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Selbstmord aus Angst vor dem Tod: Die CDU siegt sich zu Tode

KLAUS KELLE

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!

Da haben wir ja nochmal Glück gehabt, oder? Die Welt ist nicht untergegangen gestern nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen. Im Grunde ist alles so gekommen, wie es nach den Umfragen vergangener Monate zu erwarten war.

Die AfD räumt bei den Wählern im Osten Deutschlands ab. Stärkste Partei in Thüringen, zweitstärkste in Sachsen hinter der CDU, die aber nur einen mickrigen Punkt vorn liegt.

Ja, so sind sie, die Ossis, lese ich heute Morgen schon in den Sozialen Netzwerken. Aber das greift zu kurz. Die Entwicklung, die wir seit Jahren in Deutschland erleben, ist nur insofern ein Ost-Thema, weil es hier schneller sichtbar wird, wie dramatisch sich Deutschland verändert.

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann sagte gestern Abend in der ARD allen Ernstes: Die CDU sei die einstige Volkspartei geblieben. 24 und 32 Prozent in zwei Bundesländern, die lange mit absoluten Mehrheiten der Bevölkerung von der CDU (gut) regiert wurden. Jetzt sind sie auf dem Weg zur Halbierung und feiern sich. Friedrich Merz müsse jetzt zum Kanzlerkandidaten ausgerufen werden. Klar, muss er das. Wer denn sonst? Aber sie alle begreifen nicht, dass diese Wahlen kein alltägliches Ereignis waren und sind. Bei den beiden vergangenen Landtagswahlen in Westdeutschland hat die AfD auch abgeräumt. In Hessen 18,4 Prozent. Aber die CDU regiert. Und nur das ist denen wichtig.

Irgendwie regieren – egal mit wem

Haben Sie mal von der einstigen Zirkus-Attraktion gehört? Der „Dame ohne Unterleib“ Bei der Zauber-Nummer ist die Dame irgendwie da, aber eigentlich ist sie anatomisch nicht lebensfähig, weil man mit Selbstverstümmelung eben nicht existieren kann. Beim Historischen Volksfest in Stuttgart vor zwei Jahren wurde der Auftritt einer „Dame ohne Unterleib“ übrigens verboten – wegen „Diskriminierung“, aber das ist ein anderes irres Thema.

Die CDU wird regieren, auch in Thüringen wieder. Aber sie muss und wird sich dabei so verbiegen, dass sich ihre Talfahrt beschleunigt fortsetzt. Koalitionen mit den Kommunisten, mit früheren SED-Kadern, um die AfD aufzuhalten? Deren Wählerschaft sich zu einem gewaltigen Teil aus enttäuschten früheren CDU-Wählern generiert? Das ist Selbstmord aus Angst vor dem Tod.

Die Strategen der CDU – und die gibt es durchaus noch – begreifen nicht, dass ein bisschen Makulatur, ein paar schöne Debattenreden, nicht ausreichen, um diesen Trend aufzuhalten. Waren die AfD-Wähler früher vorwiegend Protestwähler, die die Union zum Nachdenken bringen wollten, so wählt die Mehrheit von ihnen inzwischen nach eigenen Angaben „aus Überzeugung“ die AfD.

Begreifen die Strategen der Union diese gravierende Entwicklung?

Oder freuen sie sich über ihre „Volkspartei“ mit 24 Prozent? Und wiederholen mantramäßig ihr „Höcke, Höcke, Höcke“-Gequatsche. Der Mann wird nicht Ministerpräsident, er wird nicht Kanzler und auch nicht EU-Kommissionspräsident. Er hat gestern nicht einmal seinen Wahlkreis gewonnen in Thüringen. Höcke ist kein Politiker, er ist eine Kunstfigur, sein Name wird als Synonym verwendet für das, was eine Mehrheit (noch) nicht will.

Der Ball liegt im Spielfeld weiter bei der CDU, aber lange geht es nicht mehr weiter so. In fünf Jahren regieren sie dann irgendwo mit einer Fünf-Parteien-Koalition und 14,3 Prozent als „letzte verbliebene Volkspartei“, wie Linnemann dann in die Kameras sprechen wird.

Eine schöne Woche wünscht Ihnen,

Ihr Klaus Kelle

P.S. Haben Sie eigentlich schon ein Abo hier abgeschlossen? Ich frage für einen Freund….

 

 

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Klaus Kelle, Chefredakteur