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Das ist die Art von Freiheit,

Sind wir wirklich frei? Von der Freiheit als dem Auslieferungszustand des Menschen

von FELIX HONEKAMP

Ein Osterbeitrag in der libertären Kolumne, passt das? Und wie das passt, denn wenn ich hier auch meistens über politische Freiheit spreche, davon, dass wir uns diese Freiheit nicht durch – bestenfalls – wohlmeinende Politik nehmen lassen dürfen, dann gibt es doch auch noch eine wesentlich tiefergehende Freiheit, ohne die politische Freiheit ihren Wert verliert.

In einer Osteransprache aus dem Jahr 2012 beschrieb Papst Benedikt XVI. da so:

„Weil Christus den Tod besiegt hat, schlägt Furcht um in Freude, und aus Trauer wird Hoffnung. […] Auch heute bringt [der Auferstandene] Freude und Friede, Leben und Hoffnung, Gaben, die wir brauchen für unsere menschliche und spirituelle Erneuerung. Nur er kann die Grabsteine beiseiteschieben, die der Mensch oft über seine Gefühle, seine Beziehungen, seine Handlungen legt; Steine, die den Tod bestätigen: Spaltungen, Feindschaft, Ränke, Neid, Misstrauen, Gleichgültigkeit. Nur er, der Lebende, kann unserer Existenz Sinn geben und jene ihren Weg wieder aufnehmen lassen, die müde und traurig sind, ohne Vertrauen und Hoffnung.“

Neid, Feindschaft, Misstrauen, das alles engt uns letztlich ein, auch wenn mancher das vor sich selbst nicht zugeben mag, vor allem auch, weil er dann seine Art zu leben radikal in Frage stellen müsste. Und es geht noch darüber hinaus, denn was uns noch einengt sind oft auch die Themen, die wir fälschlicherweise mit Freiheit gleichsetzen. Denn als Geschöpfe Gottes haben wir die beinahe paradoxe Freiheit, unsere Freiheit aufzugeben. Es stellt sich nur die Frage für was? Für Konsum? Maßlosigkeit in allen möglichen Bereichen des Lebens? Für das Recht, jeden beschimpfen zu dürfen, dessen Meinung uns nicht passt?

Wenn ich mich jedenfalls richtig aufrege, ganz gleich ob über die Politik oder den verschnarchten Autofahrer vor mir an der Ampel, dann fühle ich mich letztlich nicht frei, bin ich nicht frei. Und wenn jemand ein XXL-Schnitzel verdrückt und damit zu einem Selfie posiert … ist der wirklich frei? Was ist mit jemandem, der jeden Abend den entscheidenden Schluck zu viel trinkt oder zu lange vor dem Fernsehprogramm hockt – ist der frei? Ist derjenige frei, der seinen Ehepartner betrügt um sich von den angeblich zu engen Fesseln der Ehe zu befreien?

Als libertärer Kolumnist kann mir die Entwicklung des vergangenen Jahres und die Aussichten auf die kommenden Monate (und wohl ebenfalls Jahre) nicht gefallen: Freiheit hat politisch gerade einen ganz schlechten Stand – Freiheit wird aktuell pauschal übersetzt mit (tödlichem) Risiko. Dabei kann man das Osterfest in besonderer Weise als ein Fest der Freiheit betrachten. Christen sehen vor sich Gott, der Mensch geworden ist, um die Menschen selbst zu befreien, um ihre Herzen in Freiheit wiederherzustellen. Freiwillig – denn er ist Gott (ich bitte alle Nicht- und Andersgläubigen dies mal einen Augenblick lang als Fakt hinzunehmen) – unterwirft er sich einer weltlichen Gerichtsbarkeit, die in seiner Freiheit von Sünde tatsächlich nur Schuld entdecken kann. Er stirbt als Mensch aus freiem Willen, mit dem selbst gesetzten Ziel, die Macht der Unfreiheit, der Lüge, der Sünde und des Todes endgültig zu brechen.

Das ist die Art von Freiheit, für die wir geschaffen sind; ich spreche gerne von der Freiheit als dem „Auslieferungszustand“ des Menschen. Und so fern wie mir der Gedanke politisch ist, irgendwelche weltlichen Freiheiten für ein bisschen mehr Sicherheit einzutauschen (oder gar zu tauschen gezwungen zu werden), so wichtig ist es doch, genau zu schauen, ob diese weltliche Freiheit mich auch tief in meiner Seele befreit? Jede Todsünde, auch wenn sie legal sein sollte, macht mich unfrei, und auch wenn ich frei bin, sie zu begehen, begebe ich mich damit doch in die Sklaverei: die Israeliten wünschten sich nach ihrem Auszug irgendwann zurück nach Ägypten, zu „Fleisch, Gurken, Melonen, Lauch, Zwiebeln und Knoblauch“ (wer eine Bibel hat mag unter Numeri / 4. Buch Mose Kapitel 11 nachlesen). Heute lacht man über sie – wie konnten sie sich nur zurück in die Sklaverei wünschen? Aber jede Abhängigkeit, in die ich mich selbst begebe, ist kein Deut besser.

Jesus ist gestorben und wiederauferstanden, um uns zu befreien. Die Israeliten damals haben das missverstanden, und der Beweis steht noch aus, ob wir heute schlauer sind. Freiheit ist – darum schreibe ich die Kolumne – das Thema meines Lebens. Politische Freiheit gehört dazu, aber sie zu fordern, um die österliche Freiheit aufzugeben, legt uns selbst die Ketten an, die wir doch so gerne abstreifen möchten.

In diesem Sinne wünsche ich den Leserinnen und Lesern von The GermanZ ein gesegnetes Osterfest – und bewahren Sie sich vor allem die Ihnen geschenkte innere Freiheit ohne für die äußere Freiheit zu kämpfen zu vergessen.

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Klaus Kelle, Chefredakteur