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Jetzt ist eine gute Zeit für eine Reise in die ferne Südhemisphäre

Kapstadt – das pulsierende Herz Südafrikas

Esther von Krosigk
Foto: sepostitphotos/QualityMaster | Kapstadt am Fuße des Tafelbergs bietet dem intressierten Touristen ein Vielzahl für interessant gestaltete Freizeitbeschäftigung und Erholung.

Eigentlich gilt Kapstadt aufgrund seiner vielen Touristen als sicherste Stadt Südafrikas, doch Anfang August glich die „Mother City“ eher dem Chicago der 1920er-Jahre. Die mafiös organisierten Sammeltaxis im Großraum Kapstadt streikten als Reaktion auf die Beschlagnahmung Dutzender Minibusse durch die Verkehrspolizei – es kam zu Straßenblockaden und Schießereien. Mehrere Menschen starben, darunter ein Brite, und wer nicht unbedingt sein Haus verlassen musste, war via Medien aufgefordert, besser daheim zu bleiben.

Es besteht kein Zweifel: Kriminalität, Armut und Misswirtschaft sind inzwischen eine unübersehbare Seite der schönen und facettenreichen Metropole am südlichen Kap. Doch trotz gestiegenen Gefahrenpotenzials bleibt Kapstadts Anziehung auf ausländische Besucher ungebrochen: Allein aus Deutschland reisen in den Wintermonaten unzählige Urlauber an.

Im Südsommer kommen die „Schwalben“ aus dem Nordwinter

Mehr als 100 000 Deutsche leben in Cape Town – viele von ihnen zählen sich zu den sogenannten „Schwalben“. Sie wechseln in der kalten Jahreszeit auf die Südhalbkugel und genießen bei sommerlichen Temperaturen den Schmelztiegel aus afrikanischen, europäischen und asiatischen Einflüssen. Trotz mancher Gefahren ist das durchaus möglich: Wer seine gewohnte Unbefangenheit etwas ablegt, aufmerksam ist und einige lokale Regeln beachtet, kann tatsächlich eine unvergesslich schöne Zeit in der Region am Kap verbringen.

Denn was Aktivitäten, kulinarische Genüsse und kulturelle Vielfalt betrifft, ist Kapstadt der Ort unbegrenzter Möglichkeiten. Die Südwestspitze des afrikanischen Kontinents ist umgeben von zwei Weltmeeren – dem Atlantik und dem Indischen Ozean – die zum Segeln, Surfen und Tauchen einladen. Wer die Meeresgewässer wegen kühler Temperaturen und der Hai-Gefahr scheut, kann zum Baden in die Gezeiten-Pools (Tidal Pools) steigen. Sie liegen direkt am Meer und werden von der Sonne erwärmt – beliebt sind beispielsweise die Pools von St. James und in Kalk Bay.

Cape Town ist in vielerlei Hinsicht die Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten

Botanische Oasen wie der Company’s Garden finden sich mitten in der Stadt, der Tafelberg-Nationalpark mit seiner vielfältigen Flora beginnt an den Ausläufern der City. Kapstadt ist wohl eine der wenigen Metropolen weltweit, von deren Innenstadt aus das Ziel einer Bergwanderung anvisiert und in relativ kurzer Zeit zu Fuß erreicht werden kann. Denn eingebettet wie in eine Schüssel liegt Kapstadts „City Bowl“ zwischen den drei Hausbergen Tafelberg, Signal Hill und Lion’s Head.

Während der Aufstieg zum Tafelberg mehrere Stunden in Anspruch nimmt, kann Lion’s Head, der auch Teil des Table Mountain National Parks ist, in einer Nachmittagstour erklommen werden. Spiralförmig windet sich ein Wanderweg auf die knapp 670 Meter hohe Erhebung und bietet spektakuläre Ausblicke auf das glitzernde Meer und die Bucht mitsamt Hafen sowie Robben Island, wo einst Nelson Mandela über viele Jahre inhaftiert war.

Weinregion und Garden Route: Landschaften von einmaliger Schönheit

Ein weiteres Plus: Südafrika ist ein relativ günstiges Reiseland. Übernachtungen in geschmackvoll ausgestatteten, gepflegten Häusern sind erschwinglich – so hat vor einem Jahr im elitären Vorort Camps Bay das „Living Hotel Lion’s Eye“ in Bestlage eröffnet. Kostenpunkt: Ab 100 Euro die Nacht im DZ inklusive Frühstück. Ebenfalls unter deutscher Führung und direkt unterhalb des Tafelbergs befindet sich das Gästehaus Blue Sky B&B. Anno 1937 im Bauhausstil gebaut, hat man von Terrasse und Garten einen sensationellen Blick über die gesamte Stadt – ab 120 Euro/Nacht im DZ.

Um in Kapstadt schnell von A nach B zu kommen, stehen günstige öffentliche Verkehrsmittel, Uber-Taxis und Mietwagen zur Auswahl, letztere schon ab 17 Euro Miete pro Tag. Mit dem eigenen Auto unterwegs zu sein, lohnt vor allem dann, wenn man die umliegenden Weinregionen und die legendäre Garden Route bis nach Port Elisabeth abfahren will. Auf dieser insgesamt rund 750 Kilometer langen Strecke eröffnen sich Landschaften, deren überreiche Flora und Fauna vielleicht einzigartig auf diesem Planeten sind.

Das perfekte Urlaubsziel?

Man kann für diese Reise entlang der Küste mehrere Tage oder sogar Wochen einplanen, um Orte wie Mossel Bay, Knysna, Wilderness, Plettenberg und Port Elisabeth oder die angrenzenden Nationalparks zu erkunden. Entlang des Wegs finden sich exklusive 5-Sterne-Farmen wie die Forest Lodge in modernster minimalistischer Architektur. Gefertigt aus Glas, Stahl und mit Reetdach, versteckt sich das Luxushotel inmitten eines tausend Jahre alten Milkwood-Walds, wo neben dem Blätterrauschen nur das Geräusch der Wellen aus der nahen Walker Bay zu hören ist.

Solche Bilder lassen die Kapregion als perfekte Urlaubsdestination erscheinen. Doch die Inner City von Kapstadt ist voll von verarmten, bettelnden Menschen – mehr als die Hälfte der 60 Millionen Einwohner Südafrikas leben unter der Armutsgrenze. Im nächsten Jahr feiert die Regenbogennation dreißig Jahre Demokratie, doch seit Ende der Apartheid 1994 starben mehr als eine halbe Million Menschen einen gewaltsamen Tod. Die Mordrate im Land zählt noch immer zu den höchsten der Welt.

Vor den Wahlen 2024 könnte sich die Situation im Land nochmal verschärfen

Als Besucher muss man das Land zu nehmen wissen: So sollte man auf Hiking Trails niemals allein wandern oder joggen – selbst, wenn die Wege als sicher gelten. Wertgegenstände wie teure Uhren oder echter Schmuck bleiben bei Stadtbesichtigungen besser im Hotelsafe, Taschen sind eng am Körper zu tragen. In der Dunkelheit ist es ratsam, nicht selbst Auto zu fahren, sondern lieber auf Uber oder Taxi umzusteigen.

Die beste Reisezeit für Kapstadt ist wahrscheinlich jetzt. Im nächsten Jahr sind Wahlen und die Unruhen im Land werden vermutlich zunehmen. Bereits im Juli rief Julius Malema, Parteichef der zweitgrößten Oppositionspartei (EFF – Economic Freedom Fighters), zum Mord gegen Weisse auf. Sein Vorbild? Putin. Wie dieser sollte der Populist Julius Malema nicht unterschätzt werden.

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Klaus Kelle, Chefredakteur