Nicht Rechts, sondern Rechtsstaat – über die vermeintliche „Geheimkonferenz“
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
der Journalismus ist auch nicht mehr das, was er einmal war. Je mehr über die „Geheimkonferenz“ in Potsdam bekannt wird, desto abstruser halte ich den Volksaufstand der guten Menschen gegen die angebliche „2. Wannseekonferenz“ für ein aufgebauschtes Spektakel. Und, damit sie mich nicht missverstehen:
- Ich bin nicht für die „Remigration“ von Millionen Menschen. Ich bin für Einhaltung unserer Gesetze. Wenn ein deutsches Gericht nach zwei rechtsstaatlichen Verfahren entscheidet, dass ein Asylbewerber abgelehnt wird, dann muss er oder sie sofort abgeschoben werden. Punkt. Ganz einfach. Das ist nicht Rechts, das ist Rechtsstaat. Wer hier leben und einen Beitrag zur Entwicklung Deutschlands leisten will, wer unsere Gesetze und Traditionen einhält, wer die deutsche Sprache lernt und arbeitet für den Lebensunterhalt, der ist hier herzlich willkommen.
- Der österreichische Kopf der Identitären Bewegung, Martin Sellner, hat in Potsdam einen Vortrag gehalten, den Sie im Internet 1:1 anschauen können, und den er so auch anderswo hält, wie man liest. Und wenn Sie sich das anschauen, dann werden Sie feststellen, dass nichts von dem, was als angeblich „Wannseekonferenz“-ähnliche Behauptungen geschrieben wird, da vorkommen. Ich sage das wertfrei. Martin Sellner will die Massenzuwanderung aus uns kulturfremden Regionen der Welt stoppen und möglichst viele Menschen abschieben, die kein Recht haben, hier zu leben. Das will Olaf Scholz auch, das will Friedrich Merz auch. Und das will ich auch. Aber die Analogie zur Wannseekonferenz, zur Vorbereitung des millionenfachen industriell organisierten Massenmordes der Nazis an vornehmlich jüdischen Menschen, verhöhnt das Andenken an die Opfer. Ein Treffen von einem Dutzend Leuten, die unrealistische und mit unserem Grundgesetz unvereinbare Phantasien diskutieren, ist eine peinliche, vielleicht abstoßende Veranstaltung – aber eine Analogie zur Wannseekonferenz? Unhistorisch und blöde.
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- Ich war nicht eingeladen zu dem Treffen, ich war nicht da, niemand aus meiner Redaktion war eingeladen oder hat teilgenommen. Ich habe davon erst vor ein paar Tagen erfahren, als der FOCUS berichtete. Aber, ganz schlimm, ich habe zufällig mein Büro in der Nachbarschaft des Gästehauses. Von dort hat man den gleichen schönen Blick auf den Lehnnitzsee wie von unseren Büros aus. Das ist aber auch schon alles. Die einst angesehene und bürgerliche Tageszeitung „Tagesspiegel“, früher sowas wie eine FAZ für Berliner, „würdigte“ u. a. mich mit einem größeren Artikel unter der Überschrift „Potsdamer Radiosender mit Rechtsdrall“. Da sei nämlich der Chefredakteur ein gewisser Klaus Kelle, ein „konservativer Hardliner“. Und das kann ja wohl kein Zufall sein, oder? Ich sei der „Gastgeber“ der „Vollversammlung der wahren Schwarmintelligenz, eines konservativen bis rechten Netzwerktreffens“.
Das stimmt wenigstens teilweise. Rechts ist daran aber nichts, wenn man davon absieht, dass in acht Jahren ein einziges Mal ein Diskutant auf einem der Panel ein AfD-Landespolitiker war. Wir hatten bei den Treffen davor neben vielen CDU-Politikern mehr Redner mit SPD-Parteibuch als von der AfD. Also die „Tagesspiegel“-Autoren Lenze und Kramer hätten so, wie sie vorgehen, auch schreiben können, meine Netzwerktreffen seien eine Art Sozi-Vorfeldveranstaltung.
Und mehrfach Redner bei meinen Treffen war auch das CDU-Mitglied Hans-Georg Maaßen, ein streitbarer kluger Mann, der demnächst eine Partei gründen will. Dabei – so der „Tagesspiegel“ – solle der Redaktionsleiter Kelle auch „eine Rolle spielen“. Das hörte ich in dem Artikel zum ersten Mal. Aber, so die Investigativ-Amateure, das stehe im „Spiegel“. Wusste ich vorher auch noch nicht.
Wichtig aber ist: Weder der „Tagesspiegel“ noch der „Spiegel“ hatten vor der Veröffentlichung auch nur versucht, mich anzurufen und mit mir zu sprechen. Diese Leute wollen gar nicht wissen, wie ein Sachverhalt ist, sie schreiben einfach zusammen, was sie an Framing unters Volk bringen wollen, wahr oder unwahr – vollkommen egal.
Mit herzlichen Grüßen,
Ihr Klaus Kelle
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Klaus Kelle, Chefredakteur