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Medizingeschichte

Von der Angst beim Zahnarztbesuch

Dr. Nicole Lenz
Foto: Dr. Nicole Lenz | Mutet wie ein Folterinstrument an und hat Angst gemacht: der Metallfinger für Zahnärzte.

Kürzlich lernte ich eine Frau kennen, die wie viele Menschen die Gelegenheit nutzte, mir auf einem Seminar von ihrer schrecklichen Zahnarztvergangenheit zu erzählen. Diese Geschichte ist so unglaublich, dass ich mir das wirklich kaum vorstellen kann. Auf der anderen Seite habe ich eine Requisite, Überbleibsel nach der Übernahme, in meiner Praxis liegen, die diese Erlebnisse äußerst real darstellen lässt. Einen Metallfinger. Sieht so aus, als hätte jemand das Teil von der Kulisse eines James Bond Filmes entwendet. Damit haben Zahnärzte früher tatsächlich den Mund der Patienten aufgesperrt, um zu arbeiten.

Mehrfach versuchte ich mir vorzustellen wie damit zu arbeiten sei. Dieses Ding ist schließlich ziemlich sperrig. Beim Anprobieren hatte ich sofort die Assoziation einer Ritterrüstung im Kopf. Der Finger war damit auch komplett unbeweglich. Aber hey, immerhin könnte damit jemand drauf beißen, ohne dass ich Schmerzen verspüren müsste. Auf die Gefahr hin, dass danach noch mehr Zähne behandelt werden müssten, weil sie den Kürzeren gegen das Metall gezogen haben. Heute heißen die Endgegner der Zähne meist jedoch eher gebrannte Mandel, Olivenkern oder Gummibärchen. Alles Dinge, die jeden Angstgeplagten dann doch mal in eine Zahnarztpraxis treiben. Dem kann leider kaum ausgewichen werden, anders als ich den Skipisten dieser Welt.

Je größer der Streß, desto größer die Angst

Woher kommen diese irrationalen Gefühle, diese irrationalen Ängste? Ich habe mal gelesen, dass die Angst vor Spinnen, auch Arachnophobie genannt, dann am größten ist, wenn die betroffene Person sich weit von ihrer inneren Balance entfernt hat. Unterm Strich also sehr gestresst ist. Ich selbst habe bei mir festgestellt, dass dieser Ekel vor den dicken, schwarzen Mitbewohnern unserer Erde tatsächlich dann größer wird, wenn ich über alle Maßen unter Stress stehe. Wobei nicht zwangsläufig der externe Stress gemeint sein muss. In meiner schlimmsten Zeit konnte ich nicht mal die kleinsten Arten dieser Gattung sehen. Wobei ich auch Ekel stark von Angst unterscheide, denn Angst ist das für mich nicht, die können mir ja nichts tun. Hübscher aussehen, so knallrot, wäre jedoch mal was.

Dabei kommt mir eben der Gedanke, ob es für die Zahnarztangst auch einen Begriff gibt. Kurz nachgeschlagen – und siehe da, wieder was dazu gelernt. Das Internet sagt etwas über die Dentalphobie, wenn es direkt mit den Zähnen zu tun hat und spricht über Oralphobie, wenn es um die Mundöffnung geht. In der Zahnmedizin sind wirklich eher die schlimmen Erfahrungen Grund von irrationalen Ängsten.

Gespräche können helfen

Sehr hilfreich dagegen sind Gespräche mit dem Behandler. Und weniger Gespräche in Vorbereitung auf einen Zahnarztbesuch von Eltern zu ihren Kindern, sollten die Eltern Ängste diesbezüglich haben. Sie übertragen sich schneller als gedacht. Kinder sind sehr sensibel und feinfühlig. Sie sind noch im Besitz von Eigenschaften, die uns im Laufe der Zeit von der Gesellschaft abtrainiert werden. Wir sollten uns wieder mehr wie Kinder fühlen, meines Erachtens nach ist das auch ein riesengroßer Schlüssel gegen Ängste jeglicher Art.

Und regelmäßige Zahnarztbesuche sorgen ebenfalls dafür, die diesbezüglichen Ängste in den Griff zu bekommen. Durch die kürzeren Kontrolltermine und Zahnreinigungen, gepaart mit netten und lustigen Gesprächen können Verbindungen aufgebaut und Ängste abgebaut werden.

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Klaus Kelle, Chefredakteur