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Regionale Bio-Küche, Veganismus und Nachhaltigkeit

Food Truck – die besondere Art von Essen auf Rädern

Food Truck in Paderborn.

von ESTHER VON KROSIGK

MÜNCHEN – Der Sommer im Süden Deutschlands steht im Zeichen des Food Truck Festivals: In verschiedenen Regionen Bayerns legen Dutzende der mobilen Küchen an den Wochenenden einen Stopp ein und präsentieren ihre kulinarischen Spezialitäten. Ausgefallene Burgerkreationen, spanische Tapas oder hawaiianische Poke Bowls können in Rosenheim, in Hof, in Forchheim und vielen anderen Orten auf den Straßen probiert werden. Das Ganze erhält seinen Festival-Charakter durch ein abgestimmtes Entertainmentprogramm. Aber was genau hat es mit dieser Art von Streetfood auf sich?

Der Urtyp des Foodtrucks versorgte die Cowboys in der Prärie

Wer in Sachen Essen etwas bewandert ist, kennt die Foodtruck-Bewegung schon seit einiger Zeit. In Deutschland kam sie vor etwas mehr als zehn Jahren auf und gewann schnell an Popularität. Die originelle Aufmachung der Fahrzeuge und das ausgefallene Speisenangebot faszinieren die Menschen. Kaum jemand wird heutzutage noch den Foodtruck mit dem Imbisswagen verwechseln, der schon von Weitem durch den eindringlichen Fritten-Geruch auszumachen ist. Natürlich sind beides Formen des Schnellimbisses – denn ähnlich wie die deutsche Variante dienten auch die umgebauten Trucks ursprünglich dazu, die Menschen in Großstädten der USA mit schmackhaften Mahlzeiten zu versorgen.

Historisch reicht es sogar noch ein Stück weiter zurück: Als die Cowboys vor 150 Jahren durch die Prärie zogen, entstanden für ihre Versorgung sogenannte „Chuck Wagon“. Sie gelten als der Urtyp des Foodtrucks – aus Holz gezimmert und mit der Antriebskraft von vorgespanntem Vieh. Der Speiseplan der Viehhüter bestand gewöhnlich aus Rinder- und Bisonfleisch, das mit Bohnen, Mais und Weißkohl zubereitet wurde. Die Köche waren vollumfänglich für das leibliche Wohl zuständig, denn ihnen oblag auch die medizinische Versorgung der Cowboys.

Die rollenden Küchen haben sich zu einem lukrativen Business entwickelt

Seitdem haben sich die Foodtrucks enorm gewandelt – sie sind zu Luxusküchen auf vier Rädern avanciert. Ganz allmählich hat sich die gesamte Szene professionalisiert und profitabilisiert. Allein in Nordamerika wird mit Foodtrucks ein Umsatz von jährlich etwa 1,2 Milliarden Dollar erzielt. Für Deutschland liegen keine Zahlen vor, aber die Bewegung ist beträchtlich gewachsen: Innerhalb von fünf Jahren stieg die Anzahl der Foodtrucks um mehr als das Dreifache, im Jahre 2020 waren schätzungsweise 1000 Küchen auf Rädern unterwegs.

Passé sind die Zeiten, als die Pioniere der Bewegung selbst Hand anlegten und ihre Fahrzeuge zu mobilen Edelstahlküchen umbauten. Heute gibt es die „Verkaufssysteme für die mobile Gastronomie“ komplett ausgestattet ab Werk: Hersteller bieten neben Food Trucks auch Verkaufsanhänger und Verkaufscontainer an. Ein neuer schicker Grillwagen mit allem Schnickschnack in US-Optik kostet ab 100.000 Euro aufwärts. Jenen, denen solche Preise zu hoch sind und die das Business zunächst testen wollen, können die rollenden Küchen zunächst anmieten.

Regionale Bio-Küche, Veganismus und Nachhaltigkeit heißen die Trends

Kein Zweifel: Der Foodtruck hat sich zu einem beliebten Konzept unter deutschen Gastronomen entwickelt. Denn das Einsatzspektrum für die Fahrzeuge ist nahezu grenzenlos. Dank Mobilität können Street Food Märkte und Open-Air-Veranstaltungen schnell angefahren werden, auch die Nachfrage für Firmenfeiern im Freien ist groß. Für die tägliche Versorgung von Mitarbeitern lassen sich die Wagen ebenfalls flexibel nutzen. So können mehrere Trucks im Wechsel Firmen-Kantinen ersetzen: „Dass es jeden Tag etwas komplett anderes gibt, so etwas kann keine Kantine leisten“, äußerte Franziska Weidner von „Food Trucks United“ in einem Interview mit DelikatEssen über die Vorzüge der Küchen-Wagen.

Gäste schätzen überdies die Vielseitigkeit und Originalität der angebotenen Leckerbissen. Und ihre Qualität – von Beginn an wurde in der Food Truck-Szene auf hochwertige Zutaten besonderen Wert gelegt und auf Trends wie Bio, Veganismus und Nachhaltigkeit. Eine Rolle spielen auch regionale und persönliche Vorlieben der Wagen-Betreiber. Auf dem bayerischen Festival werden neben holländischen Mini Pancakes und Mexican Wraps auch Mehlwürmer & Heuschrecken angeboten, selbstverständlich vegetarisch, vegan und glutenfrei. Für jeden Geschmack ist also etwas dabei, zudem darf man auch kleine und kostengünstigere Portionen – sogenannte Taster – ordern, um die ganze Bandbreite an Spezialitäten zu probieren. Da wird kaum jemand widerstehen können.

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Klaus Kelle, Chefredakteur