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Mediales Framing stellt die Wirklichkeit auf den Kopf

Wandern in finsterer Schlucht – Wie deutscher Haltungsjournalismus Israel zum Täter macht

Josef Hueber
Foto: depositphotos/lucidwaters | Israelische Soldaten im Antiterroreinsatz gegen die HAMAS im GAZA-Streifen.

Die Formel der Haltungsjournalisten bei der Kommentierung von politischen Vorgängen, die ihnen ideologisch gegen den Strich gehen, die sie aber ohne Gesichtsverlust nicht pauschal verurteilen können, lässt sich in zwei Worte fassen. Es ist das argumentative Zwar-Aber- Gespann. Klingt nach Ausgewogenheit, nach geboten skeptischer, abwägender Einstellung gegenüber einem komplexen Sachverhalt. Die Botschaft lautet, alles habe zwei Seiten, die es zu überdenken gelte. Was grundsätzlich auch gilt.

Bisweilen scheint jedoch der Verdacht berechtigt, hinter dem Zwar-Aber-Denken stehe nicht das Bemühen um Fairness, sondern die Unterstellung, beide Konfliktparteien hätten auf der Waage der Gerechtigkeit dasselbe moralische Gewicht. Im Falle des Nahostkrieges bedeutet dies für Israel de facto eine grundsätzliche Infragestellung seiner militärischen Maßnahmen.

Übliche mediale Haltung: „Das Terroropfer darf nicht ‚überreagieren‘!“

Die Positionierung des korrekten Mainstreams, ob von Seiten des Haltungsjournalismus oder der Politik, anlässlich des bestialischen Überfalls auf jüdische Menschen in Israel am 7. Oktober, entsprach von Anfang an dieser sich nach außen fair gebenden Haltung. Zwar sei der Überfall der Terroristen auf Israel, so die spontane Erstreaktion der Haltungsjournalisten, entschieden als Verbrechen zu verurteilen, aber es komme nun für Israel darauf an, nicht „überzureagieren“. Will heißen: Das Gebot der Verhältnismäßigkeit eines Gegenschlags gelte es (von uns) anzumahnen und (von Israel) einzuhalten.

Die ansonsten religiös desinteressierten Stimmen gerierten sich gleich biblisch: Aug‘ um Auge, Zahn um Zahn dürfe nicht das Gebot der Stunde sein. Stattdessen müsse man auf das Völkerrecht hinweisen und auf dessen Einhaltung bestehen. Rache sei keine politisch akzeptable Motivation für berechtigte Verteidigung. (Die israelische Regierung, so könne man hinzufügen, durfte sich glücklich schätzen, gleich von Beginn an eine Unterrichtsstunde in Sachen politischer Moral erteilt zu bekommen.)

Dieses Framing führt zur Tendenzberichterstattung

Das hierin zum Ausdruck kommende, argumentativ geradezu zwingende Framing, dem sich auch überzeugte Unterstützer des Staates Israel nicht entziehen können, bewirkte jedoch in unseren politisch korrekten Medien, was von vorneherein zu erwarten war: eine Berichterstattung über die Kriegsführung Israels gegen die Hamas, welche die „Palästinenser“ als hilflose Opfer eines menschenverachtenden, blind gegenüber dem Leid von Zivilisten agierenden, bis auf die Zähne bewaffneten israelischen Militiärapparates darstellt.

Die Macht der Bilder über das Bewusstsein der Medienkonsumenten kann dabei nicht überschätzt werden. In den Nachrichten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sehen die Zwangsbeitragszahler stets die Bilder vernichtender israelischer Bombardierungen. Sie schockieren und zwingen den Betrachter zur emotionalen Stellungnahme. Zur Verstärkung dieses Effekts gibt es Interviews mit Menschen aus Gaza, die – ohne Zweifel – das Mitgefühl der Zuschauer verdienen.

Absicht: Polarisierung in Gut und Böse

Die Intention dahinter reicht aber darüber hinaus. Man zielt auf die Polarisierung von Gut und Böse zuungunsten israelischer Politik. Bilder von weinenden israelischen Opfern, falls es sie überhaupt gibt, sind eine Rarität. Allenfalls sieht man Stellungnahmen von selbstbewussten israelischen Militärs in Uniform, geprägt von kühlem Selbstbewusstsein, ganz im Kontrast zu Menschen im Schutt Gazas nach erfolgten israelischen Bombenangriffen.

Als notwendige Ergänzung zur meist deutlich parteilichen Darstellung der Kriegsführung Israels gegen die Hamas im politisch korrekten Journalismus soll deswegen die Stimme der renommierten israelischen Journalistin Caroline Glick hier demnächst in einem zweiten Teil zu Wort kommen.

Geboren in Chicago, wanderte C. Glick 1991 nach dem Studium der Politikwissenschaft an der Columbia Universität nach Israel aus. Hauptmann der IDF (Israelische Streitkräfte)  von 1994 bis 1996, war sie als Koordinatorin für die Verhandlungen mit der PLO im Büro des Koordinators für Regierungsaktivitäten in Judäa, Samaria und Gaza tätig. Sie war zudem außenpolitische Beraterin von Benjamin Netanyahu, bevor sie weitere Studien in Harvard aufnahm. Sie betreibt einen eigenen Blog, hält regelmäßig Vorträge vor internationalem Publikum und schreibt u.a. für die Jerusalem Post. Am bekanntesten ist wohl ihr Buch The Israeli Solution (Die Lösung des Israelkonflikts), in dem sie die Zweistaatenlösung, wenngleich international als alternativlos beharrlich betont, als unvereinbar mir israelischen Sicherheitsinteressen hervorhebt.

 

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Klaus Kelle, Chefredakteur