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Kein Fördergeld vom Bund

Innovativer E-Flieger Lilium: Benachteiligt die Bundesregierung den Standort Bayern?

KLAUS KELLE
Ist das die Zukunft des Fliegens: Der innovative E-Jet von Lilium

Der bayerische E-Flieger-Hersteller Lilium bekommt jetzt dich keinerlei Förderung aus dem Bundeshaushalt. Zwar hatte die bayerische Staatsregierung erst kürzlich beschlossen, dem innovativen Unternehmen in Oberpfaffenhofen mit einer Haftungsübernahme von 50 Millionen Euro unter die Arme zu greifen, aber nun fällt Berlin den Bayern in den Rücken. Angeblich müsse damit gerechnet werden, dass Lilium (1000 Mitarbeiter) spätestens in einem Jahr erneut in Liquiditätsprobleme rutsche, befürchten die Bundes-Haushälter. Außerdem gäbe es nur wenige private Investoren, die Interesse daran zeigten, Lilium dauerhaft zu finanzieren.

„Eine Hilfe für Lilium halte ich für falsch“, sagte etwa der Berichterstatter der FDP, Frank Schäffler, in einem Interview. Und weiter: „Wenn Bayern diese Subvention eingehen will, dann soll es dies alleine tun.“

Bayern Ministerpräsident Markus Söder sagte heute vor dem CSU-Parteitag, das Bundeskanzleramt habe ihm versichert, dass noch nichts „abschließend entschieden“ sei. Zugleich wittert er eine bewusste Benachteiligung seines Bundeslandes durch die Ampel-Regierung. Ohne Finanzhilfen vom Bund werde erneut eine Zukunftstechnologie Deutschland verlassen, während „alte Technologien“ im Norden wie Schiffswerften mit viel Geld gerettet würden.

Erzürnt ist man beim Flugzeugbauer in Oberpfaffenhofen auch auf das Magazin „Wirtschaftswoche“, in dem Thomas Stölzel am 8. Oktober kommentiert hatte, warum „der Staat Lilium nicht retten sollte“.

Mit einem „Offenen Leserbrief“ reagierte das Unternehmen mit harten Fakten. In dem Schreiben heißt es, man könne natürlich Stölzels Meinung sein, aber es wäre gut gewesen, wenn er für diese Meinung wenigstens ein paar Argumente vorbringen könnte. Das sei allerdings nicht der Fall. Stattdessen erzähle er „Ammenmärchen“.

Herr Stölzel kenne Lilium und seinen Jet überhaupt nicht, spräche in seinem Kommentar von 36 Triebwerken, wo es nur 30 habe.

Die Kerntechnologien von Lilium und die eigens entwickelten Batterien seien mit den „besten Partnern aus der ganzen Welt entwickelt“ worden – das Ergebnis von zehn Jahren Forschung und Entwicklung und Testflügen. Mit vier jungen Gründer hat Lilium begonnen, doch dann seien über die fünf bisherigen Jahre „immer mehr erfahrene Ingenieure von Airbus, Rolls-Royce, Honeywell, BAE Systems und Leonardo“ hinzugekommen.

Und ein nicht von der Hand zu weisendes Argument des Flugzeugbauers: Noch nie habe es ein Flugzeugprogramm in der Geschichte der Luftfahrt gegeben, das bereits vor seinem Erstflug so viele Bestellungen eingesammelt hat wie der Lilium Jet.

Das Lilium-Schreiben endet mit:

„Wir sind davon überzeugt, dass die rasante Entwicklung der Batterietechnik es möglich machen wird, in den 30’er Jahren einen konventionell startenden 50-Sitzer mit einer Reichweite von 1.000 Kilometer zu bauen. In den 40‘er Jahren sollte ein Lilium Airliner bereits 100 Pax über 2.000 km transportieren können. Dann wären 80 Prozent aller Flüge elektrisch und damit CO2-frei. Welche bessere Hoffnung für die Dekarbonisierung der Luftfahrt gibt es sonst?“

 

 

 

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Klaus Kelle, Chefredakteur