Die Folgen einer schwachen Währung am Beispiel des Yen
„Nicht die einheitliche Währung ist das Vordringlichste, die Stabilität unserer Währungen ist es.“
Dieses Zitat stammt von Helmut Schlesinger, dem ehemaligen Präsidenten der Deutschen Bundesbank. Es wird gerne behauptet, wie wichtig es sei, dass der Euro für Deutschland nicht zu stark wird, damit wir weiterhin gut exportieren können. Doch welche Folgen eine schwache Währung haben kann, zeigt sich am Beispiel Japans.
Wer in den vergangenen Tagen die neuesten Meldungen des IWF (Internationaler Währungsfonds) verfolgt hat, wird über den World Economic Outlook überrascht sein.
Drittgrößte Wirtschaftsnation trotz Rezession
Deutschland löst Japan darin als drittgrösste Wirtschaft der Welt ab. Erstaunlich, nicht wahr? Immerhin meldete der IWF im Oktober dieses Jahres, dass Deutschlands Wirtschaft um 0,5 Prozent schrumpfen wird, im Vergleich zu den USA und allen anderen europäischen Volkswirtschaften.
Sie werden sich sicher fragen, wie das möglich ist: Deutschland in einer Rezession, während der IWF für Japan die Wachstumsprognose im Oktober von 1,4 auf zwei Prozent erhöht hat.
Die Antwort ist einfach. Die Landeswährung Yen ist derzeit so stark unter Druck, sodass die japanische Wirtschaft in Dollar hinter der Deutsche Wirtschaft liegt. Japan kommt auf eine erwartete Wirtschaftsleistung von umgerechnet 4,23 Billionen US-Dollar, während die deutsche Wirtschaftsleistung bei erwarteten 4,42 Billionen US-Dollar liegt.
Und auch gegenüber dem Euro hat der Yen in den vergangenen fünf Jahren 27 Prozent an Wert verloren.
Zwölf davon allein im vergangenen Jahr
Grund dafür ist, dass die Notenbanken weltweit im Kampf gegen die Inflation die Zinsen angehoben haben, nur eben Japan nicht.
Lange Zeit hatte der schwache Yen den Export beflügelt. Gerade japanische Autobauer wie Toyota profitieren weiterhin davon. Doch diese Medaille hat zwei Seiten. Die japanischen Exporte steigen kaum noch. Grund dafür, sind die zu teuren Importe. Allein für Lebensmittel zahlten die Japaner durchschnittlich zehn Prozent mehr.
Um den weiteren Verfall der Währung zu stoppen, müsste die japanische Zentralbank die Zinsen erhöhen. Doch das wird kaum möglich sein. Nicht nur, dass die Wirtschaft dadurch massiv einbrechen würde. Die Staatsfinanzen dürften dadurch erheblich belastet werden. Immerhin liegt die Verschuldung Japans bei 250 Prozent des BIP.
Was bedeutet das für Deutschland?
Wir haben nicht nur Haftungen für die Euro-Rettungsschirme im dreistelligen Milliardenbereich. Wir haben auch eine runde Billion Euro an Target2 -Forderungen. Der TARGET2-Saldo ist eine Verbindlichkeit einer nationalen Zentralbank gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB), die im Zuge der Abwicklung grenzüberschreitender Zahlungen über das Zahlungsverkehrssystem TARGET2 entstanden sind.
Und auch gegenüber dem US-Dollar hat der Euro in den vergangenen drei Jahren rund acht Prozent an Wert verloren.
Das erleichtert zwar die Exporte, verteuert allerdings die Importe.
Politische Entscheidungen befeuern die Inflation
Hans-Olaf Henkel, ehemaliger Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), äusserte sich 2013 in einem Interview mit dem Focus im Rahmen der Eurokrise wie folgt:
„Wir sind inzwischen auch schon Import-Vizeweltmeister. 45 Prozent unserer Exporte werden heute vorher importiert – und auch diese bekämen wir zunächst einmal billiger. Außerdem könnte die Zentralbank für den Norden, ähnlich wie die Schweizer Nationalbank das jetzt auch gegenüber dem Euro macht, den Aufwertungseffekt in Grenzen halten. Im Übrigen halte ich es für ein groteskes, ja unmoralisches Subventionsprogramm, wenn die deutsche Industrie mit einem schwachen Euro immer bequemer exportiert und der Steuerzahler die finanziellen Folgen im Süden tragen muss.“
Wir sehen also, dass wir als rohstoffarme Nation auf teure Importe angewiesen sind. Je schwächer unsere Währung ist, desto teurer werden die Importe. Dies fördert wiederum die aktuelle bereits erhöhte Inflation, die im Rahmen der Mehrwertsteuererhöhung für Restaurants, der Anhebung der Maut ab Dezember sowie der Erhöhung des CO₂ Preises ab Januar erneut steigen dürfte.
Ein Zitat des verstorbenen Bankier Amschel Meyer Rothschild beschreibt es passend:
„Gebt mir die Kontrolle über die Währung einer Nation, und es ist mir gleichgültig, wer die Gesetze macht!“
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