Papst Franziskus wählt Grab aus: Welcher Kardinal wird folgen, um die Einheit der Kirche zu bewahren?
Rund um seinen 87. Geburtstag, am 17. Dezember, hat Papst Franziskus – wieder einmal überraschend – mit einigen Entscheidungen von sich Reden gemacht. Der eine Entscheid ist diesseitig ausgerichtet und besagt, dass ein Segen für „Paare in irregulären Situationen und gleichgeschlechtliche Paare“ fortan möglich sei. Das kommt einer kleinen Revolution gleich, denn noch vor zwei Jahren hatte der Vatikan es abgelehnt, dass homosexuelle Partnerschaften mit einem priesterlichen Segen belegt werden dürfen. Die oberste katholische Glaubensbehörde selbst spricht von ihrer jüngsten Erklärung vor wenigen Tagen als einer „wirklichen Weiterentwicklung“. Wohin diese Entwicklung aber letztlich führen wird, kann bislang niemand sagen.
Die andere Entscheidung des Pontifex geschah mit dem Blick auf die Ewigkeit, als er äußerte, dass er sein Grab in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore vorbereiten lasse. Und nicht, wie seine Vorgänger, im Petersdom.
Franziskus denkt nicht an Rücktritt, beschäftigt sich aber mit seiner Sterblichkeit
Was hat es mit dieser Andeutung gegenüber einem mexikanischen TV-Sender bezüglich seiner Grabstätte nun auf sich? Zweifelsohne beschäftigt sich Franziskus mit der eigenen Sterblichkeit, schließlich hat er gesundheitliche Probleme und man müsse sich, wie er es wörtlich ausdrückte, „auf das Alter und die Einschränkungen vorbereiten“. Nun ist er aber bereits in einem Alter, das in über 120 Jahren bislang kein amtierender Papst erreicht hat. An Rücktritt hat er nie gedacht – den Amtsverzicht seines Vorgängers Benedikt XVI. bewertet Franziskus jedoch positiv und betonte im Interview, dass dieser seine Grenzen erkannt und den Mut hatte, ‚Basta‘ zu sagen, als er merkte, dass seine Kräfte am Ende waren.
Für den jetzigen Papst gilt dagegen, dass das Pontifikat erst dann beendet ist, wenn Gott es bestimmt. Seinem Chef im Himmel will Franziskus also nicht vorgreifen, aber weltlich vielleicht ein wenig Ordnung schaffen, indem er die Rituale der Beisetzung vereinfacht. Zu Roms größter Marienkirche fühlt sich Franziskus besonders hingezogen, Santa Maria Maggiore hat er mehr als hundertmal besucht, insbesondere vor und nach Reisen.
Konservative Katholiken sehnen mehr denn je einen neuen Papst herbei
Bei solch öffentlichen Ankündigungen bezüglich seines Ablebens dürften Überlegungen wieder laut werden, wer den Argentinier auf dem Stuhl Petri beerben könnte. Spekulationen hierzu gab es schon viele. Damit verbunden stellt sich die Frage, ob sich sein Nachfolger an seinen Reformbemühungen orientieren wird oder nicht. Nach der gerade erfolgten Entscheidung bezüglich Segnung homosexueller Paare werden konservative Gruppierungen innerhalb der katholischen Kirche noch sehnlicher einen neuen Papst anderen Schlags herbeisehnen.
In den vergangenen Jahren wurden die Namen von rund zwei Dutzend Kardinälen als Papstanwärter ins Spiel gebracht. Darunter konservative Geistliche wie Willem Jacobus Eijk, der heutige Erzbischof von Utrecht. Der sorgte 2018 international für Aufsehen, als er Papst Franziskus in die Nähe des Antichrists rückte, weil dieser das gemeinsame Abendmahl mit Protestanten nicht kategorisch ausschloss. Als konservativ, aber weitaus papsttreuer gilt der Erzbischof von Esztergom-Budapest, Peter Erdö. Sein Name fällt ebenfalls im Zusammenhang mit den heutigen Papabili – das sind Kardinäle, denen bei der Papstwahl Chancen eingeräumt werden.
Vielleicht fällt die Wahl jetzt auf einen „No Name“ als zukünftigen Papst
Aber stehen die Chancen tatsächlich gut für einen Europäer – nach dem Polen Johannes Paul II., dem deutschen Benedikt XVI. und einem argentinischen Papst mit italienischen Wurzeln? Immer wieder ist zu hören, dass jetzt einmal Afrika oder Asien „dran sei“ für das Petrusamt – zumal auf diesen beiden Kontinenten das Christentum wächst. Hinzu kommt, dass im Kardinalskollegium der Einfluss der Europäer zurückgegangen ist.
Hoch gehandelt wird nach wie vor der philippinische Geistliche Luis Antonio Tagle, der bis 2019 Erzbischof von Manila war und danach zum Kardinalpräfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker ernannt wurde. Seine Karriere weist allerdings eine kleine Delle auf, denn Tagle war im November 2022 von der Abberufung der Führung der Caritas Internationalis durch den Papst betroffen.
Aber könnte der Heilige Geist beim Konklave nicht auch zur Wahl eines bisherigen „No Name“ inspirieren? Wie etwa Stephen Brislin, der erst vor wenigen Monaten zum Kardinal von Kapstadt erhoben wurde. Der bescheidene Geistliche erfuhr von seiner Ernennung durch eine SMS aus Thailand, in der ihm gratuliert wurde. Jüngst befragt, ob er ein Kandidat für das Papstamt sei, antwortete Brislin, dass er „im Vergleich zu einigen dieser wirklichen Giganten, Menschen mit großem Intellekt und viel Erfahrung, wirklich ein kleiner Fisch sei.“
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Klaus Kelle, Chefredakteur