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Ohne Denkverbote für Sie aufzuschreiben, was anliegt – das ist echter Luxus

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Leserinnen und Leser,

einen schönen guten Morgen wünsche ich Ihnen in stürmischen Zeiten – beim Wetter wie bei der Politik!

Ich habe vorhin eine Titelgeschichte geschrieben über die sogenannte Gleichstellung, die längst existiert, selbst wenn es immer mal Ungerechtigkeiten gibt, die dann natürlich schnell ausgebügelt werden müssen. Aber die Behauptung der Femo- und Gender-Ideologi_*NNEN oder so, dass Frauen per se hierzulande unterdrückt seien, Heimchen am Herd, schlechte bezahlte Aushilfskräfte und im allerschlimmsten Fall noch verheiratete Latte-Macchiato-Mütter, die mit einem wohlhabenden Mann verheiratet – also quasi Sexsklavinnen – sind, geht mir seit langem sowas von auf den Geist, dass es einfach mal raus musste. Inhaltlich können Sie sich meine Gedanken nebenstehend antun. Was ist hier sagen möchte: Ich und unsere Redaktion, wir haben keine Lust, uns zu verbiegen, Dinge gar nicht oder falsch aufzuschreiben, weil sonst der politische Mainstream verschnupft sein könnte und mit Liebesentzug droht.

Ich bin seit 35 Jahren Journalist, in meiner Selbstwahrnehmung ein ganz passabler. Doch es kommt immer häufiger vor, dass auch wohlmeinende Freunde und sogar Kollegen aus unserer Redaktion davor warnen, dies oder das Thema anzusprechen. Weniger, „weil das der AfD nutzen könnte“, als vielmehr, man komme dann „in so ein rechtes Fahrwasser“. Was für ein „Fahrwasser“, Leute? Ich bin Journalist, und mein Job ist es, aufzuschreiben, was ist. Auch zu kommentieren, aber immer die andere Seite zu hören. Immer nachzufragen, nicht einfach fressen, was man unsereins hinwirft. Das, was Journalisten im politischen Bereich erzählt wird, ist per se erst einmal zu einem – variierenden aber großen – Teil gelogen. Die Politiker wissen das, wir wissen das. Alles gut. Unser Geschäft.

Aber zu einem anständigen und seriösen Journalismus gehört eben auch Ausgewogenheit, Fairness und …ja, Anstand. Es ist unanständig, dass unsere beiden staatlich verfassten Grundversorger ARD und ZDF nach Kräften versuchen, die AfD aus Talkrunden herauszuhalten. Und wenn mal einer oder eine eingeladen wird, dann als Watschenmann(frau), auf dem dann Moderator(in) und alle anderen Gäste nach Belieben rumtrampeln dürfen. Und das macht mich wirklich wütend, denn die AfD ist – ob wir das wollen oder nicht – die größte Oppositionspartei im Bundestag und in wichtigen Feldern der Politik oft die einzige, die es wagt, im Parlament Klartext zu reden und zwar begründet, gut begründet oft. Auch Wolfgang Kubicki von der FDP – der wird erstaunlicherweise immer noch zu den Wills, Maischbergers und Plasbergs eingeladen – hat mal in einer Sendung gesagt, dass manche Reden von AfD-Abgeordneten wirklich spitze seien. Das Problem dabei sei nur, dass es dann am Schluss irgendwie wieder darauf hinausläuft, dass irgendwie die Flüchtlinge schuld seien. Ich weiß nicht, ob das wirklich so ist, aber ich weiß wie viele anständige und engagierte AfD-Abgeordnete sich für ihre Wähler den…sagen wir Allerwertesten aufreissen, damit dann andere liebe Parteifreunde von der Jogginghosen- und Fahnenschwenker-Fraktion alles wieder einreißen.

Jedenfalls denke ich, dass es höchste Zeit ist, die Dinge klar und offen auszusprechen auch in den Medien. Deshalb gibt es überhaupt diese Tageszeitung. Nicht, weil wir einer (partei)politischen Agenda folgen, sondern weil wir einfach schreiben wollen, was ist, was die Bürger bewegt. Und wenn das manchen Politikern nicht gefällt? Mir egal. Uns egal.

Ich habe vor Wochen bei einem Bundespolitiker um ein Interview angefragt. Er zierte sich, weil er entdeckt hatte, dass in unserer Blogroll die schlimme Vera Lengsfeld gelistet ist. Kein Problem, wir können auch andere interviewen, aber unsere Freundin Vera ist nicht verhandelbar. Und so haben wir das Interview halt nicht geführt. Müssen wir ja nicht, freie Medien und so.

Es gibt einen Schleier aus Mehltau, der sich zunehmend über dieses Land legt, der Redaktionen, Parteien und sogar Parlamente in ihren freien Entscheidungen aushebelt oder zumindest behindert. Es sind die Hofschreiber des Bundeskanzleramtes ebenso wie die Screenshotakrobaten in den Sozialen Netzwerken und die Handwerker, die Werkzeuge wie wikipedia politisch fest im Griff haben, während andere für ihr Geld hart arbeiten müssen. Ich habe in den vergangenen Jahren ein paar schwere Schläge einstecken müssen, allen voran mein Herzinfarkt Anfang 2016, wo es zwei Wochen lang kein Arzt wagte, vorherzusagen, ob ich wieder aufwachen werde, und falls ja, ob ich danach meine Familie noch erkennen werde. Es hat geklappt, Gott sei Dank! Aber ich sage Ihnen ganz ehrlich, so etwas verändert Ihr Leben ein Stück weit, das macht etwas mit Jedem. Es nimmt einem die Angst. Die Angst vor den Tod ebenso wie die Angst vor dem Leben und seinen Herausforderungen.

Ich bin 61, und ich mache das jetzt hier einfach, ohne faule Kompromisse. Ich schreibe einfach, was ich denke, und wir sind eine ganz tolle Redaktionsmannschaft, besser als ich es mir selbst vorgestellt habe. Wir machen das jetzt, wir lassen uns nicht einschüchtern, wir entscheiden selbst, über was wir berichten und mit wem wir sprechen, wir kommunizieren mit unseren Lesern, ohne deren Unterstützung wir es letztlich nicht schaffen können. Und das alles seriös. Ein echtes Abenteuer Meinungsfreiheit….

Herzliche Grüße,

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur