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Klaus taucht in die Hochkultur ein

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!

Gehen Sie regelmäßig ins Museum, in Ausstellungen oder ins Theater? Bei mir ist das so lala. Aber wenn unsere große Tochter mal zu Besuch in die Hauptstadt kommt, ist das auch für mich eine gute Gelegenheit, mich kulturell mal wieder auf einen neueren Stand zu bringen.

Brandenburger Tor, Reichstag, Regierungsviertel sind ein Muss für meine Besucher aus Westdeutschland in Berlin. Und irgendeine Show, ein Konzert auch. Ich habe – man mag es gar nicht aussprechen – endlich auch erstmals „Cabaret“ angeschaut, das Berlin-Musical, mit dem Liza Minnelli in der Rolle der Varietésängerin Sally Bowles am Broadway begeisterte. Nun, wir waren im „Tipi am Kanzleramt“, aber die Vorstellung war letztlich begeisternd. Vor der Pause war mir persönlich zu viel Regenbogen- und Schwuppen-Gedöns, aber im zweiten Teil ging‘s richtig zur Sache und da blieb dem Varieté-Besucher oftmals das Lachen im Halse stecken.

Was ich Ihnen aber eigentlich erzählen möchte, ist, dass wir auf Empfehlung eines Freundes die Ausstellung von Eva Fàbregas in der Nationalgalerie Hamburger Bahnhof angesehen haben. Eine opulente Installation, „amorphe Skulpturen in einem organisch gewachsenen Raum“, wie es im Begleitheft heißt. „Papa, so ähnlich haben Deine Blutbahnen ausgesehen, als Du deinen Herzinfarkt hattest“, beliebte mein Kind zu scherzen. Aber irgendwie hatte sie wohl recht damit, jedenfalls war die Einschätzung näher dran als am versprochenen „sinnlichen Raumerlebnis“.

Und da wir nun schonmal da waren, schlenderten wir auch noch eine Stunde durch drei andere Ausstellungen dort, wobei uns die Bilder der Malerin Christina Quarles gut gefielen, auch wenn sie „queere Körper“ zeigen sollten und Fred Sandbacks…ja, ich weiß gar nicht, wie man das nennen kann, irgendwie ein wenig…sagen wir, einfach waren. Egal, es war ein gutes Gefühl, mal wieder etwas Kultur abseits des politischen Alltagsgeschäfts zu inhalieren.

Und es war eine Menge los da im Hamburger Bahnhof

Kunst ist das wert, was es einem persönlich wert ist, oder? Augenscheinlich viele Besucher der Ausstellungen dort kamen aus anderen Ländern. Überall liefen Asiaten herum und Menschen mit dunkler Hautfarbe, hier wurde englisch gesprochen, da spanisch und dort irgendwas osteuropäisches, keine Ahnung von wo. Aber Kultur ist wichtig, selbst wenn sie uns persönlich oft nicht anspricht. Bei einem „Kunstwerk“, das wir betrachteten, sagte meine Tochter, der Künstler müsse vielleicht mal zum Therapeuten. Und sie hatte auch damit Recht.

Bevor wir den Hamburger Bahnhof verließen, kam mir Vicky wieder in Erinnerung. Sie stammt aus Ostdeutschland und wir hatten 1997 einige Monate eine Beziehung (wie man das heute nennt) und waren auch in New York in dieser Zeit. Wir besuchten natürlich das Museum of Modern Art (MoMa) dort.
Vor einem gemalten Bild blieben wir schweigend stehen und betrachteten es mit konzentrierter Miene. Es war weiß, zeigte einen diagonalen schwarzen Strich und einen horizontalen schwarzen Strich. „Was kostet so ein Bild wohl, wenn man es kaufen will“, fragte sie mich und ich antwortete vage „Vielleicht 500.000 Dollar.“ Sie schaute mich von der Seite an und sagte: „Ihr spinnt doch alle im Westen.“

Schon da hätte ich wissen können, dass das mit uns keine dauerhafte Sache werden würde…

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur