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Baden-Württemberg jetzt ohne Hauen und Stechen

Südwest-AfD stramm auf Linie: Weidel und Frohnmaier führen Bundestags-Liste an

Diverse Autoren
AfD-Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl 2025: Alice Weidel

Fangen wir mit dem Positiven an: Bei der Aufstellungsversammlung der AfD Baden-Württemberg, die die Kandidatenliste zur Bundestagswahl beschließt, stellte sich heraus, dass die Südwest-AfD ein stabiler Verband geworden ist. Streit und Chaos gehören der Vergangenheit an. Die Frage ist, um welchen Preis? Die designierte Kanzlerkandidatin der Partei, Alice Weidel, erobert ungefährdet Listenplatz 1. Danach folgt ihr Mann fürs Grobe, Markus Frohnmaier, mit erkennbar weniger Stimmen, aber doch einer sicheren Mehrheit.

Hinter beiden soll ein mächtiges innerparteiliches Netzwerk stehen, ein informeller Zirkel, der gezielt von außen ausgewählte Parteimitglieder in Stellung bringt und aufbaut.

In jedem Fall ist es Weidel und Frohnmeier gelungen, den früher total zerstrittenen Landesverband ihrer Partei so unter ihre Kontrolle zu bringen, dass innerparteiliche Widersacher heute keine Chance hatten.

Allen voran der ehemalige Daimler-Ingenieur, Verkehrsexperte, Bundestagsabgeordnete und frühe Flügel-Mann Dirk Spaniel. Er kam nur auf 237 von 862 abgegeben Stimmen. Danach teilte er seinen Unterstützen mit, er habe eine Richtungsentscheidung provozieren wollen, nach dem er sich bereits sehr von der Partei entfremdet habe. Und: Er halte das Projekt AfD für gescheitert. Womöglich der Vorbote für den nächsten Austritt und damit auch eine weiter schrumpfende Fraktion in Berlin. Vorangegangen war ein jahrelanger Streit mit Weidel. Am Ende sprachen beide überhaupt nicht mehr miteinander.

Ebenfalls entsorgt wurde die Rechtsaußen-Bundestagsabgeordnete Christina Baum.

Sie passt genauso wenig in eine führungskonforme Kaderpartei, wie ein gemäßigter Jürgen Braun. Einst angesehener Parlamentarischer Geschäftsführer im Bundestag, nun – nach langem Zwist mit Weidel – sang- und klanglos abgesägt. In Ulm erreichten Baum und Braun grundsätzlich vorzeigbare Ergebnisse, scheiterten aber letztlich doch bei der Wahl für einen aussichtsreichen Listenplatz.

In den vergangenen Jahren war die AfD Baden-Württemberg ein gelähmter Verband mit ungezählten internen Fronten und Gefechten. Mit dem jetzt erfolgten Großreinemachen  scheint das nun vorbei zu sein. Mit dem neuen Frieden einher geht allerdings auch ein erheblicher Kompetenzverlust, der sich in der nächsten Bundestagsfraktion niederschlagen wird. Gestandene Fachleute mussten No-Names ohne jede politische Erfahrung weichen. Weil sie auf Weidels und Frohnmeiers Kandidaten-Liste standen.

Damit hat die AfD Baden-Württemberg nun möglicherweise bis auf weiteres den inneren Frieden gefunden. Aber sie hat sich gleichzeitig zwei neue Probleme geschaffen: Strukturell agiert die Landespartei bei der Besetzung von gut dotierten und damit sehr beliebten Posten nicht mehr anders, als Union, SPD, FDP oder Grüne – Parteidisziplin geht vor Inhalt und Kompetenz. Ricarda Lang lässt grüßen.

Der mögliche Schaden könnte allerdings wesentlich tiefer reichen

Denn damit untrennbar verbunden ist der Verlust an unabhängig denkenden Köpfen. Vor dem Hintergrund, einmal regieren zu wollen und Deutschland zu retten, aller Voraussicht nach ein Irrweg. Denn dafür wird eigentlich jeder gebraucht: Weidel, Frohnmaier, Spaniel, Braun und Baum. Eine Spaltung ist stets auch eine Schwächung.

Auch ein paar Tage nach der Ankündigung des Ehrenvorsitzenden Alexander Gaulands, die politische Bühne demnächst verlassen zu wollen, bleibt die AfD ein gäriger Haufen, der vor allem deswegen so erfolgreich ist, weil die sogenannten etablierten Parteien jeden Tag aufs Neue versagen….

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Klaus Kelle, Chefredakteur