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Dort, wo die katholische Kirche wächst

Afrikanische Bischöfe lehnen Segnung homosexueller Paare ab

ESTHER VON KROSIGK
FOTO: pixabay/jplenio | Katholischer Kirchenraum.

Während sich in Europa die Kirchen leeren, ist Afrika der Kontinent, wo das Christentum boomt. Innerhalb von 100 Jahren ist die Zahl der christlichen Gläubigen von einer Million auf weit über 400 Millionen gestiegen. Vor allem die Bedeutung des Katholizismus nimmt zu: Plus 3 Prozent, so eine Vatikan-Statistik von 2023. Damit liegt Afrika weltweit an der Spitze. Hervorzuheben ist: Der Anteil junger Menschen ist groß. Daher sollte die Reaktion der afrikanischen Bischöfe auf die Erklärung „Fiducia supplicans“ des Dikasteriums für die Glaubenslehre vom 18. Dezember 2023 ernst genommen werden. Die afrikanischen Oberhirten sprechen von einer „Schockwelle“, die die Erklärung ausgelöst habe und sagen nein zur Segnung homosexueller Paare.

Afrikanische Bischöfe befürchten mögliche Verwirrung und Skandale

„Flehendes Vertrauen“ ist die deutsche Übersetzung für „Fiducia supplicans“. Doch der Inhalt hinter den zart klingenden Worten führt teilweise zu harschen Reaktionen, die deutlich machen, dass die Weltkirche augenscheinlich schon gespalten ist. Denn den einen geht die Erklärung nicht weit genug, während die anderen sie entschieden ablehnen. Aus Afrika heißt es hierzu: „Die Bischofskonferenzen ziehen es insgesamt vor – wobei es jedem Bischof in seiner Diözese freisteht -, gleichgeschlechtlichen Paaren keinen Segen zu erteilen. Diese Entscheidung beruht auf der Sorge um mögliche Verwirrung und Skandale innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft.

Die ständige Lehre der Kirche bezeichnet homosexuelle Handlungen als «in sich nicht in Ordnung» (Kongregation für die Glaubenslehre, Erklärung Persona Humana, Nr. 8) und im Widerspruch zum Naturrecht.“ So lautet ein Abschnitt im Schreiben vom 11. Januar 2024, das Kardinal Fridolin Ambongo Besungu, Präsident des gesamt-afrikanischen Bischofsrats SECAM, verfasst hat.

Das Christentum ist in Afrika ein Erbe des Kolonialismus

Zuvor wurde eine Umfrage aller Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar durchgeführt, die klar zeigte, dass es einen breiten Konsens zum Thema Ehe und Familie und eine einheitliche Haltung zu gleichgeschlechtlichen Paaren gibt. In Ambongos Text heißt es weiter: „Die Sprache von ‚Fiducia supplicans‘ ist zu subtil, als dass gewöhnliche Menschen sie verstehen können. Zudem ist es nicht sehr überzeugend, dass Leute, die dauerhaft als Paar leben, daraus keinen Anspruch auf Legitimität für ihren Status ableiten würden.“

Stammeszugehörigkeit, Familie und teilweise auch Ahnenkult spielen auf dem schwarzen Kontinent nach wie vor eine bedeutende Rolle. Das Christentum ist ein Erbe des Kolonialismus und hat sich dementsprechend über den Gesamtkontinent ausgebreitet: Die anglikanische Kirche findet sich hauptsächlich in Südafrika und Simbabwe, die römisch-katholische Kirche in den einst französischen, belgischen oder portugiesischen Kolonien West- und Ostafrikas. Vor allem in den vergangenen Jahrzehnten gab es vielerlei Veränderungen: Als das Zweite Vatikanische Konzil Mitte der 1960er-Jahre stattfand, hatten fast nur ausländische Missionare die Führung inne. Inzwischen sind 90 Prozent der Bischöfe und des Klerus afrikanischer Abstammung.

Papst Benedikt XVI. nannte Afrika die „spirituelle Lunge der Menschheit“

Unterstützung erhalten die afrikanischen Oberhirten von Kardinal Robert Sarah, der selbst aus Guinea stammt. Einige Wochen vor Veröffentlichung von ‚Fiducia supplicans‘ rief er in seiner Predigt auf der Abschlußmesse des „Ersten Afrikanischen Liturgiekongresses“ in Dakar dazu auf, sich nicht an Europa zu orientieren. Kardinal Sarah wörtlich: „Ahmen wir nicht den Westen nach, der uns nichts zu geben hat außer Geld und Technologie, während er den Glauben und die Werte der Familie verloren hat.“ Afrika in puncto Glauben als Vorbild – das mag manchen verwundern. Doch schon Papst Benedikt XVI. hat den schwarzen Kontinent einst als „spirituelle Lunge der Menschheit“ bezeichnet.

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Klaus Kelle, Chefredakteur