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Die WerteUnion will zu einer politischen Kraft in den Parlamenten werden

Unternehmer bekennen, was sie von Maaßens neuer Partei halten

ESTHER VON KROSIGK
FOTO: KELLE | Wagen sich aus der Deckung: Drei Unternehmer sagen, was sie von der neuen Partei halten: (vl) Staphan Boyens, Selander Graf Matuschka und Bernie Paul.

Hans-Georg Maaßen ist ein Mann der Tat. Anfang Januar kündigte der ehemalige Verfassungsschutzpräsident die Gründung einer eigenen Partei an. Die Politik des CDU-Chefs Friedrich Merz habe ihn überzeugt, dass es mit dieser CDU keine Wende zum Guten gäbe. Und so will er am Wochenende bei einem Treffen seiner WerteUnion die Weichen für die Parteigründung stellen. Und sollte sie Erfolg bei Wahlen haben, werde es auch keine „Brandmauern“ geben – auch nicht zur AfD.

Seit der Ankündigung Maaßens melden sich Tag für Tag Menschen aus allen Teilen Deutschlands bei der WerteUnion, die das Experiment mit Interesse und auch Sympathie beobachten. Wir trafen drei Unternehmer, die uns sagten, weshalb.

Alexander Matuschka (Executive Agent)

Herr Maaßen überzeugt mit dem, was er sagt. Er ist weniger Politiker, hatte aber ein hochpolitisches Amt inne und kennt die Probleme dieses Landes mit einer Innenansicht wie nur wenige andere. Zudem leugnet er die Probleme nicht und redet nichts schön. Ein Riesenvorteil der WerteUnion liegt also darin, dass die WerteUnion das bürgerlich-konservative Wertespektrum der ‚alten‘ CDU/CSU bis hin zum konservativen Flügel der SPD und der FDP sowieso aufgreift, das in den letzten 10 Jahren unter Angela Merkel weitgehend abhandengekommen ist – bis heute. Mit der WerteUnion erhält also scheinbar jener Teil der Bevölkerung, der sich mit familiären Werten, mit christlichen Werten, aber auch mit Kaufmannstugenden und Leistungsbezogenheit wieder vermehrt Stimme, als dies in der heutigen CDU bisher der Fall ist. Denn zum Teil hat die CDU in den vergangenen Jahren versucht, die SPD und die Grünen links zu überholen – beim Atomausstieg, beim Gendern, bei ungesteuerter Migration bzw. bei der schlechten Integration.

Viele mittelständische Unternehmer, Gewerbetreibenden und Einzelunternehmer blicken inzwischen mit größter Sorge, wenn nicht sogar offener Angst auf die Zukunft unseres Landes. Sie fühlen sich von der Ampel-Regierung in keinster Weise abgeholt, sondern im Gegenteil: missachtet und gegängelt und sogar zum Teil gedemütigt.

Von der CDU, die mit Grabenkämpfen zwischen Alt-Merkel-Anhängern und Merz-Anhängern beschäftigt ist, fühlen sie sich ebenfalls bisher nicht repräsentiert.

Das, was sich an Herausforderungen vor uns aufbaut, Stichwort: Ukraine, Energiekosten, öffentliche Verrohung, Elektromobilität aus China, weiterhin eine dramatische Energiekrise sowie ein angeknacksten Verhältnis zu Amerika und der Niedergang des produzierenden Gewerbes bei uns in Deutschland, kann ich mir nur wünschen, dass es zu einem zumindestens milden Abstieg kommt, von dem ausufernden Nahost Konflikt ganz zu schweigen. Da traue ich zwar der AfD und anderen neuen Parteien auch nicht per se Wunder zu. Sahra Wagenknecht als Einzelkunstwerk oder als Polit-Ikone ist brillant in Think Tanks, in Workshops, in Talkshows und besser als viele andere, die sonst im politischen Rampenlicht stehen. Ihr fliegen die Herzen zu , sicherlich auch aufgrund eines intellektuellen Schattendirektors im Hintergrund. Aber ich halte es für fraglich, ob sie in der Lage ist, tragfähige Parteistrukturen aufzubauen, zumal in kürzester Zeit. Sie ist sehr präsent und medial erfolgreich, und um sie herum ist aber noch viel Schatten. Da gibt es keine Nr. zwei, die ich sehe …

Bernie Paul (Unternehmer)

Ich denke, es gibt genügend Gleichgesinnte, die sich weder bei der CDU, noch ganz rechts außen bei der AfD aufgehoben fühlen. Zu diesen vielen würde ich mich selbst auch zählen. Nur frage ich mich bei der derzeitigen Entwicklung, ob die Gründung gleich mehrerer Parteien wirklich zu etwas Gutem führen kann. Da ist eine Sahra Wagenknecht, von der fühlen sich einige angesprochen. Dann ist da ein Markus Krall, den finden viele in dem Spektrum, in dem ich mich auch aufhalte, sehr gut. Jetzt also noch Hans-Georg Maaßen. Aber zu einer starken Zersplitterung sollte es nicht kommen, die hatten wir schon einmal in der Weimarer Republik: Da gab es zu viele und die konnten sich nicht einigen und das war ganz und gar nicht zielführend.

Keine Frage, es ist die Notwendigkeit da, zu handeln – wir sind sicher schon an einem kritischen Punkt angelangt. Migration, Energiewende, das sind Themen, die uns alle bewegen. Vor der letzten Landtagswahl in Bayern haben wir aus Spaß im Freundes- und Bekanntengreis Wahl-o-Mat gemacht und waren überrascht zu sehen, wie konservativ wir alle eingestellt sind.

Stephan Boyens (Manager Energiebranche, AfD-Mitglied)

Ob Platz für eine weitere Partei ist, wird der Wähler entscheiden. Ich sehe viele Verbindungspunkte zwischen Positionen der CDU und der AfD, sowohl auf der kommunalen, als auch auf der Landes- und Bundesebene. Ein Miteinander wird dadurch verhindert, dass die Führung der CDU sich entschieden hat, eine Brandmauer zu errichten und aufrecht zu erhalten. Wenn das nicht wäre, dann wären die Übergänge fließend, was sie ohnehin sind.  Gedanken kann man durch Mauern nicht aufhalten und politische Ansichten und Konzepte auch nicht.

Eine WerteUnion Partei dürfte interessant sein für die vielen CDU-Sympathisanten wie auch Mitglieder, die sich durch den Merkel-Kurs zunehmend verlassen gefühlt haben. Bernd Lucke wurde bei Gründung der AfD gefragt, warum er die CDU verlassen habe, und seine Antwort war: „Nicht ich habe die CDU verlassen, sondern die CDU hat mich verlassen.“ Das ist eine zugespitzte Aussage, sie bringt es aber auf den Punkt. Genauso geht es zahlreichen Menschen in der CDU. Für manche von diesen ist eine WerteUnion wahrscheinlich eine Alternative zur AfD.

Aber noch einmal: Die Übergänge von der CDU zur AfD sind fließend und letztlich wird man damit der CDU-Wähler wegnehmen und sicher hier und da auch der AfD. Die WerteUnion meint, eine Lücke schließen zu können, die ich aber nicht sehe. Daher räume ich ihr keine große Chancen ein. Die Mühen einer Parteigründung sind nicht zu unterschätzen. Als Gründungsmitglied der AfD weiß ich, wovon ich spreche.

Aber natürlich wünsche ich als guter Demokrat bei der Parteigründung viel Erfolg.

Wettbewerb belebt das Geschäft.

 

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Klaus Kelle, Chefredakteur