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Es wäre fast nicht aufgefallen

Eingebürgert ist eingebürgert – wie eine korrupte Sachbearbeiterin der Ausländerbehörde wegen Baklava aufflog

THILO SCHNEIDER
FOTO: depositphotos/hkama | Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft – auch beim Ausländeramt in Osnabrück.

Der Osnabrücker Ausländerbehörde fallen immer wieder neu hinzugekommene Menschen auf, die Baklava und andere Leckereien durch die Gänge tragen. Wie WELT und SPIEGEL berichten, ist der Adressat der Köstlichkeiten aus dem Morgenland eine 33 Jahre alte Sachbearbeiterin für Einbürgerung. Und die hat mit deutschen Pässen wie mit Kamellen um sich geworfen.

Ganzen 300 ziemlich neu Hinzugekommenen hat die fleißige Beamtin mittels des Passes Zugang zur deutschen Sozialhilfe verpasst, was aus Sicht ihrer Klienten sogar sehr sozial war. Das funktionierte so: Die Sachbearbeiterin wies über einen Mittelsmann die zu Sachbearbeitenden darauf hin, dass derzeit, leiderleider, das Kartenlesegerät außer Funktion sei, was schon einmal vorkommen mag. Daher wäre die Gebühr für die Sachbearbeitung in Scheinen mitzubringen.

„Vergessen“ die Gebühr in die Behördenkasse zu legen …

Allerdings hat die Sachbearbeiterin vergessen, das schöne Geld auch ordnungsgemäß abzuführen, sondern sich mit 41.000 Euro ihre Sachbearbeitung entlohnen lassen – zusätzlich zu dem zugegeben spärlichen Salär des Sachbearbeitgebers. Das Ganze erinnert an den Witz der Polizistin aus den 70er Jahren: „Frau Schmidt, Sie leeren nun seit sechs Monaten die Parkuhren und haben noch nie Gehalt abgefordert. Warum?“ Frau Schmidt daraufhin freudig: „Wie? Gehalt kriege ich auch noch?“

Jetzt sollte man meinen, wenn hier eine Dame ihren eigenen Einbürgerungsweg geht und von 300 Pässen exakt 70 den Kriterien für eine Einbürgerung entsprechen, dass jetzt 230 Neubürger ein Schreiben bekommen, dass das mit ihrer Einbürgerung so nicht hinhaut. In 64 Fällen wurde der Verfassungsschutz nicht abgefragt, in 16 Fällen wurde die Abfrage bei Polizei und Staatsanwaltschaft vergessen und bei weiteren 17 Fällen war noch nicht einmal die Identität klar. Aber weit gefehlt! Eingebürgert ist eingebürgert, das gibt es nichts mehr dran zu rütteln und das Procedere hat auch nur schmale 255,- € pro Person gekostet und außerdem ist die Behörde sowieso überlastet und ach, also, Glück gehabt, neue Mitbürger!

Die Sachbearbeiterin ist nicht einmal wegen Korruption dranzukriegen, denn sie hat ja nur die ortsüblichen Gebühren erhoben, eben nur nicht eingezahlt. Also hat sie ja die Neu-Einzahlenden nicht geschädigt und sich irgendwie auch nicht bereichert, wenngleich sie das schöne Geld und das leckere Gebäck verständlicherweise für sich behalten hat.

Ich frage mich, was in der Sachbearbeiterin vorgegangen ist

Hat die geglaubt, das fliegt nicht auf? Oder dass sie längst mit einem Millionenbetrag über alle Berge der Alpen und des Hindukusch ist, bis sie erwischt wird? War sie unterbezahlt oder übermotiviert? Oder beides? Glaubte sie, im Sinne der Staatsraison und des rot-grünen Narrativs zu handeln und ein gutes Werk zu tun? Oder von allem ein bisschen?

Tatsächlich aufgeflogen ist die 33-Jährige dadurch, dass sie, wie eingangs erwähnt, immer wieder mit Liebesgaben beglückt wurde – die anderen Sachbearbeiter aber nicht. Sie ist sozusagen über ihre Beliebtheit bei den neu-hinzugekommenen Syrern und Irakern gestolpert, andererseits darf man für lebenslange Sozialhilfe schon ein wenig Entgegenkommen erwarten. Höflich ist es allemal.

Politische Situationsdarstellung statt gangbarer Lösungswege

Alexander Throm (CDU), innenpolitischer Sprecher der Union im Bundestag, meint hierzu gegenüber der WELT: „Die Ausländerbehörden arbeiten schon jetzt am Anschlag. Die Masse der Migration in unser Land und die Komplexität des Ausländerrechts sind so überbordend, dass die Verwaltung kaum noch rechtsstaatliche Entscheidungen gewährleisten kann.“

Ah. Komplex. Schuldkomplex? Aber Sie können sicher gehen, dass es sich hier um einen Einzelfall handelt, die überwiegende Mehrzahl der deutschen Beamten arbeitet korrekt im Rahmen ihrer vielfältigen und einfältigen Möglichkeiten, dochdoch.

Nachdenken statt Handeln

Die Mitarbeiterin wurde mittlerweile entlassen, die Stelle scheint vakant, wenn Sie selbst also mal bodenständige Politik mit Hand und Fuß und für 255 Euro pro Einzelfall machen wollen – hier ist Ihre Chance.

Alexander Throm ist allerdings jetzt alarmiert und almaniert und meint, „man müsse darüber nachdenken, die Staatsbürgerschaft auch wieder zu entziehen, wenn die Voraussetzungen nicht gegeben waren.“ Ja, Nachdenken ist da mit Sicherheit das richtige Rezept. Dann denkt mal drüber nach. Derweil die Kohle munter fließt. An alle Seiten. Jemand eine Banane?

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Klaus Kelle, Chefredakteur