal prüfen zu wollen“. Was für ein Satz, oder? Ich muss Ihnen sagen, die Nancy ist in meinem Ansehen inzwischen auf dem gleichen Level wie die frühere Verteidigungsministerin Lambrecht. Was haben wir da bloß für ein politisches Spitzenpersonal in Berlin?

Fassen wir mal zusammen

Immer wieder sagen Nachbarn, Freunde und Lehrer nach einer schrecklichen Gewalttat, der Täter sei total unauffällig, hilfsbereit und – ja – nett und höflich gewesen. Hätte man vorher wissen können, was passieren wird? Natürlich nicht, sonst hätte man es ja verhindert.

Jemand, der beschließt und vielleicht monatelang darüber nachgedacht hat, zu morden, ist immer in einem psychsichen Aunahmezustand. Und, da bin ich sicher, wäre auch nicht durch gutes Zureden von Psychotherapeuten oder Pfarrern von seinen Plänen abzubringen.

Wenn Sie entschlossen zu einer solchen Tat sind, dann bekommen sie immer eine Waffe, zur Not am Dortmunder Hauptbahnhof in irgendeinem schmierigen Handyshop fußläufig.

Die Äußerungen der politischn Verantwortliche und der „Experten“ nach solchen Tötungsorgien sind nichts anderes als ein Ausdruck der Hilflosigkeit.

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur