Keine Träne… Wann man im Auswärtigen Amt traurig ist und wann nicht.

Die Uhr tickt für die Frau Bundesministerin des Auswärtigen, Annalena Baerbock. Noch ist sie geschäftsführend im Amt und nimmt die letzten Sonnenstrahlen mit, die dieses auf ihre Person wirft. Wie wir alle wissen, hat sie sich auch rechtzeitig einen schönen Landeplatz in New York vorbereiten lassen, so dass es nicht verwundert, dass die gute Annalena trotz der vernichtenden Wahlniederlage ihrer Partei in jüngster Zeit so auffallend guter Stimmung ist. Sie schwimmt weiter oben, auf der nächsten Welle, wie ein Korken.
Abschieds-Tränen sind aber auch im Auswärtigen Amt nicht zu erwarten, wenn die Steuerfrau von Bord geht.
Sie hat das Auswärtige Amt so umgekrempelt wie niemand vor ihr. Dabei ging es nicht um das Abhängen von Bismarck-Bildern und Umbenennungen von Prunk-Sälen. Das sind Petitessen, und noch jeder Bundesminister des Auswärtigen hat solche Duftmarken hinterlassen. Das stört nicht, das ist Folklore. Nachhaltig in Erinnerung sind im Haus am Werderschen Markt noch immer Joschka Fischers legendäre toskanische Terrakottafliesen im Minister-Klo, und das Schwulen-Netzwerk des einstigen liberalen Amtsinhabers.
Wo wir gerade in die Vergangenheit blicken
Es ist lehrreich zu sehen, wie unterschiedlich die diversen Minister amtsintern in Erinnerung sind:
- Hans-Dietrich Genscher, der Göttergleiche, war im AA gefürchtet und verhasst, wegen seines egomanischen und rücksichtslosen Führungsstils.
- Klaus Kinkel ist beim älteren Personal unvergessen wegen seiner Fäkalsprache. Aber gehasst war er nicht, weil er im Kern als guter Kerl galt.
- Guido Westerwelle wird als Leichtgewicht erinnert, das sich im Landeanflug auf Peking „China in fünf Minuten“ erklären ließ. Das ist etwas ungerecht, denn Westerwelle hat sich keine groben Fehler erlaubt, dagegen viel für die Auswärtige Kulturpolitik getan.
- Das gilt auch für Frank Walter Steinmeier, der die deutsche Sprache im Ausland sehr erfolgreich förderte, allerdings die bekannten Fehler in der Russlandpolitik zu verantworten hat. Steinmeier war in beiden Amtszeiten im AA die unbestrittene Nummer eins im Beliebtheitswettbewerb.
- Sigi Gabriels kurzes Intermezzo als Außenminister hat kaum Spuren hinterlassen. Er galt im Amt als würdiger Nachfolger Steinmeiers, als echter Profi, kam aber nie dazu, ein eigenes Profil zu entwickeln.
- Ach ja, dann war da noch einer, der wer-war-das-nochmal Heiko Maas. Der hat nichts gemacht, also auch keine großen Fehler.
Tränen hat man im AA nur Steinmeier nachgeweint; vermutlich weil er ein freundlicher und umgänglicher Mensch ist. Solche Leute sind eben selten Bundesminister des Auswärtigen.
Und damit sind wir wieder bei Annalena Baerbock
Ihre Herrschaft im Haus wurde von ideologisch überengagierten Politkommissarinnen abgesichert, angefangen beim Ministerbüro, das man bei Strafe des „Karriere-Knicks“ nur noch als „Ministerinnenbüro“ ansprechen durfte.
Natürlich gehört hierher auch die Klima-Staatssekretärin, für die das AA ein höchst befremdliches Biotop war. Die Menschenrechtsbeauftragte sorgte dafür, dass deutsche Menschenrechtspolitik streng auf LGBTQ und Palästinenser fokussiert wurde, zum Nachteil der echten Menschenrechtsthemen. Eine ganz besondere Nummer ist die Gleichstellungsbeauftragte, gefürchtet im ganzen Haus. Aber die wurde nicht von der Frau Ministerin eingesetzt, sondern von den bediensteten Frauen gewählt. Selber schuld!
Lässt man die genderlastige und parteipolitisch einfarbige Personalpolitik einmal beiseite, dann bleibt als dauerhafter Flurschaden der Baerbock-Episode im Auswärtigen Amt genau das zurück, was ihr besonders wichtig war, an erster Stelle die Chimäre der „feministischen Außenpolitik“.
Enorm viel Zeit und Energie wurde darauf verschwendet, als es eigentlich galt, alle Kräfte auf knallharte außen- und sicherheitspolitische Themen zu konzentrieren. Ähnlich schädlich wirkte sich nur noch die dem Auswärtigen Amt fremde „Klima-Außenpolitik“ aus, die knappe Ressourcen an Zeit und Personal vergeudete. Dabei hätte Baerbock neben einem außenpolitisch desinteressierten und blassen Kanzler wie Scholz eigentlich brillieren können. Schade drum!
Die von den Steckenpferden der Ministerin bewirkte massive Fehlallokation von Ressourcen wurde mühsam kaschiert von den immer loyalen und ein wenig furchtsamen Diplomaten sämtlicher Geschlechter. Nun atmen sie auf, aber leise. Der Effizienzverlust deutscher Diplomatie kann schwer quantifiziert werden. Es bleibt späteren Historikern überlassen, festzustellen, was in den vergangenen Jahren am meisten zum Niedergang der deutschen Außenpolitik und ihres internationalen Ansehens geführt hat.
Unter den meisten Diplomaten am Werderschen Markt werden deshalb beim Abschied von Annalena keine Tränen fließen.
Eher schon werden die Sektkorken knallen, aber nur in den Privatwohnungen, denn wer weiß schon, wer als Nächster kommt? Und außerdem sind die vielen Höflinge und grünen Karrieristen unter Baerbock so kräftig nach oben befördert worden, dass sie noch für viele Jahre gefährlich werden können. Also besser nichts anmerken lassen
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Klaus Kelle, Chefredakteur