Skip to main content

Putins Krieg wird noch lange weitergehen

Kampf um jeden Meter in der Ukraine

Klaus Kelle

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!

Der Krieg um die Zukunft der Ukraine ist noch lange nicht beendet. Wenn man in den Sozialen Netzwerken im Internet liest, dann meint man, Russland habe bereits gewonnen und Präsident Selenskyj sitze in einem Bunker in Kiew auf gepackten Koffern und warte, dass der letzte Hubschrauber kommt, um ihn und seine engsten Familienangehörigen auszufliegen. Nach Miami, Marbella, Nizza oder sonst irgendwo, wo er angeblich mit Schwarzgeld-Geschäften Millionenvermögen bunkert und Häuser besitzt. Natürlich sind diese teils hanebüchener Geschichten Teil der russischen psychologischen Kriegsführung.

Aber die Wahrheit ist viel profaner. Die Ukraine ist weit davon entfernt, besiegt zu sein oder auch nur aufgeben zu müssen.

Klar, die ukrainische Gegenoffensive hat keine deutlichen Geländegewinne gegen die russischen Invasoren gebracht. Zu zögerlich waren die westlichen Staaten mit der Lieferung von Granaten, Panzern und Flugzeugen, die dringend notwendig sind, um die völlig überschätze Armee Putins aus dem Osten der Ukraine und von der Krim zu vertreiben. Aber möglich ist das immer noch.

Jeder Kilometer Gelände-Rückeroberung ist hart erkämpft

So gelang es den ukrainischen Streitkräften gerade, am umkämpften Dnipro-Ufer vorzustoßen und die russischen Soldaten am vom Russland kontrollierten Ostufer des Flusses zurückzudrängen. Der aktuelle Landgewinn der Ukrainer beträgt nach offiziellen Angaben drei bis acht Kilometer, sagte Armeesprecherin Natalia Gumenjuk im ukrainischen Fernsehen. Und: „Wir haben noch viel Arbeit vor uns!“

Ja, das haben sie zweifellos. Es geht gegen einen Aggressor, von dem man angenommen hat, er verfüge über die zweitstärkste Armee der Welt. Seit Februar 2022 weiß diese ganze Welt aber, dass die regulären Streitkräfte der Russen eine schlecht ausgebildete, unmotivierte Trümmertruppe ist, deren Soldaten ohne die gut ausgebildeten und bezahlten Wagner-Söldner vermutlich längst zu Hause oder tot wären.

Sie und ich wissen, dass es vermutlich keinen Gewinner in diesem mörderischen Krieg geben wird. Alles spricht für einen Kuhhandel, den die beiden ausgebluteten Armeen irgendwann werden eingehen müssen. Und – egal wie die „Einigung“ dann ist – den Grundstein für weiteres Zerstören und Morden im Donbass und Luhansk legen wird.

200.000 Tote hat Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine bisher an Blutzoll gefordert

Und wofür? Können Sie mir irgendeinen rationalen Grund nennen, der dieses Opfer rechtfertigen würde? Und was ist mit den Verwundeten, Gefolterten, Vergewaltigten, den Krüppeln? Die zählt schon keiner mehr. 40.000 Kleinkinder haben die Russen seit Kriegsbeginn nach eigenen Angaben nach Russland „in Sicherheit gebracht“, wie sie die Entführung gegen die Willen der Kinder und Eltern nennen. Was sind das für Barbaren, oder? Frischfleisch für den Führer, wenn der nächste Feldzug gegen irgendein Nachbarland ansteht und zu wenige Soldaten da sind.

700.000 junge russische Männer sind in Nachbarstaaten – ehemalige sowjetische Teilstaaten – abgehauen, als Putin zur Mobilmachung aufrief. Ungefähr 150.000 russische Soldaten sind in diesem Krieg bisher gestorben, wie amerikanische Analysten meinen zu wissen. Überprüfen können wir das nicht. Aber die Ukraine ist quicklebendig, der Wille des Westens – Amis, EU und NATO – dem bedrängten Volk zu helfen, ist ungebrochen, was ich nicht für möglich gehalten hätte angesichts der Pussy-Politikergeneration unserer Zeit.

Die Kriegsführung hat sich verändert

Es wäre wirklich gut und höchste Zeit, daß der Wahnsinn endlich endet. All das Morden, Zerstören und Vergewaltigen, aber das ist nicht absehbar. Nun hat der Winter begonnen, die Kämpfer beider Seiten ringen verbissen um jeden Meter. Viel hat sich verändert in Sachen Kriegsführung, insbesondere durch den massenhaften Einsatz von Kampfdrohnen auf beiden Seiten.

Die gnadenlosen Bodenkämpfe der vergangenen Tage fanden nach britischen Geheimdiensterkenntnissen im Raum Kupjansk an der Grenze zwischen Charkiw und Luhansk, rund um die Stadt Awdijiwka im Gebiet Donezk und am Fluss Dnipro im Gebiet Cherson statt. Dort ist es den ukrainischen Streitkräften gelungen, einen Brückenkopf auf dem eigentlich russisch besetzten Südufer zu errichten und zu befestigen.

Nein, dieser Krieg ist noch lange nicht entschieden. Und er ist noch lange nicht vorbei …

Ihr Klaus Kelle

 

 

 

Spendenaufruf

+++ Haben Sie Interesse an politischen Analysen wie diesen?
+++ Dann unterstützen Sie unsere Arbeit
+++ Mit einer Spende über PayPal@TheGermanZ
oder einer Überweisung auf unser Konto DE03 6849 2200 0002 1947 75 +++


Klaus Kelle, Chefredakteur