Gut oder Böse – was sind wir auch heute bereit zu tun?
Ich gebe zu, wenn ich die alten Schwarz-Weiß-Bilder von den Stränden der Normandie, von heute vor 80 Jahren, sehe, bekomme ich manchmal immer noch eine Gänsehaut. „Operation Overlord“ hatten die Westalliierten die bis heute größte Invasionsflotte genannt. Und die hatte ein klar definiertes Ziel: Eröffnung einer zweiten Front im Westen, um die Hitler-Herrschaft und damit den Zweiten Weltkrieg zu beenden.
Es waren 2727 Schiffe und Landungsboote, die am 6. Juni 1944 bei stürmischer See im Nebel auf die französische Küste zusteuerten. Schiffe aus den USA, Großbritannien, Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika, Frankreich, Belgien, Polen, Norwegen, Griechenland und den Niederlanden. Dazu sechs amerikanische Schlachtschiffe mit mächtigen Geschütztürmen, schwimmende Festungen, die vor Landung der jungen Männer an den Stränden die deutschen Verteidigungsanlagen ausschalten sollten. Doch das gelang nicht wie geplant, die Wehrmachtsoldaten waren vorbereitet auf einen D-Day, doch wann und wo genau, das wussten sie nicht.
Tausende junge Amerikaner, Briten, Kanadier und Franzosen starben in den ersten Stunden beim verzweifelten Versuch, Brückenköpfe zu bilden, an denen Panzer, Fahrzeuge, Geschütze und dann mehr als 300.000 Soldaten den Vorstoß auf Deutschland wagen sollten.
Mit insgesamt 6400 Schiffen landeten bis zum 12. Juni mehr als 325.000 Soldaten an der Atlantikküste zwischen Caen und Cherborug. Bis Ende Juni waren es schon 850.000 Soldaten.
Hat man die jungen Männer gefragt, ob die in diesen Krieg ziehen wollten? Was wäre aus dem europäischen Kontinent geworden, wenn diese gewaltige Streitmacht gegen Hitlerdeutschland nicht gekommen wäre? Wie würde unser aller Leben heute aussehen?
Natürlich ist ein Weltkrieg nicht mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zu vergleichen. Aber letztlich geht es dennoch um die immer gleiche Frage: Was ist richtig, und was ist falsch? Und wenn wir feststellen, was falsch ist – frei nach Sean Connery in „Die Unbestechlichen“ – was sind wir denn bereit zu tun?
Die jungen Helden vom 6. Juni 1944 beschämen all die Appeaser unserer Zeit, die vom gemütlichen Sofa aus fordern, dass sich die Ukraine gefälligst dem Diktat Putins zu unterwerfen habe, damit wir wieder billig Erdgas aus Russland beziehen können. Damit die Sanktionen aufgehoben werden können und russische Oligarchen wieder nach London zu ihren Mätressen oder nach Genf reisen, um ihre Kinder in den schönen Internaten zu besuchen, wo sie Putins Krieg sicher überstehen.
Sie erzählen uns groteske Geschichten, die russischen Internetdemagogen, von den angeblichen Schätzen, die Präsident Selenskyj überall herumliegen hat. Und von der Sowjetunion, die Hitler auch ohne Unterstützung der USA besiegt hätte. Und von den Amerikanern, die ja bloß in Peenemünde Konstruktionspläne klauen und Ingenieure über den Atlantik entführen und Coca Cola verkaufen wollten. Und – Beleg für die deutsche Bildungskatastrophe – es gibt einen kleinen aber wachsenden Teil der Bevölkerung hierzulande, die bereit ist, jeglichen Schwachsinn aus den Trollfabriken in St. Petersburg für bare Münze zu halten.
Und deshalb kommt dieser 80. Jahrestag, an dem die Befreiung Europas begann, genau richtig, um daran zu erinnern, dass wir immer schauen müssen, was richtig und falsch ist. Was gerecht und ungerecht. Und was wir auch heute bereit sind zu tun, um das absolut Böse zu stoppen….
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Klaus Kelle, Chefredakteur