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Unterwegs in Potsdam – englisches Frühstück und alte Freunde

Einen schönen, frostigen und guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!

Auch schon wach? Ich sitze seit 4 Uhr am Computer und bereite meinen Tag vor. In Potsdam übrigens, eine tolle Stadt. Sie wissen, dass ich ein Faible für Ostdeutscheland habe. Erfurt ist meine Nummer 1, gefolgt von Weimar, aber wenn ich hier durch die Innenstadt mit den gefühlt 1000 kleinen Restaurants und Bagelshops schlendere oder versuche, im Zigarrengeschäft Simon an der Friedrich-Ebert-Straße noch irgendwas kleines Kubanisches zu erstehen, dann fühle ich mich hier wie Zuhause.

Anfang der Woche war ich mit einem jahrzehntelangen Freund aus dem Mediengeschäft frühstücken, um ein paar Dinge für ein gemeinsames aktuelles Projekt zu besprechen. Ich kenne mich hier nicht wirklich aus, so befragte ich Herrn Dr. Google, der mir ein Frühstückscafé mit dem schönen Namen „A slice of Britain“ empfahl. Ein britisches Frühstückscafé – der Hammer, wirklich. It was so phantastic british, der Chef, natürlich Engländer, erzählte mir, dass er hier seit 20 Jahren Scones mit clotted Cream anbietet und gefüllt Millionen Sorten feinsten Tees vorrätig hat. Neben uns zwei Damen, ganz offensichtlich britisch. Mitte 40, Hütchen auf dem Kopf, parlierten in englischer Sprache. Ich bestellte ein paar dicke Weißbrotscheiben, gegrillte Tomaten, zwei Spiegeleier, Baked Beans, Bacon und Schweinswürste – für meinen Cholesterinspiegel vielleicht nicht die allerbeste Idee. Aber meine Cholesterin-Werte jüngst beim hausärztlichen Check waren unauffällig und absolut im Rahmen – was den Arzt übrigens etwas überraschte. Zum Frühstück bestellte ich dann…einen Kaffee. Absoluter Stilbruch, oder. Und was für einen? Sie ahnen es! Na, klar, „americano“ ohne Zucker bitte!

Und warum wählen in dieser tollen Stadt immer noch 18,1 Prozent die Kommunisten?

Was ich Ihnen erzählen will heute Morgen: Ich bin total gern in Ostdeutschland, habe hier richtig gute Freunde, ein paar sogar noch aus der Nachwendezeit. (Gruß an Heidrun, die ich gerade nach 25 Jahren getroffen habe!) Ich glaube, dass vereinte Deutschland funktioniert im Alltag viel besser, als man das manchmal annimmt, wenn man in politischen Blasen unterwegs ist, wo manche die „Ami-Knechte“ geißeln und sich von „Besser-Wessis“ mal gar nichts sagen lassen. Und andere in Westdeutschland ihre Vorurteile kultivieren und in Chatgruppen bedauern, dass man die Mauer nicht wieder aufbauen und unsere ostdeutschen Landsleute wieder „den Russen“ zuführen könne, wenn sie Putin so toll finden.

Warum können wir uns nicht einfach mal freuen, über all das, was Deutschland erreicht hat in den vergangenen 30 Jahren? Was sind wir für ein seltsames, missmutiges Volk geworden? Immer schlecht gelaunt, immer auf der Suche nach dem nächsten Untergang. Die D-Mark wird wieder eingeführt, die EU bricht zusammen, die Reichsbürger machen Prinz Reus zum deutschen Kaiser, Tausende erfrieren ohne russisches Gas in ihren Wohnungen, Putin – gestern Abend von einem privaten Freund gehört – plant den Atombombeneinstz gegen Deutschland und so weiter und so weiter.

Wissen Sie, was ich denke? Nichts davon wird passieren. Wirklich nichts. Ihnen allen einen schönen und ruhigen Donnerstag! Ich mache mir jetzt noch einen Kaffee… Schon 4,59 Uhr? Wo ist bloß die Zeit geblieben?

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Klaus Kelle

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Klaus Kelle, Chefredakteur